Wasser wird auch für Golfanlagen immer wertvoller
Wasserversorgung und Wasserverbrauch – diese Themen prägen dieser Tage so manches Gespräch unter den Vertretern deutscher Golfanlagen. Wer zum Beispiel eine Tour rund um die Metropole Frankfurt am Main macht, stellt fest: Es wird gebaut. Speicherteich um Speicherteich. Egal ob man im Golf & Land-Club Kronberg, im GC Wiesbaden oder im GC Hanau-Wilhelmsbad vorbeikommt – Wassermanagement und Wasserverbrauch sind als Thema präsent.
Extreme Trockenheit 2018/2019 brachte Umdenken
Die Dringlichkeit der neuen Versorgungsmöglichkeiten wird dabei im Gespräch klar: „Wir haben aus der extremen Trockenphase 2019 gelernt. Es war klar, dass wir hier etwas tun mussten“, resümiert Clubmanager Markus Erdmann. Damals verhängte die Stadt Kronberg den Wassernotstand und senkte anschließend die tägliche Wasserentnahmemenge für die Golfanlage von 400 m³ auf 60 m³ ab. Mit viel Handwässern und Wasser aus Tanktransportern versuchte man dem Notstand Herr zu werden. Trotzdem blieben reichlich Schäden auf den Fairways, die mit viel Aufwand beseitigt werden mussten.
Behörden werden restriktiver
Dabei wirkt die Anlage im alten Park auf den ersten Blick so schattig und saftig grün. Tatsächlich aber, so die Erkenntnis jener Greenkeeper, die schon lange in Hessen arbeiten, hat sich die Wasserversorgung im Großraum Frankfurt verändert. „Ich arbeite hier seit 25 Jahren. Das hier war einer der nassesten Plätze Deutschlands“, erinnert sich Thomas Bäder, der beim Wiesbadener GC das Greenkeeping leitet. „Aber dann wurde es Jahr für Jahr schlimmer mit den Trockenphasen.“ Ohne neue Wasserversorgung kommt die Anlage nicht aus. Derzeit ist der Bau eines Speicherteiches für 3600 m³ Wasser im Gange, der sich durch Niederschläge, Oberflächen- und Drainagewasser füllen soll. Für die Investition von rund 240.000 Euro läuft ein Spendenaufruf in der Mitgliedschaft. Einen Brunnen haben die Behörden dem Club nicht genehmigt.
Hessen gehört wie Rheinland-Pfalz und Berlin-Brandenburg so wie kleine Teile Süddeutschlands zu jenen Regionen, bei denen man auf Dauer von einer besonderen Gefährdung in der Wasserversorgung ausgeht. Dementsprechend wird in den meisten Bundesländern inzwischen bei Wasserrechtsanträgen sehr genau auf die Entnahmemengen geblickt. Erhöhungen sind nahezu unmöglich, Reduzierungen durch die Wasserversorger und Kommunen häufig.
Sammeln und Sparen von Wasser
Beim Arbeitskreis Bewässerung des Deutschen Golf Verbandes geht man inzwischen davon aus, dass in Zukunft die Verlängerung von Wasserrechtsanträgen immer häufiger auch mit dem Sammeln von Oberflächenwasser kombiniert wird. Egal ob von Dächern der Gebäude, aus Drainagen der Parkplätze oder eben das Sammeln von Regenwasser – Möglichkeiten zum Auffangen gibt es reichlich. Auf den meisten Golfanlagen werden sie nicht genützt.
Die Verwendung von Brauchwasser, wie sie zum Beispiel in Arizona, Spanien oder den Vereinigten Arabischen Emiraten üblich ist, wird in Deutschland selten angewendet. Der Golfclub Hof Hausen vor der Sonne, ebenfalls in Hessen gelegen, ist hier ein Ausnahmefall. Hier nützt man seit 2004 Wasser aus dem benachbarten Klärwerk. Allerdings ist diese Lösung nur machbar, wenn sich die Golfanlage in der Nähe des Klärwerks befindet. Ansonsten lassen sich die Grundstückseigner, durch deren Land ansonsten Leitungen geführt werden müssen, ihre Grundstücksnutzung teuer bezahlen.
Die Tour über Hessens Golfplätze zeigt auch: Deutschlands Golfanlagen stehen am Anfang einer intensiven Beschäftigung mit dem Thema Wassermanagement. Die Komplexität des Themas wird vielen Verantwortlichen erst bewusst. Dabei, so die Ansicht von Golfplatzdesigner Thomas Himmel, Mitbegründer von Golf Sustainable, ist es eben nicht damit getan, einen Speicherteich der passenden Größe zu bauen. „Idealerweise ist ein Speicherteich, solange er sich auf dem Platz befindet, auch ein Spielelement. Das heißt, er ist optisch ansprechend und hat auch noch einen strategischen Zweck.“ Alternativ, so sein Hinweis, könne man immer auch darüber nachdenken, deutlich größere und vor allem tiefere Speicherteiche jenseits des reinen Spielgeländes zu bauen, um so die Verdunstungsfläche klein zu halten. „Hier muss man dann auf optische und spielerische Elemente keine Rücksicht nehmen. Allerdings haben die meisten Golfanlagen dafür nicht genügend Grundstück zur Verfügung.“
Trockenphasen schädigen die Bäume
Ziemlich viele Fragen also, denen sich die Golfanlagen schon jetzt vermehrt stellen müssen. Für Christofer Hattemer, Präsident des GC Hanau-Wilhelmsbad und des Hessischen Golfverbandes, ist es deshalb wichtig, frühzeitig intensiv in das Thema einzusteigen und in der Kommunikation an die Mitglieder auf das Thema Wasser hinzuweisen.
Auch im GC Hanau-Wilhelmsbad, wo ebenfalls gerade ein Speicherteich in Planung ist, erinnert man sich noch gut an die letzte große Trockenphase. „Wir haben das bei der Trockenheit 2018 auch an unseren zahlreichen Bäumen gemerkt, die durch die Trockenheit extrem gestresst waren“, stellt Platzwart Klaus Dreßler fest. „Danach haben wir rund 500 Bäume gefällt. Inzwischen achten wir bei neuen Bäumen auch darauf, dass sie besser mit wenig Wasser klar kommen.“
Dürremonitor gibt Auskunft
Der Blick auf den „Dürremonitor“ des Helmholtz-Zentrum für Klimaforschung gibt Hattemer und Dreßler recht. Selbst nach dem relativ nassen Jahr 2021 weist die Karte in den zwei Kategorien „Oberboden bis 25 cm“ und „Gesamtboden bis 1,8 m“ viele Fälle von schwerer bis außergewöhnlicher Dürre in Deutschland auf. Hinzu kommt, dass der Grundwasserspiegel in Deutschland in den vergangenen 20 Jahren kontinuierlich gesunken ist. Laut neuesten Forschungsergebnissen des Karlsruhe Institut für Technologie wird sich daran auch nichts ändern.
Die Zeiten der üppigen und unbefangenen Beregnung auf Golfanlagen sind also vorbei. Seit 2018 haben viele Golfanlagen in Deutschland diese Lektion gelernt. Für all‘ jene, die sich das Thema noch nicht angeeignet haben, könnte es zu einem sehr abrupten Lernprozess kommen.