Women’s Scottish Open erhält GEO-Nachhaltigkeits-Zertifikat
Die Zielsetzung war klar: „Ein World-Class Event auszurichten, das seine Umwelteinflüsse minimiert und gleichzeitig Vorteile für die lokale Gemeinschaft bringt.“ Das, so der Kulturstaatssekretär der schottischen Regierung, Angus Robertson, solle die Freed Group Women’s Scottish Open, die am heutigen Sonntag zu Ende geht, erreichen. Mit der Verleihung der GEO Zertifizierung als nachhaltiges Event in der Turnierwoche ist der erste Schritt getan. Dabei ist die Freed Group Woman‘s Scottish Open zwar das erste Turnier der Ladies European Tour, das diese Zertifizierung erreicht, für Schottlands Regierung aber nur ein Schritt mehr auf dem Weg zu einer nachhaltigen Ausrichtung aller seiner Profi-Golfturniere.
Über die Nachhaltigkeit von Groß-Events lässt sich bekanntlich streiten. Die Anfahrt von Fans, Spielern und Personal, lange Lieferketten und die großen Aufbauten vor Ort stehen dem wirtschaftlichen Nutzen für die Region, dem Imagegewinn für den Golfsport entgegen. Der Golftourismus ist für Schottland ebenso wie für Spanien oder Portugal ein wesentlicher Wirtschaftszweig. Auch deshalb spielen Golfturniere wie die Scottish Open, die Dunhill Links Championship oder die Women’s Scottish Open eine wesentliche Rolle für die Außenwirkung. 2022 entschloss sich Schottlands Regierung, zusammen mit dem Partner GEO – ebenfalls ein schottisches Unternehmen – die Turniere nachhaltiger zu gestalten und in das Ziel Schottlands eine „Net Zero Nation“ zu werden, einzubinden.
Zertifikate, die sich mit nachhaltigen Events oder CO₂-Reporting befassen gibt es weltweit mehrere, in Europa ist zum Beispiel die ISO 20121-Zertifizierung für nachhaltige Events in der Industrie sehr anerkannt. Sie umfasst Umwelteinwirkungen, soziale Einflüsse, aber auch Arbeitsschutz. Reines CO₂-Reporting, wie es zum Beispiel England Golf bei der Amateur Championship 2022 durchführte, bieten zahlreiche Anbieter auch außerhalb der Golfbranche an. Die GEO Zertifizierung für Golf Events, die dem ISEAL Standard folgt, bietet einen guten Einstieg für Veranstaltungen an und umfasst die Bereiche Natur, Ressourcen und Community. Hier sind zahlreiche Kriterien festgelegt, die überprüft und über ein Punktesystem bewertet werden.
Grenzwerte, Kennzahlen oder Limits werden nicht festgelegt, vielmehr verschafft der Standard dem Turnierveranstalter einen ersten genauen Überblick, in welchem Bereich ein nachhaltiger Betrieb möglich ist. Maßnahmen wie „avoid use of non-reusable materials in constructing site-build (vermeide die Verwendung von nicht recycelbaren Materialen beim Aufbau) stellen kein generelles Verbot dar, machen dem Veranstalter aber deutlich, dass an einer möglichst hohen Vermeidung zu arbeiten ist. Damit wird ein Einstieg und auf Dauer ein Weg der Verbesserung möglich.
Wie Roddy Williams, Director für Professional Golf Engagement und Communication bei GEO erklärt, wird die Zertifizierung derzeit um vier zusätzliche Kriterien erweitert, die die Zertifizierung anspruchsvoller machen.
Section 1 – Public-facing Sustainability commitments and awareness-raising
Section 3 – Responsible Sourcing of Materials
Section 4 – Pursue Energy efficiency
Section 5 – DE&I assurance for staff and volunteers
„Ein Event muss nun 80 Prozent der Punkte erreichen, also 46 von 58 möglichen Punkten“, so Williams. Für die GEO Zertifizierung besteht die Herausforderung am Ende darin, eine Vergleichbarkeit mit gängigen Industriezertifikaten wie etwa ISO zu erreichen, damit die Golfszene mit ihren eigenen Zertifikaten den Vorwurf des Greenwashings von Außenstehenden vermeidet.
Die genauen Zahlen für die Nachhaltigkeitsbemühungen der Freed Group Women’s Scottish Open stehen noch nicht fest. Im vergangenen Jahr kamen aber unter anderem immerhin 85 Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen, 75 Prozent der Essens-Lieferanten stammten aus der Region und die Plastikvermeidung durch Wassernachfüllstationen spielte eine große Rolle. In diesem Jahr sollte das Turnier nun eine Steigerung erreichen.
Unberührt bleibt allerdings nach wie vor der kritische Punkt der Mobilität der Profis und Proetten. Deren Flugbewegungen werden innerhalb der Golfszene bei Turnieren bis dato nur sehr vereinzelt von Turnierveranstaltern in der Kommunikation thematisiert und ihr Input auf die CO₂-Emissionen extrem selten öffentlich dargelegt. Angesichts der Tatsache, dass die Flugstrecken von Professionals und ihren Begleitern erheblich sind, ist dies ein Segment, das für ein rundes Bild beim Reporting fehlt.