Solarpark am Golfplatz als Lösung der Energiekrise?
Der Gaspreis steigt, der Strompreis auch – die ersten Berechnungen mit Hinblick auf die neuen Energiepreise bei Golfanlagen verheißen nichts Gutes: „Wir landen bei viermal so hohen Gaskosten wie bisher“, stellt Wolfgang Mych, Geschäftsführer der 27-Löcher-Anlage Gut Kaden in Hamburg fest. Sein Kollege Wolfgang Michel im GC München-Eichenried kalkuliert sogar mit den fünffachen Kosten. Beide Anlagen zählen in Deutschland zu jenen Anlagen, die als up-to-date und top-geführt gelten. Hier ist die Aussage klar: Die Energiekrise schlägt auch auf deutschen Golfanlagen voll durch und sorgt für Betriebsamkeit.
Umstieg auf alternative Energien
Die Installation von Solaranlagen, Wärmepumpen und alternativen Heizungsvarianten ist derzeit neben der Dürre in Deutschland das beherrschende Thema. Clubhäuser, oft 30 Jahre alt, sind zum Teil überdimensioniert groß gebaut worden. Sie werden auf vielen Anlagen ebenso zum Problem wie veraltete Maschinen und Bewässerungsanlagen, die zu viel Strom verbrauchen.
Glücklich sind die, bei denen die Realisierung der Umstellung schon geschafft ist: „Wir haben vor fünf Jahren im Clubrestaurant von Gas auf elektrische Energie umgestellt. Jetzt haben wir eine Solaranlage mit 95 kw Leistung in Betrieb genommen“, erklärt Heiner Mohring, Vorstand für Golfplatzpflege und Gebäude, der Golfanlage Hetzenhof in Baden-Württemberg. „Die Gesamtinvestition für Solar lag bei 120.000 brutto, das wurde aber bereits alles im vergangenen Jahr angegangen. Im Sommer gehen wir davon aus, dass wir den Stromverbrauch tagsüber decken und den Rest einspeisen.“ Nachdem man die Photovoltaik-Anlage erst ohne Speicher testet, ist nur der Stromverbrauch der Beregnungsanlage, die nachts läuft, noch nicht gedeckt. Generell aber ist Mohring erst einmal entspannt: Die Energiekrise hat man am Hetzenhof im Griff.
In Gut Kaden will man sogar noch einen Schritt weiter gehen. Auch dort beschäftigt man sich bereits seit längerem mit der Thematik. „Nachdem wir auf die Dächer unserer Gutsgebäude, die zum Teil unter Denkmalschutz stehen, keine Paneelen haben wollten, haben wir ein 15 Hektar großes, ungenütztes Grundstück von uns auf der anderen Autobahnseite ins Auge gefasst,“ erklärt Mych. Hier soll ein externer Betreiber den Solarpark betreiben, die Golfanlage erhält den nötigen Strom, der auch für Carts, autonome Mäher und zahlreiche andere Geräte genützt werden soll. „Ich gehe davon aus, dass wir das hinbekommen – aber es dauert deutlich länger als wir dachten“, muss Mych einräumen.
Genehmigungsprozess ist aufwändig
Geplant sind hier höher gelegte Solarpaneelen, unter denen Bewuchs stattfindet. Auf den Flächen können sich auch die Tiere weiter bewegen. Ein Biologe musste das Grundstück zweimal untersuchen, Fauna & Flora kategorisieren. Der gesamte Genehmigungsprozess, so Mych, sei durch die Corona-Pandemie, vorgegebene Fristen und Einspruchsmöglichkeiten, kein einfacher. „Das geht alles nicht so schnell, wie wir alle denken“, gibt er seinen Kollegen mit. Überrascht hat ihn dabei, dass es kein Problem gewesen wäre, die Solarpaneelen auf die denkmalgeschützten Gebäude zu installieren.
Zuhause-Kraftwerk reduziert Stromkosten
Bis dato hatte die Golfanlage schon durch ein sogenanntes Zuhause-Kraftwerk die Stromkosten deutlich reduziert. Hier wird im Rahmen der Gasheizung Strom erzeugt und kann selbst genützt werden. „Dieses Kraftwerk werden wir in Zukunft nicht mehr nutzen“, erklärt Mych. Die Solaranlage in Form eines Solarparks erscheint ihm als wegweisende Lösung für Golfanlagen mit ihren großen Ausgleichsflächen, weil erhöhte Kosten, wie sie in diesem und im nächsten Jahr entstehen, aus seiner Sicht von Golfanlagen kaum erwirtschaftet werden können.
All‘ jene, die mit der Planung von Solar- oder neuen Heizanlagen nicht bereits vor der Ukraine-Krise begonnen haben, stehen vor einem harten Winter. Gerade in eingetragenen Vereinen, bei denen erst Mitgliederversammlungen über Investitionen beschließen müssen, wird offen über eine längere Schließung der Clubhäuser im Winter diskutiert. Die Stromkosten in diesem Herbst und im nächsten Jahr fallen aber trotzdem an.
GC Freiburg spart 30% Stromkosten
Allerdings sind die Nachrichten von all‘ jenen, die schon umgerüstet haben, so positiv, dass sie Motivation genug sein durften, sich intensiv mit der Thematik zu beschäftigen: „Wir produzieren seit 27. Februar Strom, sparen 30 Prozent der Kosten und haben eine Solaranlage mit 30 kw“, resümiert Rossini Postiglione, Geschäftsführer des Freiburger Golf Clubs. Auf den Dächern war nicht mehr möglich – aber das, so Postiglione sei immerhin schon ein erster Schritt.