Vision 2030: Golf Saudi will Frauen auf den Golfplatz
Die Meldung kam vor drei Tagen: Das Turnier Aramco Saudi Ladies International werde wegen der Corona-Krise nicht abgesagt, sondern auf Oktober verschoben „Das Turnier wird das erste Mal sein, dass weibliche Golfer hier unter Turnierbedingungen spielen und damit in Saudi Arabiens kompletter Umwandlung im Rahmen von Vision 2030 neue Maßstäbe setzen“, hieß es in der Presseerklärung
Tatsächlich ist die mit einer Million dotierte Veranstaltung, die zur Ladies European Tour zählt, eines jener Events, die unter dem Gesichtspunkt von Gender Equality von der Golf Szene interessiert, skeptisch aber auch neugierig beäugt wird. Wie ehrlich meint es ein Staat, der historisch mit der Absage an jegliche Gleichberechtigung für Frauen und die Missachtung von Menschenrechten verbunden wird, tatsächlich mit dem Nachhaltigkeitsprogramm, das den Titel „Vision 2030“ trägt und in dem Golf als Sportart eine entscheidende Rolle spielen soll.
Für Frauen in Saudi-Arabien bedeutet Vision 2030 wesentliche Änderungen: Sie sollen demnach in gleichem Maß Zugang zu Golfplätzen, Driving Ranges und Akademien bekommen wie Männer, wobei derzeit 23 neue Golfplätze in Planung sind.
Dabei stehen vor allem die Kinder im Fokus: Jeder der Golfclubs, die an Vision 2030 teilnehmen, und dies werden nach staatlicher Direktive so gut wie alle sein, soll in Zukunft mindestens einmal pro Woche ein Golfcamp anbieten, das für etwa 30 Kinder gedacht ist. Mindestens fünf der Kinder werden Mädchen sein, ab 2022 sogar zehn. Mit Hilfe eines ausgeprägten, kostenlosen Förderungsprogrammes will man bis 2030 auf über 300 Spieler und Spielerinnen mit einstelligem Handicap kommen. Auch Frauen will man bis zum Profistatus fördern.
Welche der Maßnahmen nur auf dem Papier stehen und ob die Vision 2030 auch für die Frauen am Ende in Saudi Arabien tatsächlich Wirklichkeit werden könnte, ist im Moment noch unklar. Von der Ladies European Tour jedenfalls ist zu hören, dass beim Aramco Saudi Ladies International die Regularien für die Spielerinnen keine anderen sind als bei anderen Turnieren, wenn es um Bekleidungsvorschriften geht oder die Bewegungsfreiheit.
Insofern ist die Golfszene tatsächlich gespannt auf die Realisierung des ersten Damenturniers in Saudi-Arabien. Erst vor Ort wird sich herausstellen, ob die Vision 2030 zuallererst eine Marketing-Maßnahme ist, oder Chancen auf eine Realisierung hat.