Saunton Golf Club vereinbart Leidenschaft mit Strategie
„Wir hatten schon immer eine Leidenschaft für dieses Gelände“. Jon Sutherland sagt das, General Manager des Saunton Golf Club und blickt aus den großen Fenstern des modernen Clubhauses über das 18. Grün des East Course. Von dort aus erstreckt sich eine Dünenlandschaft, so weit das Auge reicht. Es ist ein Bild, das jeden passionierten Golfer in blankes Staunen versetzt. Dünenzug um Dünenzug windet sich über die Fläche, dazwischen poppen immer wieder vereinzelte Fairways und Grüns auf. Es ist wild, ursprünglich, wie sich später herausstellen wird, nicht nur ein optisches sondern auch ein spielerisches Erlebnis.
Der Saunton Golf Club mit seinen zwei 18 Löcher Plätzen gehört zum Teil zu den Braunton Burrows, dem größten Sanddünensystem Englands, das insgesamt fünf Kilometer lang und zwei Kilometer breit ist. Es ist Teil des UNESCO Biosphärenreservats North Devon, als Site of Special Specific Interest ausgewiesen und nach der Ramsar Konvention ein Feuchtgebiet von besonderer internationaler Bedeutung. Teile der Dünenlandschaft sind außerdem als National Nature Reserve ausgewiesen. Die Vielzahl der Schutzstatuskategorien lässt vermuten: Einfach ist das Management dieser Fläche ist, um die sich seit Oktober 2020 Superintendent Murray Long mit 16 Greenkeepern kümmert.
Leidenschaft ist es auch bei ihm. Der Mann, der bei unserem Besuch auf exzellent gepflegte Fairways und Grüns blickt, spricht von Herausforderungen in jedem Bereich. 200 m³ Wasser aus zwei Bohrlöchern hat er täglich zur Verfügung. Nicht üppig in einer Gegend, in der ständiger Wind über die Bahnen streift und die Sonne Cornwalls durchaus intensiv ist. In der großen Dürre- und Hitzewelle 2022 war Saunton eine braune Dünenlandschaft. Längst hat Murray die Spielbahnen mit hitze- und dürreresistenten Fescue-Gräsern eingesät. Platz für ein großes Speicherreservoir gibt es nicht. Man erreicht einen exzellenten Spielstandard, was er bekommt.
„Wir haben eine Strategie“
Gleichzeitig spielt die Dollarspotgefahr hier eine herausgehobene Rolle. Die Kombination aus hoher Luftfeuchtigkeit und warmen Temperaturen gepaart mit der Lage an der Küste gefährdet das Gelände extrem. Hört man dem Superintendent bei der Aufzählung all‘ seiner Maßnahmen zu, die der Abwehr des Pilzes dienen, spürt man. Greenkeeping ist eben auch Wissenschaft, nur wer die Expertise hat, die Daten richtig auswertet und die passenden Schlüsse zieht, kommt zum richtigen Ergebnis. „Eigentlich sind es alles ganz einfache Dinge, aber man muss sie in der richtigen Reihenfolge durchziehen“, resümiert Murray lächelnd.
Es scheint, als passe dieser Slogan auf den kompletten Club. „Wir haben eine Strategie“, erklärt Jon Sutherland entschlossen. „Was wir tun können, veranlassen wir, damit wir unseren Teil beitragen.“ Er meint, ihren Teil zu einer nachhaltigen Führung des Clubs, die im Falle des Saunton Golf Club sehr viele Bereiche umfasst. Die Solarpaneelen auf dem Proshop deuten ebenso darauf hin wie die Bambustees neben der Verkaufstheke. Die Maschinen-Park wurde auf Hybrid-Geräte umgestellt, Recycling ist genauso ein Thema wie das Einsparen von Papier.
Angesichts der herausgehobenen Lage in den Braunton Berrows hat der Club zusammen mit zwei Ökologen einen Managementplan zur Pflege des Geländes entwickelt. Von Seiten der Naturschutzbehörden besteht ohnehin die Auflage, die Dünen zu entbuschen und den Kreuzdorn zu entfernen. Der Unterschied zwischen dem Gelände, das der Golfclub bewirtschaftet und jenem, das zur staatlichen Seite, gehört wird jedem Besucher dabei übrigens schnell klar, wenn er sich auf eine der großen Dünen stellt. Die Dünen am Strand sind zum Teil stark bewachsen mit dem Sanddorn, weil den staatlichen Behörden die Arbeitskräfte fehlen. Auf Seiten der Golfanlage dagegen dehnt sich eine Dünenlandschaft voll Strandhafer und anderer regionaltypischer Gräser aus. Die Golfanlage, so wird schnell klar, trägt erheblich zu einem ökologischen Management der Dünenlandschaft bei.
Strategieplan für Nachhaltigkeit
Möglich ist all‘ dies nur, weil im April 2020 mit der Amtseinführung eines neuen Chairman eine Ära begann, in der das Thema Nachhaltigkeit von der gesamten Clubführung systematisch betrieben wurde: Ein Strategieplan für alle Bereiche des Clubs wurde entworfen, die Mitglieder laufend informiert, Budgets freigeräumt, Naturschutzverbände und Ökologen in die Pläne miteinbezogen.
Das Feedback der Mitgliedschaft ist überwältigend positiv: Bei Gründung der Biodiversitätsgruppe meldeten sich auf Anhieb 30 Freiwillige. Dass der Golf Club 2023 den Going Green Award als Teil der Sport & Recreation Alliance Community Awards gewann, kommt da nicht überraschend.
Wer den Club über eine Woche lang beobachtet, stellt fest: Der Anteil und die Beteiligung der Frauen ist für britische Verhältnisse überraschend groß. Die Förderung von Kindern und Jugendlichen spielt eine wesentliche Rolle. Die Tatsache, dass es der Golfanlage aufgrund ihrer herausragenden Lage und der exzellenten Golfplätze nicht an Greenfeespielern mangelt, führt auch dazu, dass man die finanziellen Mittel hat, um die Kinder und Jugendlichen selbst gebührenfrei zu trainieren. Historisch gewachsen und 1897 gegründet, hat sich die Golfanlage längst als zentrales Element der Region und der Ortschaft Saunton etabliert. Was man spätestens dann merkt, wenn der Besitzer des örtlichen Thai-Restaurants mit Kennermiene abends beim Bezahlen der Rechnung fragt, wie die Runde an diesem Tag denn so gelaufen ist und anschließend aus dem Stehgreif über all‘ die Vorzüge des Golfclubs referiert.
Insofern ist die Verankerung des Begriffs Nachhaltigkeit hier nicht auf die Ökologie beschränkt, auch wenn der Blick auf die beeindruckende Dünenlandschaft, das zuerst vermuten lässt. Der Saunton Golf Club versteht sich in vielerlei Hinsicht als Treiber eines nachhaltigen Konzeptes. Dass man obendrein noch eine beeindruckende Turnierhistorie, die von der Austragung der Brabazon Trophy über die English Amateur Championship oder die British Boys Championship reicht, kommt noch hinzu.
Beeindruckend ist am Ende das Fazit, das dem Besucher bleibt, wenn er nach einer durchaus schwierigen Runde Golf auf der Terrasse sitzt und einen Blick über die Dünenlandschaft wirft. Faszinierend schön. Und erstklassig nachhaltig.