GC Reutlingen Sonnenbühl: Die Alb setzt Akzente
Wer einmal auf der Schwäbischen Alb gewesen ist, kennt die Atmosphäre: Karg ist es hier, die Natur dominiert. Das Gefühl, weit weg zu sein vom Trubel rund um Stuttgart und seine Nachbarstädte übernimmt. Im GC Reutlingen Sonnenbühl, gegründet 1986 und inzwischen mit einer klassischen 18-Löcher-Anlage auf der Schwäbischen Alb im Landkreis Reutlingen zuhause, punktet man mit diesem Naturgefühl. „Für uns ist es eine logische Ergänzung unseres Produkts, es hat mit Sicherheit auch einen Marketingeffekt,“ erklärt Jürgen Schaal, im Vorstand für das Thema Marketing zuständig. Die Teilnahme am Projekt „Lebensraum Golfplatz“ des Baden-Württembergischen Golfverbandes war damit selbstverständlich.
„Das ganze Gebiet hier oben ist sehr interessant“, erläutert Martin Elsässer, im BWGV Mitglied des Umweltausschusses, die Eigenheiten der Landschaft. „Hier findet man viele Karstböden, die zum Teil sehr steinig sind und in der Pflege nicht einfach.“ Wer hier einen größeren Strauch einpflanzen will, braucht eben auch mal einen Bagger. Gleichzeitig sind die Temperaturunterschiede zum Teil sehr massiv. Die Saison fällt ein Stück kürzer aus, gleichzeitig kann es aber auch sehr heiß und trocken werden.
Wassermanagement optimieren
„Die Albwasserversorgung ist ein historisches Problem“, erläutert Otto Leibfritz, Präsident des Baden-Württembergischen Golfverbandes und Mitglied des Clubs. Für den Golfplatz, der am Rande des UNESCO Biosphärengebietes Schwäbische Alb liegt, ist die Auseinandersetzung mit diesem Thema essenziell. Längst hat man die Mitgliedschaft darauf eingeschworen, dass Spielqualität nicht unbedingt an tiefgrüner Farbe hängt, sondern in der Zukunft ein eher trockener Rasenbestand zur Regel werden könnte. Außerdem hat man die veralteten Grünregner bereits ausgetauscht und durch moderne Modelle ersetzt, so dass die Bewässerung die richtigen Grünbereiche erfasst.
Autochthones Saatgut der Schwäbischen Alb
Begeistert ist Elsässer, der die Anlage im Rahmen von Lebensraum Golfplatz auch beraten hat, vor allem von den Roughbereichen rund um die Löcher. „Da haben wir zum Teil wirklich tolle Bestände, in denen wir dann auch außergewöhnliche Pflanzen wie die Teufelskralle finden.“ Gerade die Wiesenbereiche will man im Club deshalb auch noch weiter ausweiten und verbessern, erste neue Bereiche wurden bereits an den Bahnen 1 und 17 angelegt. Die Mahdzeiten hat man inzwischen optimiert, außerdem in die neue Ansaat von Magerrasenbereichen mit typischem Saatgut investiert. Früher wurde hier in der Gegend viel Schafzucht betrieben, weil sich diese für die typischen Steilhänge der Gegend anboten. Damals waren große Teile der Gegend typisches Heuland.
Mit dem Projekt Lebensraum Golfplatz haben die Greenkeeper auf der Anlage in diesem Sommer so manche andere Optimierung vorgenommen: Die Uferrandbereiche lässt man jetzt auf zwei Meter Breite stehen, ein Steinhaufen für Reptilien wurde mehr in die Sonne verlagert, Totholzbereiche verbessert, neue Greifvogelstangen werden angeschafft.
Hohe Investitionen in Photovoltaik
Neben dem Thema Biodiversität beschäftigt die Clubverantwortlichen vor allem auch die Schonung der Ressourcen. Mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach, die 99 KW stemmt, „sind wir bereits zu 66 Prozent autark“, stellte Clubmanager Norbert Zimmermanns fest. „Ziel ist es dabei, dass wir auf Dauer selbst möglich viel nutzen und weniger einspeisen.“Die Ölheizung wurde bereits gegen eine Pelletanlage getauscht.
Ein Ende der Maßnahmen ist dabei nicht abzusehen: Der Bewässerungsteich muss optimiert werden, auf den Parkplätzen will man auf Dauer das Oberflächenwasser aufsammeln, auf dem Golfplatz kleinere Projekte umsetzen. Vor allem aber ist es die besondere Atmosphäre auf der Golfanlage, die man konservieren will. „Wer hier oben abschlägt, erlebt Natur pur und hört oft außer Vogelstimmen kein einziges Geräusch“, erklärt Schal. „Das müssen wir auf jeden Fall erhalten.“