England Golf Vorreiter bei CO2-Messung von Turnieren
England Golf hat als erster Golfverband eine schlüssige CO₂-Berechnung für ein nationales Amateurturnier vorgelegt. Damit nimmt der englische Golfverband eine Vorreiter-Position ein. Für die English Amateur Championship 2022 wurde ein CO₂-Ausstoß von 123,77 tCO2e berechnet. Europas größter Golfverband, der insgesamt rund 1900 Clubs abdeckt, erstellte die Bilanz zusammen mit dem Dienstleister Eight Versa und dem britischen Zertifizierer National Carbon Solutions. Dies ist insofern von Bedeutung, als damit die Einhaltung von Industriestandards wie ISO 20121 für nachhaltige Events gewährleistet war und jeglicher Verdacht des Greenwashings des Events von vornherein ausgeschlossen ist.
Datenerfassung ermöglicht Verbesserungen
„Für uns war das ein wirklich guter Lernprozess“, resümierte Emma Huggins, Sustainability Manager bei England Golf das Ergebnis des Projekts im Rahmen eines Webinars. „Wir wissen jetzt, wo wir stehen. Und wir werden im nächsten Jahr besser.“ Ausgehend von den Erfahrungen des Jahres 2022 plant England Golf in den nächsten Jahren bei allen nationalen Turnieren die CO₂-Emissionen zu messen und davon ausgehend eine Handlungsempfehlung für die Veranstalter von Amateurturnieren zu entwickeln. „Unser Ziel ist es, Championships nachhaltiger zu gestalten“, stellt Huggins fest. „Die Bilanz dieses Jahres hat uns eine Matrix gegeben und die Hot Spots gezeigt. Sie dokumentiert, wo wir uns verbessern können, und wir haben jetzt eine wissenschaftlich erhobene, glaubwürdige Aufstellung.“
Hotspot Verkehr und Unterkunft
Als Hotspot Nummer 1 erwies sich, nicht unerwartet, der Punkt Transport von Spielern und Mitarbeitern des Turniers, der insgesamt 51 Prozent aller Emissionen ausmachte. Auf Platz 2 kam der Faktor Unterbringung dieser Personen mit 15 Prozent, auf Rang 3 landete der Bereich Food & Beverage während des Turniers mit elf Prozent. Aufgeteilt wurde die Gesamtbilanzierung in die drei Bereiche Upstream, Core und Downstream. Während Upstream alle Prozesse beinhaltet, die wie der Produkteinkauf oder das Marketing vor dem Turnier stattfinden, befasst sich Core mit dem reinen Event. Damit fallen Transport und Unterbringung in diesen Bereich. Downstream bildet dann die Entsorgung der Turnieraufbauten und des Mülls ab. Auffallend in diesem Bereich waren die immerhin 11,13 Tonnen CO₂-Emissionen, die für die Entsorgung von Lebensmitteln anfielen. Ein Posten, der nach Huggins Aussagen im nächsten Jahr unbedingt verringert werden soll.
Dauerhaft am schwierigsten zu lösen ist aus ihrer Sicht das Thema Transport, das bei Golfturnieren aufgrund der Größe der Bags fast immer die individuelle Anreise mit dem Auto umfasst. „Dieser Faktor wird zwar auf Dauer besser werden, wenn mehr Personen mit dem E-Auto anreisen, aber kurzfristig nicht zu lösen sein.“ Anders, so Huggins, sei es mit der Produktbeschaffung vor dem Turnier. Das Thema Baganhänger zum Beispiel könne man in Zukunft sicher nachhaltiger gestalten.
Augenöffner für alle Mitarbeiter
Das ist wohl auch das entscheidende Fazit der Bilanzierung: England Golf hat sich mit der Datenerhebung, die zum Beispiel die Abfrage von Reiseroute und Hotel nach der Runde bei jedem Spieler beinhaltete, einen ersten Überblick zum Thema CO₂-Emissionen verschafft. „Das war auf jeden Fall ein Augenöffner, resümiert Huggins. Sie weist auch darauf hin, dass allein durch den Prozess der Erhebung sowohl bei Mitarbeitern als auch bei Spielern ein Nachdenken über das Thema Co2-Emissionen in Gang gesetzt worden sei. „Die Reaktion der Spieler war positiv“, stellt Huggins fest. „Als wir die Daten bei ihnen einsammelten, waren sie an den Gründen dafür sehr interessiert, einige hatten Fragen. Nachdem die Mehrheit der Spieler im Feld relativ jung war (die meisten wahrscheinlich unter 25 Jahre alt), waren sie vielleicht mit diesem Thema etwas vertrauter, was für uns erfreulich zu sehen war.“
2023 Messung bei vier Turnieren
Für 2023 hat England Golf nun weitere ambitionierte Pläne basierend auf dem English Amateur Championship Reduction Plan: Insgesamt soll bei vier Turnieren von England Golf die Datenmessung erfolgen. Die Lieferketten für die Beschaffung aller Materialien und Produkte sollen auf den Prüfstand gestellt werden, die Anbieter von Essen & Getränken werden dahingehend überprüft. Die Anreise und die Unterkunft für die Mitarbeiter des Turniers sollen optimiert werden. Die Teilnehmer will man 2023 dazu motivieren, sich auf nachhaltigere Reiseoptionen zu besinnen. Außerdem soll der Anteil von weggeworfenem Essen deutlich verringert werden.
Mit der Entscheidung, nicht ein golfspezifisches Label anzustreben, sondern sich an Industriestands anzupassen, gewinnt das Projekt von England Golf stark an Glaubwürdigkeit. Damit werden die English Amateur Championship vergleichbar mit jedem anderen Event, das nach Industriestandards zertifiziert wird. Die Erfassung der Daten war dabei der erste, wesentliche Schritt. „Wir haben das ganze Jahr versucht, das Thema Nachhaltigkeit als eine Gelegenheit zur Verbesserung darzustellen“, fasst Emma Huggins die Zielsetzung von England Golf zusammen. Jetzt geht es dem Verband darum, die English Amateur Championship im nächsten Jahr zu einem klimaneutralen Event zu machen.