Dow Great Lakes Bay Invitational erreicht CO2-Neutralität
„Das Dow Great Lakes Bay Invitational ist das erste LPGA Event das CO2-Neutralität erreicht“ – mit dieser Meldung sorgte die LPGA Tour Anfang Juli für Aufsehen. Der Grund: Bei Großveranstaltungen im Golf ist die CO₂-Neutralität inzwischen zwar ein Thema – die Golfszene steht aber bei nahezu allen Turnieren erst am Anfang eines Prozesses, bei dem es erst einmal darum geht, ein Bild vom CO₂-Fußabdruck zu bekommen. Das gilt übrigens nicht nur für den Golfsport. Bei der gerade durchgeführten Fußball-EM wurde über die Thematik überhaupt nicht gesprochen.
Datenerfassung als erste Aufgabe
Messen, messen, messen ist deshalb die erste Aufgabe für Veranstalter, der sich nun zumindest ein Teil der Turniere stellt. Von der Open Championship 2022 wird es erstmals eine Berechnung der CO2-Emissionen geben, gleiches gilt für die Scottish Open, die eine Woche vorher lief.
Die Organisatoren der Waste Management Phoenix Open in Arizona und des Dow Great Lakes Bay Invitational der Damen sind deutlich weiter. Bei beiden Großveranstaltungen wurde bereits 2021 ein kompletter CO₂-Report erstellt. Im Falle des Damenturniers wurden 100 Prozent der CO₂-Emissionen über Credits des Natural Capital Exchange ausgeglichen, der in den USA CO₂-Emissionsausgleich auf Gold Standard betreibt.
Transport als größter CO₂-Treiber
765 MtCO2e mussten für das Turnier im Jahr 2021 kompensiert werden, für die Veranstaltung im Jahr 2022 stehen die Zahlen noch nicht fest. Die Bezeichnung MtCO2e steht dabei für Megatonnen CO₂ äquivalent. Wir sprechen an dieser Stelle also von einem CO₂-Ausstoß von 765 Tonnen. Verglichen mit der Bilanz der Waste Management Phoenix Open, die als das zuschauerstärkste Turnier im Profigolf auf der US PGA Tour gilt, ist diese Bilanz allerdings noch bescheiden. Waste Managements Sustainability Report für das Turnier 2021 weist insgesamt 4508,4 MtCO2e aus. Und das, obwohl die Veranstaltung schon komplett mit erneuerbaren Energien betrieben wurde.
Wie also wurde gerechnet und wo liegen die Schwerpunkte des CO2-Ausstoßes?
Mit 368 MtCO2e fallen beim LPGA-Turnier nahezu 50 Prozent der Rechnung auf den Punkt Verkehrsmittel: „In den Transport für die Veranstaltung wurden Angestellte, Zuschauer, Spieler, Caddies, Coaches und Anbieter für Flugzeuge, Mietwagen und Lastwägen einkalkuliert“, stellt Chris Chandler, Executive Director, Dow Great Lakes Bay Invitational & Sports Solutions at Dow fest. Bei der Veranstaltung selbst, die noch nahezu ausschließlich auf der Verwendung von fossilen Energien basierte, war das Thema Energie der größte Treiber.
Ein Blick auf die genaue Darstellung der Emissionen der Waste Management Open 2021 zeigt: Mobilität ist das größte Problem. Der Transport von Fans, und das waren 2021 aufgrund der wegen Covid begrenzten Zuschauerzahl nur 20.000 – schlägt unter Scope 3 mit 3501,2 MtCO2e zu Buche, die Mobilität der Spieler mit 51,2 MtCO2e. Die Waste Management Open, die unter ISO20121 als nachhaltiges Event zertifiziert ist, glich am Ende mit 945 MtCO2e alle Emissionen bis auf den Fantransport aus. 2022 besuchten mehr als 700.000 Zuschauer das Event. Auf den Nachhaltigkeits-Report für das Jahr 2022 kann man also gespannt sein.
Viel Potenzial für Verbesserungen
Der Report des Dow Great Lakes Bay Invitational zeigt aber auch, wo die Möglichkeiten bei der Gestaltung eines nachhaltigeren Golfturniers liegen. Mehr als 200 Anbieter vor Ort kamen aus der Region, 80 Prozent der Beschilderung wurden vom Vorjahr wiederverwertet. 78 Prozent des Abfalls wurde recycelt oder wiederverwendet, zehn Prozent mehr als noch 2019. Fast 2000 Kilogramm Lebensmittel wurden an regionale Charity-Aktionen weitergegeben. Dazu kamen größere Spendenaktionen für regionale Projekte und ein breitangelegtes Programm für mehr als 3000 Kinder aus der Gegend, die mit Naturwissenschaften in Kontakt gebracht wurden.
Das Reporting der Waste Management Open und des Dow Great Lakes Bay Invitational legt einerseits die Schwächen von Golfturnieren dar, zeigt aber auch, wo und mit welchen Maßnahmen man in eine positive Richtung gehen kann. Das Mobilitätsproblem ist dabei kein Golf-spezifisches, sondern trifft Skiveranstaltungen, Konzerte oder Veranstaltungen jeder Art.
Golfszene braucht zuerst eine Datenanalyse
Die Herausforderung für die Veranstalter der Großevents, egal auf welcher Tour, besteht nun darin, erst einmal einen Überblick darüber zu gewinnen, wie ein Turnier im Hinblick auf Energie, CO₂-Emissionen, regionaler Impakt und vieles mehr überhaupt aufgestellt ist. Nur wer die Daten hat, kann am Ende eine Analyse durchführen und dann Verbesserungen durchführen. Gespannt darf man deshalb auf die Zahlen von The Open Championship 2022 sein, die zumindest in Europa einmal abgesehen vom Ryder Cup die größte Golfveranstaltung sind. Die Datenauswertung ist hier in vollem Gange.
An der Losung „Messen, Messen, Messen“ führt also in Zukunft kein Weg mehr vorbei. Das gilt übrigens nicht nur für Golf, sondern auch für jede andere Sportart.