Saadiyat BGC: Audubon-Zertifikat steht für Exzellenz bei Artenvielfalt
Die erste Begegnung, an die ich mich in Saadiyat Beach erinnern kann, war jene mit Sebastian Vettel. Es war das Jahr 2013, der Deutsche hatte gerade den Formel 1 Grand Prix in Abu Dhabi gewonnen und stieg in sein Auto vor dem Hoteleingang, als ich gerade aus meinem ausstieg. Er passte so gut in jenes Bild, das ich mir von Saadiyat Island machte: Eine Vergnügungsinsel voller Glitzer und Glamour, Hochhäuser und Luxushotels in Sichtweite.
Die zweite Begegnung, an die ich mich in Saadiyat Beach erinnere, folgte am gleichen Abend. Ich lag in den letzten Zügen meiner Golfrunde, die Sonne ging unter, als sich eine Gazelle langsam in den leichten Hügeln am Fairwayrand zeigte. Um ehrlich zu sein: Eine Gazelle war so ziemlich das Letzte, was ich zwischen all‘ den Neubauten erwartet hatte. Ich sollte sie und noch ein paar andere in den folgenden Tagen noch häufiger auf dem Golfplatz treffen.
Der Golfplatz von Saadiyat Island, übrigens eine spielerische Herausforderung, ist viel mehr als nur ein Sportplatz. Es ist ein Puffer in Grün zwischen all‘ den Hotels, ein großes Stück Lebensraum. Nicht nur die Echt-Gazellen, die auf der Arabischen Halbinsel typisch sind, leben hier. Sondern auch Enten, Vögel, Amphibien, Insekten. Mehr als 180 Vogelarten sind nachgewiesen.
Insofern kommt die Tatsache, dass der Saadiyat Beach Golf Club erneut von der international anerkannten Audubon Society als Cooperative Sanctuary rezertifiziert worden ist, nicht überraschend. Es ist der erste Club im Mittleren Osten, der diese Auszeichnung erhält, die einem langwierigen und strengen Monitoring-Prozess folgt und sich nicht allein auf das Golf-Business erstreckt. Die Audobon-Zertifzierung ist auch deshalb so begehrt, weil sie einen Blick von Außen auf die Golfszene bedeutet und damit hohe Glaubwürdigkeit hat. Drei Jahre dauert die erste Projektphase, die Rezertifizierung erfolgt nach zwei Jahren.
In den vergangenen Jahren hat Viya Golf als Inhaber des Saadiyat Beach Clubs verschiedene Schutzzonen eingerichtet, so dass sich die Golfanlage vor allem für Zugvögel als Zwischenstation etablierte. 2020 wurde hier die Steppen-Whirte gesichtet, eine der seltensten Vogelarten weltweit, deren Bestand auf etwa 100 Vögel geschätzt wird. Lange hielt man sie für ausgestorben.
Entdeckt wurde sie von Oscar Campbell und Simon Lloyd, zwei Mitgliedern des Emirates Birds Records Committees, die ihr Glück kaum fassen konnten und mehrere Beweisfotos schossen. „Wir sind nach Hause gegangen und haben gedacht, dass wir vielleicht Glück hatten“, erinnern sie sich. „Die Aufregung stieg zusehends“. Am Tag darauf wurde der Vogel tatsächlich von Gary Allport von Bird Life International, dem führenden Experten für Steppen-Whirten, bestätigt.
Für Corey Finn, Superintendent der Golfanlage, ist der komplette Zertifizierungsprozess selbst ein großer Lernprozess in Sachen Wildlife gewesen. Unabhängig von der Verbesserung der Lebensräume musste die Golfanlage aber auch nachweisen, dass sie ansonsten nachhaltig arbeitet. Vor etwa drei Jahren stellte der Saadiyat Beach Club seine Wasserversorgung komplett auf recyceltes Wasser um. Um das Greenkeeping möglich zu machen, erfolgte gleichzeitig eine Umstellung auf salztolerantere Grassorten.
Von einem Schnellschuss in Sachen Zertifizierung kann also keine Rede sein. Für Corey Finn, der längst auch anderen Golfanlagen im Raum Abu Dhabi und Dubai Unterstützung im Bereich der Förderung der Biodiversität gibt, ist die Steigerung der Gazellen-Population ebenso ein Beweis guter Arbeit wie die steigende Anzahl an Vögeln. „Wir werden weiter daran arbeiten, an diesem Schutzprojekt zu arbeiten“, stellt er fest.
Inzwischen haben auch Golfer und andere Hotelbesucher auf Saadiyat Island die Möglichkeit, im Rahmen von Naturbeobachtungstouren etwas über den Golfplatz als Lebensraum zu lernen. Das Glück, eine Steppen-Whirte zu beobachten, hat wohl kaum jemand – aber schon das leise Auftauchen einer Gruppe von Echt-Gazellen macht jede Tour zu einem Erlebnis.