Einsparungen bei der Ressource Wasser werden Standard
So feucht der Sommer 2021 scheinbar auch war – das Thema Wassermangel bleibt in Teilen Deutschlands ein Dauerbrenner. Denn ein Blick auf das aktuelle Kartenmaterial zu Niederschlagsmengen und der Sättigung der Böden zeigt: Selbst die vergleichsweise größeren Regenfälle des Jahres 2021 reichen in manchen Bundesländern nicht aus, um die Defizite der Jahre davor auszugleichen. Betrachtet man die Gesamtbodenwerte des UFZ-Dürremonitors des Helmholtz-Zentrums Mitte Dezember 2021 so findet man zum Beispiel in Baden-Württemberg nach wie vor zahlreiche Bereiche, in denen der Gesamtboden mit „moderater Dürre“ ausgewiesen ist. „Trocken“ ist der Boden bis 1,8 Meter Tiefe in vielen Bereichen. Regionen wie die Schwäbische Alb sind im Vergleich mit Ganz-Deutschland besonders stark von Wassermangel betroffen. Während das benachbarte Bayern inzwischen im Hinblick auf das Thema Wasser erst einmal von einer Erholung sprechen kann, bleibt Baden-Württemberg eines der trockeneren Bundesländer in Deutschland.
Die Golfbranche vor Ort hat darauf reagiert: Wassermanagement ist eines jener Themen, die auf Golfanlagen im Golfverband Baden-Württemberg die Arbeit immer wieder prägen. Um den Wasserverbrauch auf Dauer zu senken und auf eine mögliche Verteuerung der Wasserpreise oder sogar eine Reduzierung der Mengen durch die Anbieter zu reagieren, wird das Thema von mehreren Seiten angegangen.
- Diverse Anlagen sind dabei die Speicherkapazitäten auf den Anlagen zu erhöhen. Auf der Golfanlage Hetzenhof zum Beispiel ist derzeit ein besonders üppiger Speicherteich mit einem Fassungsvermögen von 40.000 m³ im Bau.
- Das volle Potential von Speicherteichen kann man nur dann ausschöpfen, wenn auch deren Befüllung stimmt. Das Sammeln von Niederschlägen wird deshalb immer entscheidender. Sei es, dass über Dachrinnen und Rohrleitungen das Wasser in die Teiche befüllt wird, wie zum Beispiel auf der Driving Range des GC Bad Rappenau der Fall, oder dass das Oberflächenwasser auf dem Golfplatz inklusive der Wege über Drainagen gesammelt und dann in die Speicherbecken geleitet wird. Auf diese Weise hat zum Beispiel Der Öschberghof, ein Golfresort mit 45 Löchern, Autarkie beim Thema Wasser erreicht. Hier fassen die Speicherteiche 25.000 m².
- Gleichzeitig spielen moderne Beregnungsmethoden eine wesentliche Rolle: Die Umrüstung auf Anlagen mit der Einzelsteuerung von Regnern spielt dabei eine wesentliche Rolle. Im GC Mannheim Viernheim zum Beispiel hat man die Anzahl der Regner von 120 auf 540 erhöht, um das Feintuning der Beregnung zu ermöglichen. Auch im GC Freiburg setzt man nach dem Umbau der kompletten Golfanlage auf die neue Technik. „Wir versuchen die Steuerung jedes einzelnen Regners zu optimieren und justieren hier immer wieder nach“, resümiert Clubmanager Rossini Postiglione.
- Gleichzeitig lässt sich der Wasserverbrauch über die Reduzierung der bewässerten Flächen verringern. Im GC St. Leon-Rot zum Beispiel hat man zahlreiche Roughflächen komplett aus der Bewässerung genommen. Auf den vier Golfanlagen der Hofkammer des Hauses Württemberg hat man im Verlauf des vergangenen Jahres vermehrt auf Handwässerung der Grüns umgestellt. Damit werden nur noch jene Stellen versorgt, die auch tatsächlich Feuchtigkeit brauchen.
Letztendlich wirkt aber auch die zunehmende Präsenz des Themas Wassermangel in der Kommunikation: „Der Golfer muss erkennen, dass ein Braunton beim Gras keine Mangelerscheinung ist“, resümiert Werner Müller als Vorsitzender des Baden-Württembergischen Greenkeeper Verbandes, der auf der Schwäbischen Alb im GC Bad Überkingen selbst immer wieder mit dem Thema Trockenheit konfrontiert ist. Dass Fairways stets tiefgrün und saftig sein müssen, ist ein Aberglaube, den die Golfspieler inzwischen weitgehend überwunden haben. Dabei bleibt ihnen mit Hinblick auf die Zukunft auch kaum etwas anderes übrig: „Das Wetter hat sich verändert, wir müssen uns anpassen“, fasst Heiko Hildebrandt vom Öschberghof die Lage zusammen.