Hornissen auf dem Golfplatz: Geschützt und gefürchtet
Es brummt rund um die alte Rotbuche entlang des Weges zu Bahn zwei auf dem Golfplatz, den wir gerade besuchen. „Achtung Hornissen“ steht auf dem Schild geschrieben, das die meisten Golfer veranlasst, ein wenig auszuweichen. Hornissen sind beeindruckend groß und laut – gefährlich sind sie aber nicht. In vielen europäischen Ländern, in denen das Insekt früher häufig vorkam, steht sie inzwischen unter Schutz, weil sie in ihren Beständen bedroht ist.
Mit der zunehmenden Versiegelung von Landschaften, dem Verlust alter Baumbestände, dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Insektensprays ist ihr Lebensraum geschrumpft. Hinzu kommt eine oft voreilige Bekämpfung durch den Menschen – aus Angst vor Stichen oder aus Unkenntnis über die rechtlichen Schutzbestimmungen.
In Deutschland ist die Hornisse durch das Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. Das bedeutet: Nester dürfen nicht entfernt, Tiere nicht getötet oder gestört werden. Verstöße können mit hohen Geldstrafen geahndet werden. Dabei sind die Tiere ohnehin friedfertig: Nur wenn man ihrem Nest zu nahe kommt oder es beschädigt, verteidigen sie sich. Einzelne Tiere greifen Menschen nicht an.
Mitglieder aus Golfclubs sehen das – meist aus Unwissenheit – oft anders. Gerade, wenn sich die Tiere in Driving Range Hütten, neben dem Ballautoma und in Dächern oder dem Gebälk neben der Clubhausterrasse eingenistet haben, steht ab und an eine Umsiedlung an. Wenn Gefahr für Menschen besteht, darf das Nest in Deutschland in Ausnahmefällen umgesiedelt werden – aber nur durch Fachleute und mit ausdrücklicher Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde.
Die Umsiedlung erfolgt meist in den späten Abendstunden, wenn alle Tiere im Nest sind. Das gesamte Nest wird dabei vorsichtig in einen Transportbehälter überführt und an einem geeigneten Ort – z. B. Waldrand, Streuobstwiese oder andere Bereiche des Golfplatzes – wieder ausgebracht ohne dass die Hornissen gestresst werden.
Wichtiger Nützling
Dabei profitieren Golfanlagen durchaus davon, wenn Hornissen bei ihnen zuhause sind. Diese sind nämlich hervorragende Jäger. Ihr Futter besteht zu einem Großteil aus Fliegen, Mücken, Bremsen, Wespen und anderen Insekten – pro Tag können sie mehrere hundert Insekten erbeuten, um ihre Brut zu füttern. Erwachsene Tiere ernähren sich vor allem von Baum- und Pflanzensäftes, überreifem Obst oder Nektar. Für den Menschen haben sie eine wichtige ökologische Funktion – sie halten Schädlinge in Grenzen und dienen außerdem als Bestäuber. Auch wenn gelegentlich Bienen zur Beute werden, ist der Schaden für Imker sehr gering. Gleichzeitig reduzieren Hornissen den Bestand lästiger oder invasiver Insektenarten.
Der Golfplatz als Lebensraum
Auf Golfplätzen finden die gefährdeten Insekten zahlreiche Lebensräume, die sie zum Nisten schätzen: Baumhöhlen und Totholz, Dachgauben oder Nistkästen, hier fühlen sie sich wohl. Wer sie dort entdeckt, hat einen Beweis dafür, dass der Golfplatz als Ökosystem gut funktioniert.