Eidechsenbiotop als Lebensraum am Golfplatz
Die Farbvielfalt von Eidechsen fasziniert. Wer die leuchtend grünen Flanken einer Zauneidechse schon einmal aus der Nähe betrachtet hat, kann sich kaum erklären, warum die Reptilien in ihren natürlichen Lebensräumen oft so schwer zu entdecken sind. Tatsache aber ist, die Reptilien sind Anpassungskünstler, fügen sich oftmals perfekt in ihre Umgebung ein und sind obendrein flink und leise. Die eigentlich anspruchslose Zauneidechse steht dabei auf der Vorwarnliste der Roten Liste der bedrohten und gefährdeten Arten Deutschlands.
Im deutschen GC St. Leon-Rot , genaugenommen in der Nähe der Bahnen 10 und 11 des Platzes St. Leon, ist nun ein neuer Lebensraum für die bedrohten Reptilien entstanden. Greenkeeper Karsten List, auf der Golfanlage verantwortlich für alle Natur- und Umweltschutzprojekte, hat mit seinen Kollegen einen großen Rückzugsort für Eidechsen gebaut, insgesamt gut 20 Meter lang.
Wiederverwendung von Baumaterialien
Das Beste daran: Für die Anlage des Biotops wurde laut Karsten List kein Material neu gekauft, sondern nur vorhandene Stoffe benützt. „Verwendet haben wir roten Sandstein aus einem Abbruchgebiet in der Gegend, der hier im Raum Neckar typisch ist. Dazu kommt Akazienholz, das wir noch vom Bau unserer Greifvogelstangen übrig hatten. Der Boden wurde bis in eine Tiefe von 50 bis 80 Zentimeter ausgekoffert. Hier haben wir Bunkersand, den wir gerade von einem Bunkerumbau übrig hatte, eingefüllt, damit er sich in der Sonne erwärmt. Auf der Rückseite wurde die Anlage dann noch an den Hang mit Sand angeglichen und wir pflanzen noch mit Ginster ab, damit die Eidechsen nicht so auf dem Präsentierteller sitzen.“
List ist inzwischen Experte, was die Gestaltung von Lebensräumen auf dem Golfplatz anbelangt. Egal ob Hornissenkästen, Totholzhaufen oder Storchennester, der Greenkeeper setzt sich vor Bau immer genau mit der optimalen Gestaltung der Konstruktion auseinander. „In diesem Fall gab es eine größere Berichterstattung zu einem großen Eidechsenbiotop im Raum Ulm durch den NABU, daran haben wir uns hier orientiert.“ Der Bau war dabei durchaus ein kleiner Kraftakt, der drei Männer zirka drei Arbeitstage in Anspruch genommen hat.
Umsiedlung aus der Nachbarschaft
Jetzt muss der Eidechsenbau nur noch besiedelt werden. Ebenfalls keine ganz unkomplizierte Sache, weil Eidechsen nicht einfach zwischen unterschiedlichen Klima-, Boden- und Gewächsbedingungen wechseln können. Karsten List hat die Umsiedlung von Zauneidechsen ins Auge gefasst, die durch Bauarbeiten eines benachbarten Unternehmens gefährdet sind. In St. Leon-Rot könnten sie nun zwischen Bahn 10 und 11 einen neuen Lebensraum finden.