Nachhaltigkeits-Check: Porsche European Open
Wie sieht es eigentlich mit dem Thema Nachhaltigkeit bei der Porsche European Open aus? Nachdem immer mehr über den CO₂-Abdruck von Großveranstaltungen im Sport gesprochen wird, war dies für Golf Sustainable ein Anlass, vor Ort einen Blick auf den Ablauf zu werfen.
Grundsätzlich gilt dabei im Golfsport: Das Thema „Nachhaltigkeit eines Profiturniers“ steckt noch in den Kinderschuhen. Der R&A als Veranstalter von The Open gilt hier als Vorreiter in Europa, die Waste Management Open in Arizona dominiert auf der PGA Tour in den USA. Auf der LPGA Tour der Damen hat im vergangenen Jahren eine Bestandserhebung stattgefunden, auf der Ladies European Tour gehen die Aktivitäten gegen Null. Bei der Porsche European Open wurde kein spezielles Nachhaltigkeitskonzept vorgelegt, das Thema wurde weder auf der Website noch in einer der Medienmitteilungen angesprochen.
Mobilität
Der Faktor Mobilität gilt als größter Stolperstein der Nachhaltigkeitsdebatte im Golfsport. Die Aberdeen Standard Investment Ladies Scottish Open in Schottland 2019 haben ebenso wie die Waste Management Open 2022 den CO₂-Fußabdruck von Spielern und Caddies ausgeglichen. Das ist bei der Porsche European Open nicht der Fall.
Ebenso wie viele andere Golfplätze liegt der Green Eagle Golf Course weit außerhalb eines Stadtzentrums. Dies bedingt eine hohe Transfer-Logistik für Spieler, Caddies, Betreuer, Funktionäre, Geschäftstreibende, Medienvertreter und Mitarbeiter-Staff und Zuschauern während der viertägigen Veranstaltung. Einige der im knapp 40 Kilometer entfernten Hamburger Spielerhotel untergebrachten Teilnehmer wurden mit je einem der insgesamt 30 Porsche Shuttle-Fahrzeugen an den Turnierort gebracht, die alle elektrifiziert waren. 24 Sportwägen des Modells Taycan wurden den Angaben des Namenssponsors zufolge dabei vollelektrisch betrieben und die sechs anderen Fahrzeuge waren E-Hybrid-Varianten des Modells Cayenne.
Spieler, die nicht in Hamburg, sondern im rund 20 Kilometer entfernten Lüneburg untergebracht waren, mussten wie einige Caddies, Geschäftstreibende, Medienvertreter und Mitarbeiter von dort aus die Eigenanreise wählen. Entweder mit dem eigenen Fahrzeug, mit dem Taxi oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Ab dem Bahnhof in Winsen (Luhe) war ein Shuttle-Bus eingerichtet. Dieser (nicht elektrisierte) Linienbus fuhr den rund fünf Kilometer entfernten Golfplatz im Stundentakt an, ansonsten befand sich keine offizielle Bushaltestelle in fußläufiger Reichweite (der nächste Halt lag knapp zwei Kilometer entfernt). Abgesehen von der ungünstigen Anschluss-Taktung des Shuttle-Busses, die vermehrt lange Wartezeiten von den aus Süden mit dem Zug anreisenden Zuschauern bedeutete, verlief die Nutzung im Test am ersten Turniertag fast reibungslos.
Plastikmüll und Energie
Ein großer Posten des anfallenden Plastikmülles bei solchen Großveranstaltungen sind oftmals Verpackungen, Geschirr und Besteck für Essen und Getränke. Bei der British Open begann man bereits 2019 im Bereich der Spieler komplett von Plastikflaschen auf wiederauffüllbare Flaschen zu wechseln. Das war beim Hamburger Turnier nicht der Fall. Bei der Porsche European Open standen den Spielern auf ihrer Runde Getränke eines Sponsors in einer Mehrweg-Plastikflasche zur Verfügung, die vor und nach jeder Bahn in blauen Papptonnen (getrennt von anderen Verpackungen) entsorgt werden konnten. Für Zuschauer und Mitarbeiter variierten die Getränke-Verpackungen. Während in der Public Area rund um Aussteller und Gastronomie sowohl Plastik-Mehrweg als auch Einweg-Pfandflaschen über die Tresen der Verkaufsstände wanderten, überwogen an der neben Bahn 18 gelegenen VIP-Lounge, abgesehen von vereinzelten Pappbechern für Heißgetränke, Glasbehälter.
Der für Porsche-Besitzer exklusive Porsche Owners‘ Garden an Bahn 17 für seine bis zu 75 Gäste war bei seinen gastronomischen Angeboten sowohl bei den Getränken als auch beim Geschirr und Besteck komplett plastikfrei. Die Verpflegung von Mitarbeitern und Medienvertretern erfolgte mit Einweg-Holz-Besteck aus Holz sowie Einweg-Tellern aus abbaubaren Palmblatt-Material.
Alternative Energie?
Die Energieversorgung abseits des Bereiches der Public Area erfolgte vielerorts mit Strom-Aggregaten. Über die Form der Energie, den Einsatz spezieller Einrichtungen zum Energiesparen und andere nachhaltige Projekte während der Porsche European Open machte der Turnierveranstalter auf Anfrage keine Angaben.
Engagierte Golfanlage
Der Green Eagle Golf Course an sich ist auch abseits des Turniers für seine zahlreichen Natur-Projekte abseits der Porsche European Open bekannt. Die Golfanlage am Rande der Lüneburger Heide bewirtschaftet die Anlage naturnah, nachhaltig und vor allem mit vielen eigenen Tieren. Mit 300 Hühnern, Herford-Rindern aus Familienzucht, Enten und Schafen punktet die Golfanlage Green Eagle ebenso wie bei den regionalen Produkten aus naturnaher Haltung auf der Speisekarte des „Beavers“-Clubrestaurants.