Der Golfplatz Feldafing als Refugium für Wildbienen
Es war eine Begegnung der besonderen Art: Am 23. Juli 2019 entdeckte der Biologe Johannes Schuberth eine Zweihöckerige Mauerbiene. Sie saß gerade auf einer Distel am Rande einer Blumenwiese, die sich westlich der Driving Range des GC Feldafing erstreckt. Eine Überraschung, denn: Zweihöckerige Mauerbienen trifft man eher selten – im Landkreis Starnberg jedenfalls wurde sie zuletzt 1950 nachgewiesen. Sie gilt als gefährdete Rote Liste-Art und ist eine von 52 verschiedenen Wildbienenarten, die Schuberth bei der Kartierung des 60 Hektar großen Golfplatzgeländes im Jahr 2019 entdeckte. Ein „respektables Ergebnis“ befand Schuberth jetzt, als er das Ergebnis der Kartierung veröffentlichte. Das Golfplatzgelände, so seine Einschätzung, habe durchaus Bedeutung als Untersuchungsgebiet für Wildbienen – und das, obwohl das Gelände des GC Feldafing mit seinen vielen Feuchtbereichen eher untypisch für Wildbienen ist.
Die nämlich lieben es sonnig, warm und trocken, oft bauen sie ihre Nester im Boden, zum Teil aber auch in Totholz, Mauerfugen oder Felsspalten. Von dort schwärmen sie aus, um die verschiedensten Pflanzen als Pollen- oder Nektarquelle anzusteuern. Je vielfältiger das Gebiet mit Blumen und Pflanzen bestückt, desto variantenreicher die Wildbienenarten auf einem Gelände. Auch die Veränderliche und die Bunte Hummel, beide ebenfalls auf der Roten Liste geführt, wurden auf dem Golfplatz entdeckt. Insgesamt kam der Biologe auf vier Arten der Roten Liste und zehn, die als sogenannte wertgebende Arten eingestuft sind.
Die Untersuchung auf dem Golfplatzgelände Feldafing war nicht die einzige dieser Art, die 2019 von der Deutschen Wildtierstiftung erarbeitet wurde. Zusammen mit dem Deutschen Golf Verband führt man gerade ein Wildbienenschutzprojekt durch, das im Rahmen des Zertifizierungsprogrammes „Golf und Natur“ läuft. Ziel der Aktion, an der auch der Bayerische Golfverband beteiligt ist, bleibt es, größere unbespielte Flächen auf Golfanlagen für Insekten aufzuweisen. Bei Wildblumenwiesen zum Beispiel sollten mindestens 500 m² groß sein, damit sie als Lebensraum wirklich geeignet sind.
Während Honigbienen in Deutschland inzwischen in der breiten Bevölkerung hohe Popularität genießen, sind die Lebensformen der Wildbienen meist unbekannt. Dabei gelten fast 54 Prozent der bayerischen Wildbienenarten als bestandsgefährdet, 40 davon als ausgestorben oder verschollen.
Dass Golfplätze beim Erhalt der Arten einen wesentlichen Beitrag leisten könnten, zeigte auch die im gleichen Zeitraum stattfindende Bestanderhebung auf dem Golfplatz Thalkirchen, der zum Münchener Golf Club gehört. Hier wurden 58 Wildbienen-Arten entdeckt. Die Studie der Deutschen Wildtierstiftung hält für beide Golfclubs auch Tipps parat, wie man den Lebensraum Golfplatz für Wildbienen noch besser gestalten kann – ohne dabei den Spielbetrieb der Golfer in irgendeiner Weise zu stören. Die Vernetzung von Wildblumenwesen mit Wildkräuterbereichen ist zum Beispiel genauso ein Thema wie die Schaffung von weiteren Totholzhaufen oder die Anpflanzung von blütenreichen Sträuchern wie der Schlehe. Fest steht allerdings schon jetzt: Wildbienen fühlen sich hier erkennbar gut aufgehoben.
Eine der sonnig gelegenen Wiesen des GC Feldafing an Bahn 17 neben der Driving Range. In diesem Bereich fühlen sich die Wildbienen besonders wohl.