Stunde Null in Sachen Nachhaltigkeit bei LPGA und LET
Christopher Chandler nimmt kein Blatt vor den Mund: „Wir befinden uns am Punkt Null. Wir fangen komplett neu an.“ Der Executive Director des Golfturniers Dow Great Lakes Bay Invitational auf der LPGA Tour spricht von der neuen Kooperation zwischen dem amerikanischen Chemieunternehmen Dow sowie den beiden Profitouren für Damen LPGA und LET in Europa. Das Chemieunternehmen mit Sitz in Michigan, USA, ist bereits als Titelsponsor des Dow Great Lakes Bay Invitational aktiv. 2019 wurde es als erstes Turnier auf der amerikanischen LPGA Tour vom britischen Institut GEO für seine Nachhaltigkeitsbemühungen zertifiziert.
Nun wird Dow während der, bis dato auf vier Jahre angelegten Kooperation, als Official Sustainability Resource der beiden Profiorganisationen auftreten und diesen vor allem in der Umsetzung von Projekten helfen. Während Dow die Erfahrungen aus der Materialkunde einbringt, soll der Zertifizierer GEO das Wissen im Golfbereich beitragen.
Bis dato wenig konkrete Projekte auf der LET
Bis jetzt nämlich ist wenig passiert: Europas LET hatte im vergangenen Jahr zwar die Aktion „Celebrating the Green“ in Kooperation mit GEO ins Leben gerufen, tatsächlich aber keine größeren Projekte in Sachen Nachhaltigkeit umgesetzt, sondern sich weitgehend auf die Berufung von zwei Botschafterinnen aus dem Spielerlager begrenzt.
„Für uns geht es jetzt erst einmal darum eine Bestandsaufnahme zu machen“, erklärt Chandler. „Wir sprechen mit Spielerinnen, Sponsoren, Veranstaltern und machen Umfragen, um zu sehen, wie sie zu dem Thema Nachhaltigkeit stehen.“ Anschließend soll es um die Umsetzung gehen. „Tatsächlich muss klar sein, dass eine Hinwendung zum Thema Nachhaltigkeit keine Option im Veranstaltungsbereich ist, sondern dringend benötigt wird.“
LPGA bis dato mehr auf Mädchen-Golf-Projekte und Inklusion konzentriert
Auf der LPGA Tour sind die Turnierveranstalter in der Regel aktiv, wenn es um die Einbindung der lokalen Bevölkerung, die Integration von Minderheiten, Behinderten oder die Promotion des Golfsports für Mädchen geht. In diesen Bereich gingen in den vergangenen Jahren ein Großteil der Bemühungen und Gelder. Geht es dagegen um Plastikvermeidung, Müll-Recycling oder Co2-Reduzierung sind die Bilanzen in der Regel spärlich. „In dem Bereich ist bis dato so gut wie nichts passiert“, erklärt Chandler. Er gibt auch zu, dass man 2019 bei der Organisation des Dow Great Lakes Bay Invitational durchaus ein wenig argwöhnisch von LPGA Offiziellen betrachtet worden sei, als man versuchte mit Recycling-Maßnahmen, Ressourcen-Einsparungen und vor allem auch der Kommunikation des Nachhaltigkeitsthemas zu punkten. Immerhin: Von der Veranstaltung gibt es einen Nachhaltigkeitsbericht, in dem das Projekt nachvollzogen werden kann.
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Recyclingquote soll deutlich besser werden
Chandler ist dabei wohl bewusst, „dass wir hier in Amerika verglichen mit Europa zurück liegen.“ Der Anteil der recycelten Getränkedosen und -flaschen etwa lag bei unter 30 Prozent. Das aber will man nun ändern. Beim Turnier Dow Great Lakes Bay Invitational schaffte man es zum Beispiel zusammen mit der Plastik-Recyclingfirma KW Plastics das komplette Bandenmaterial des Golfturniers aus dem Jahr 2019 zu Tees zu recyceln. Die werden 2021 an die Spielerinnen ausgegeben. Ein kleiner Start, aus dem mehr und mehr Projekte wachsen sollen. „Die Gesellschaft ändert sich rapide“, erklärt Chandler. „Wir sehen hier viele Möglichkeiten, Schritt für Schritt für Veränderungen zu sorgen.“ Den Level Null jedenfalls will man sowohl mit der LPGA als auch mit der LET in Europa so schnell wie möglich verlassen.