Golfplätze geben Bienen eine Chance
Die artgerechte Haltung von Bienen auf dem Golfplatz nimmt beim Thema Artenvielfalt eine bedeutende Rolle ein. Kein Wunder also, dass die Förderung von Bienen auf Golfanlagen europaweit eine wichtige Rolle spielt. Vor dem Winter 2022/2023 wollten wir wissen, wie es in Deutschland um die Gesundheit der Bienenvölker steht. Dazu hat Golf Sustainable exemplarisch eine Umfrage bei den 26 Golfclubs in Bayern gestartet, die im „Blühpakt Bayern“ vertreten sind. Sie setzen beim Thema Bienen auf unterschiedliche Konzepte.
Hinsichtlich der Anzahl der Bienenvölker und bei der Zusammenarbeit mit Fachkräften bestehen auf den Anlagen Unterschiede. Experten aus der Imkerei geben Betreibern und Golfern dabei wertvolle Verhaltenstipps, skizzieren aktuelle Entwicklungen, bieten einen Leitfaden zur Haltung der Bienenvölker vor der anstehenden Überwinterung und klären über Krankheitsbilder und wichtige Vorgehensweisen bei der Bienenhaltung auf. Ein Überblick zum aktuellen Stand beim Thema Bienen auf ausgewählten bayerischen Golfplätzen.
Allgemeine Entwicklung
Folgt man Berichten des Länderinstituts für Bienenkunde, einer von fünf deutschen Bundesländern getragene Forschungseinrichtung für Bienenbiologie, ist allgemein die Bienenhaltung in Deutschland über Jahrzehnte hinweg stark zurückgegangen. Wurden dem Institut zufolge in den 1950er Jahren noch bundesweit über zwei Millionen Bienenvölker gehalten, sind es derzeit nur noch gut ein Drittel davon. „Der Klimawandel macht sich bemerkbar“, sagt Markus Böhner, Bienenfachwart und Bienen-Sachverständiger aus der Oberpfalz mit Verweis auf die Trockenheit 2022, die mancherorts bei Pflanzen zu weniger Nektarertrag geführt haben.
Der Deutsche Imkerbund (DIB) spricht indes von einer etwas größeren Menge von rund einer Million Bienenvölkern in Deutschland. Davon entfielen 2021 rund 200.000 Bienenvölker und ca. 33.000 im DIB organisierte Imker auf Bayern, das demnach den größten Anteil unter den Bundesländern besitzt.
Bienenvölker auf Golfanlagen
Platzhirsch bei der Bienenhaltung unter den deutschen Golfanlagen ist der GC München Eichenried, der laut eigenen Angaben über 100 Bienenvölker auf seiner Anlage hat, die von Imker Willi Hermann versorgt werden. Bei den anderen 16 bayerischen Golfclubs, die auf die Anfrage von Golf Sustainable zum Thema Bienen auf Golfanlagen reagierten, werden zwischen einer und zehn Bienenvölker auf dem eigenen Golfplatz gehalten.
Im Durchschnitt sind es ohne die Eichenrieder Anlage knapp fünf Völker auf der Anlage (beim Golfclub Erding-Grünbach existieren zudem weitere 25 Völker direkt am anliegenden Nachbargrundstück). Dies liegt etwas unter dem Bundesdurchschnitt von 6,7 Bienenvölkern, die laut DIB-Angaben jeder deutsche Imker derzeit besitzt. Zwei Anlagen gaben an, aus unterschiedlichen Gründen gar keine Bienen auf der eigenen Anlage zu halten.
Auftretende Krankheiten
Insbesondere in den Wintermonaten eine Vermeidung der klassischen Krankheiten von Bienen anzustreben. Hierbei nennen Experten zuvorderst vor allem zwei häufige Krankheitsbilder. Zum einen eine spezielle Durchfallerkrankung („Ruhr“), die zum Winterende und Frühjahr auftritt und welche durch Krankheitserreger im Kot zum Tod von ganzen Völkern führen kann. Verstopfte Fluglöcher, häufige Wetterumschwünge oder ungeeignetes Winterfutter werden als häufige Ursachen für diese Krankheit genannt.
Die zweite nicht ganz selten eintretende Krankheit ist das Aufkeimen der sogenannten Varroamilbe, die Bienenvölker anfälliger vor dem Befall von Viren macht.
Generelle Tipps für Golfanlagen
Generell empfiehlt Böhner die Haltung von mindestens zwei Bienenvölkern, damit man bei einem nie gänzlich auszuschließenden Verlust eines Volkes (z.B. bei Verlust der Bienenkönigin) nicht wieder bei null anfangen müsse. Angesichts der steigenden Komplexität bei der Haltung der Tiere durch Hinzukommen von immer unterschiedlicher ausgearteten Viren ist die Bienenhaltung laut dem Fachmann im Laufe der Zeit immer schwieriger geworden. Deswegen rät Böhnert von einer Bienenhaltung in Eigenregie von Clubs ab. Zumindest als Paten solle man sich einen Imker als Fachmann mit ins Boot holen.
Leitfaden für die Überwinterung
Laut Böhner benötigen Bienen auf Golfplätzen ebenso wie ihre Artgenossen andernorts vor allem eines: „Sie benötigen einen Platz in Ruhe„, erklärt Böhner. Einen Abstand von ca. 30 Metern zu allen anderen Bereichen habe man deshalb beim Golf- und Landclub Oberpfälzer Wald gewählt, den Böhner betreut. Denn nur mit wenigen Störungen könne beim Insekt eine Verringerung der Körpertemperatur vermieden werden, die bei kalter Witterung für Bienen tödlich enden kann.
Zudem sollte am Standort des Bienenstocks immer wieder Sonneneinstrahlung zur Freihaltung der Fluglöcher von Frost vorhanden sein, damit die Biene eine Möglichkeit zum Abkoten außerhalb des eigenen Baus besitzt und damit potenzielle Krankheitserreger fernhält. Eine Ausrichtung der Bienenstöcke nach der Himmelsrichtung ist dem Experten zufolge dabei weniger relevant. Eher wichtiger ist noch eine Umzäunung, damit Mäuse, Waschbären oder andere Schadtiere den Bienenstöcken nicht in die Nähe kommen und diesen Schaden zufügen.
Empfehlungen für das Frühjahr
Der von ABCert offiziell zertifizierte Bio-Imker Michael Ruhdorfer empfiehlt für Golfanlagen generell für die Zeit nach dem Winter das Anlegen von vielfältigen Blühwiesen, so wie es bei dem von ihm betreuten Bienenvolk im Golfclub Wörthsee im Landkreis Starnberg der Fall ist. Lindenblüten, Ahornbäume sowie Löwenzahn- und Rapsfelder seien beispielsweise förderlich für den Nektar-Ertrag. „Wichtig ist für die Bienen, dass sie dann schnell aus dem Winter rauskommen“, meint der Imker, der Privat- und Firmenkunden auch sogenannte Bienenpatenschaften anbietet.
Für Wildbienenarten wie zum Beispiel Hummeln müsse man neben Unterschlupfmöglichkeiten wie beispielsweise Bienenhotels oder Totholzhaufen auch je nach Art an die jeweils passende Blüte denken. Im Vergleich zu Honigbienen seien Wildbienen nämlich nicht so anpassungsfähig.
Regeln für Golfer
Falls Golfer doch einmal einen Ball in die Nähe von Bienenstöcken schlagen, hat Böhner einen einfachen Tipp bei einer solchen Situation parat, der da lautet: Ruhe bewahren. Man sollte nicht hektisch werden, das könnte Bienen schon mal beunruhigen. „Ansonsten stechen Bienen normalerweise nicht einfach so“, erklärt der Fachmann. Mit der richtigen Auswahl des Standortes der Bienenstöcke weit abseits der Spielbahnen ist der beste Schritt getan, damit Golfer beim Spiel erst gar nicht in die Reichweite von Bienen gelangen.