Floridas Golfclubs im Kampf mit steigendem Meeresspiegel
Die Anziehungskraft einer Winter-Golfrunde in Florida ist beträchtlich: Warmes Wetter, klasse Aussicht aufs Meer, tolle Golfplätze inmitten einer Landschaft, die geprägt ist von Wasser, Wasser, Wasser.
Mit eben diesem Wasser haben immer mehr Golfplätze in Florida ihre Probleme. Der Klimawandel verursacht für das Golfbusiness in Amerikas Sonnenstaat massiven Schaden, der schon jetzt nachzuweisen ist. „Früher mussten Golfclubs nach einem Regenguss mit fünf Zentimeter Regen nicht schließen, jetzt müssen sie das. Und sie kämpfen auch an sonnigen Tagen mit Überflutungen“, resümierte der frühere Präsident der American Society of Golf Course Architects, Jason Straka, gegenüber dem amerikanischen Nachrichtensender CNN.
Stark steigender Wasserspiegel
Tatsächlich bereiten sich die Behörden in Florida bereits seit Jahren auf den Kampf mit dem stetig steigenden, höheren Wasserspiegel vor. „Entlang der Atlantik- und Golfküste von Florida sinkt die Oberfläche ab“, stellte die US Environmental Protection Agency bereits im August 2016 fest. „Der Wasserspiegel entlang der Küsten wird im kommenden Jahrhundert wahrscheinlich zwischen 30 und 120 Zentimeter steigen.“
Die Behörden reagieren darauf seit Jahren mit Regularien. In Miami zum Beispiel ist man seit einigen Jahren damit beschäftigt, die Stadt quasi höher zulegen. Straßen und Versorgungseinrichtungen werden umgebaut. Die kommunalen Drainagerohre müssen nun mindestens in einer Höhe von einem Meter verlegt werden. Mehr als die Hälfte aller Golfplätze, so Straka, liegen aber unterhalb dieser Grenze. „Wenn die sich nicht daran machen, ihre Oberfläche deutlich anzuheben, werden sie sich auf Dauer in einer immer tiefer werdenden Badewanne befinden“, warnt der Golfplatzdesigner.
Golfplätze müssen umbauen
Beim Umbau von Golfplätzen wird dieser Tendenz inzwischen Rechnung getragen: Robert Trent Jones Junior zum Beispiel ließ beim Redesign des Platzes Windsor in der Nähe von Vero Beach die Drainagerohre entsprechend anpassen. Neben dem Klimawandel sorgt die zunehmende Flächenversiegelung durch ständig neue Gebäude- und Straßenentwicklungen in Florida aus seiner Sicht für zunehmenden Druck: „Die meisten Golfplätze in Florida werden Probleme mit der Drainage haben“, erklärte der renommierte Golfplatz-Architekt bereits 2021 gegenüber der US-Website Worth. „Wenn man derartig viel Beton, Asphalt oder versiegelte Fläche erzeugt, sorgt das dafür, dass sich das Regenwasser sammelt und das steigert die Entwässerungsprobleme noch.“
Nachfrage nach Immobilien sinkt
Für die Golfplätze sind steigende Kosten wegen neuer Drainagen und Greenfeeausfälle wegen zunehmender Schließungen aufgrund von Überschwemmungen die Folge. Außerdem wird das Geschäft mit Golfimmobilien negativ beeinflusst. Eine im Oktober 2020 von der Universität Pennsylvania veröffentlichte Studie der Wissenschaftler Benjamin J. Keys und Philip Mulder ergab, dass das Interesse an Immobilien in Küstengebieten durch die Gefahr steigender Meeresspiegel gesunken sei. Die Autoren weisen auf einen steigenden Pessimismus potentieller Käufer beim Hauskauf in Florida hin und zeigen anhand von Verkaufszahlen deutliche sinkende Transaktionen in den Jahren 2013 bis 2018. Golf-Communities in Florida aber finanzieren sich meistens über die angeschlossenen Immobilien.
Auf staatliche Hilfe können die Golfanlagen nicht hoffen. In Florida haben die Behörden in Sachen Klimawandel andere Sorgen als die Wirtschaftlichkeit von Golfanlagen. Auf den Florida Keys zum Beispiel beschloss man im Juni 2021 in den kommenden 25 Jahren 1,8 Milliarden Dollar auszugeben, um 150 Meilen an Straßen höherzulegen. Was mit den Häusern in der Umgebung und deren Bewohnern passiert, ist derzeit noch völlig unklar. Die Zukunft der fünf Golfanlagen auf der schmalen Inselgruppe ist da ein eher untergeordnetes Problem. Außer für jene Golfer, die sich genau hier angesiedelt haben, um hier auf Dauer zu leben.