Potentielle Lieblingslöcher gibt es auf den zwei Golfplätzen des Verdura Resorts in Sizilien reichlich. Schließlich ist das Meer so nahe, die Küste allgegenwärtig. An normalen Tagen im Frühjahr, wenn die Saison beginnt, sieht die Natur hier ganz friedlich aus. 550 Hektar Land, die sich nahezu unverbaut im Westen der italienischen Insel erstrecken.
Teilweise Zerstörung durch Flut 2018
Die Tatsache, dass Golfer im Frühjahr 2022 erstmals die beiden Plätze nach ihrer teilweisen Neugestaltung erleben können, hat damit zu tun, dass auch in Sizilien nicht immer alles nur eitel Sonnenschein ist. Eine große Flut im November 2018, die auf extreme Regenfälle folgte, spülte einen Teil der Golflöcher weg, die 2010 eröffnet worden war. Die Plätze mussten teilweise geschlossen werden. Am Ende designte der Architekt Kyle Phillips 14 Löcher neu. 2021 im Sommer folgte eine langsame Eröffnung. Jetzt im Frühjahr 2022 sollen auch die Pflegearbeiten so weit sein, dass die Plätze des 5-Sterne-Resorts, das zur Rocco Forte-Gruppe gehört, wieder top sind.
Die Erfahrungen der Flut haben ihre Spuren hinterlassen. Die Regierung der Insel ließ 20 Kilometer des Baches Verdura, der eigentlich sehr unscheinbar vom Meer durch das Resortgelände Richtung Nordosten fließt, ausräumen und säubern, um für die Zukunft einen besseren Durchfluss zu gewährleisten.
Mehr Flutungszonen und bessere Drainage
Um auf zukünftige Extremwetter vorbereitet zu sein, wurde das Design der Plätze, vor allem des East Course angepasst. „Wir haben zum Beispiel einen drei Meter breiten Bachlauf angelegt, der sich durch das Gelände zieht“, erläutert Golfdirektor António Castelo. Hinzu kommen zahlreiche Einbuchtungen und niedrige Überflutungszonen, die auftretendes Wasser in Zukunft zuerst auffangen können, bevor es die Spielbahnen überflutet.“ Das Drainage-System ist nun deutlich leistungsfähiger und pumpt Wasser in einen Speichersee zurück. Dann wird es als Beregnungswasser verwendet.
Große Roughbereiche entlang der Fairways
Die Kargheit Siziliens und die exponierte Lage des Resorts an der Küste haben von der Gründung des Resorts an dazu geführt, dass die Verwendung von Wasser ein großes Thema war. Die Grassorte Bermuda, die mit relativ wenig Wasser auskommt, ist seit dem Redesign der Plätze erste Wahl. Großangelegte Roughflächen sollen nicht beregnet werden. Allerdings kämpfte das Greenkeeping-Team zumindest Ende November 2021 noch damit, dass sich in den Roughbereichen vor allem fettes Unkraut angesiedelt hatte. Das geplante lichte Fescue-Rough, das man ansonsten von Linksplätzen kennt, war in Verdura noch ein ferner Traum.
Bei anderen Nachhaltigkeits-Themen überzeugt das Resort, das insgesamt 230 Zimmer und Suiten hat, mit vielen Details: Unzählige Räder stehen auf dem großen Gelände. Egal ob vom Zimmer zum Golfrestaurant oder vom Spa zum Strand – die rund 350 Räder werden reichlich genützt. Autos sieht man dagegen kaum. Ein wesentlicher Teil der Energie des Resorts wird durch eine Photovoltaikanlage bezogen. Ein Wasser-Recycling-System ist in allen Hotelgebäuden installiert.
Mehr als 3000 Olivenbäume
Wer sich auf der Fahrrad-Tour durch die Außenbereiche der Anlage genau umsieht, entdeckt zahlreiche Vögel- und Insektenarten, die sich hier angesichts der zahlreichen Neuanpflanzungen niedergelassen haben. Im Rahmen des Projektes Foresta Verdura Resort wurden auf einem Gelände von 230 Hektar zuletzt 680 neue Pflanzen gesetzt, sodass sich inzwischen insgesamt 7700 Bäume in dem Park finden. Gäste haben die Möglichkeit, ebenfalls einen Baum zu spenden, der dann innerhalb des Parks gepflanzt wird. Die angrenzenden Landwirte können das Obst der Bäume kostenlos ernten und selbst vermarkten.
Die Verdura Organic Farm, die bereits 2014 eröffnet wurde, sorgt in weiten Teilen für die Versorgung der Restaurants mit regionalem Gemüse und Kräutern: Von der Aubergine über Rosmarin bis zum wilden Fenchel – die Auswahl an Essbarem aus dem 2600 m² großen Gemüsegarten ist groß. Näher am Gast kann die Produktion kaum sein.
Wer sich als Gast nicht nur auf das Golfspiel konzentrieren will, kann selbst an der Olivenernte von den 3047 Olivenbäumen teilnehmen. Die Herstellung von Verdura’s Extra Virgin Olivenöl nach den traditionellen Techniken sorgt für die Konservierung der typischen Aromen: Orange, Minze und Basilikum sind unverkennbar.
Einbindung der lokalen Bevölkerung
Der Versuch, die Bewohner Siziliens und die örtliche Region soweit als möglich in den Betrieb des Resorts miteinzubeziehen, läuft seit mehr als zehn Jahren. Mit Blick auf das Thema Greenkeeping ist das nicht immer eine einfache Aufgabe: Die Neuansaat und Pflege der frisch gestalteten Fairways auf dem relativ schweren und steinigen Gelände erfordert viel Fachwissen und Arbeitseinsatz. Die Ausmagerung der Roughs ist arbeitsaufwändig, aber dringend notwendig, weil der Durchschnittsgolfer ansonsten unzählige Bälle jenseits der Bahnen verliert.
Anspruchsvolles Spitzengolf
Unabhängig davon wirkt die Kombination aus erstklassigem Golf und Natur auf den Besucher bestechend: Lange schwere Par 4-Löcher, gespielt in den Wind, wechseln sich mit kurzen, aber ziemlich trickreichen Par 3-Löchern ab. Die Grünkomplexe sind interessant und oftmals schwierig, das Umfeld der Grüns oftmals eine Herausforderung. Golfer mit hohem Handicap tun gut daran, sich auf einen der vorderen Abschläge zu begeben. Ansonsten wird jeder der beiden Plätze schnell zu einer sehr anspruchsvollen Aufgabe. In solch‘ einem Fall hilft ohnehin nur der Blick Richtung Meer und Küste. Golf lebt ja auch vom Naturerlebnis – und eben nicht nur vom Ergebnis.