Qualitäts-Check: Trainings-Areale punkten
Was bedeutet Qualität für einen Golfspieler? Ein größeres Clubhaus, bessere Grüns, tägliche Startzeiten, ein perfektes Übungsgelände oder vielleicht die persönliche Ansprache im Clubrestaurant?
Mit dem zunehmenden Interesse am Golfsport hat sich mit dem Corona-Sommer 2020 offenbar auch die Wahrnehmung der Qualitätsmerkmale verschoben. Nachdem weltweit Golfanlagen in der Saison 2020 stärker frequentiert waren als davor, deutlich mehr Einsteiger gewonnen werden konnten und damit sowohl die Golfplätze selbst als auch die Übungsanlagen stärker genützt werden, rückt offenbar die Qualität der tatsächlichen Sportflächen wieder mehr ins Zentrum des Interesses. Schließlich entscheidet der Pflegezustand des Platzes in erheblichem Maße darüber, wieviel Stunden am Tag er geöffnet werden kann, wie gut die Grüns auch abends um 18 Uhr noch spielbar sind und wie gut und schnell sich die Anlage von Wetterextremen wie starkem Regen, Hitze oder Kälte erholt.
Studie zeigt mehr Interesse an Platzqualität und Trainingsbereichen
Daneben wird die Qualität der Übungsanlagen inzwischen offenbar international zu einem wichtigen Thema: Die Studie „Golf Facility Market Trend Watch“ kam jetzt zu dem Ergebnis, dass zumindest auf dem US Markt derzeit eine eindeutige Präferenz für die Verbesserung von Übungsarealen, der Entwicklung von Kurzspielzentren sowie der Entwicklung von Masterplänen für langfristige Platzverbesserungen besteht. Durchgeführt wurde die Studie von der ASGCA (American Society of Golf Course Architects) und der Sports & Leasure Group unter 40.000 amerikanischen Head-Greenkeepern, Golfmanagern, Anlagenbetreibern, Golflehrern und Golfplatzdesignern.
92% der Head-Greenkeeper und Golfplatzdesigner bestätigten, dass offenbar derzeit die höchste Nachfrage nach Verbesserung bei „gezielten Kurzspiel-Arealen und Übungsbereichen“ besteht, 90 % sprachen von einer massiven Nachfrage nach verbesserten Driving-Ranges. Diese Aussagen trafen auch 82 % der General Manager von Golfanlagen im Hinblick auf die Kurzspiel-Bereiche, 77 % im Hinblick auf Driving Ranges.
Tätsächlich sind ausgewiesene Kurzspielbereiche, großzügige Puttareas und ausgefeilte Driving Ranges mit modellierten Übungsgrüns, Zielbereichen ec. gerade bei älteren Golfanlagen selten der Standard. Während High-End Anlagen in den USA und Asien seit Jahren meist großezügige Übungsbereiche anbieten, setzten im deutschsprachigen Raum hier bis dato noch wenige Anlagen Akzente, was zweifellos auch damit zu tun hat, dass erstklassige Übungsanlagen einen Kostenaufwand bedeuten, der durchaus im Millionenbereich liegen kann.
Ausgefeilte Übungsareale für mehr Mitgliederzufriedenheit
Trotzdem ist ein Trend zu ausgefeilten Übungsarealen für hochwertige Anlagen unverkennbar. Dabei hat in Kontinental-Europa das Evian Resort in Frankreich seiner ohnehin schon exzellenten Übungsanlage auf 14 Hektar Gelände 2020 noch einen Par 3-Platz hinzugefügt. Im Costa Navarino Resort in Griechenland findet sich eines der größten Übungsareale Kontinentaleuropas mit allein zehn verschiedenen Bunkertypen. Auch in Deutschland zogen Anlagen nach: Der Golf Club St. Leon-Rot gilt mit seinem Wedge-Areal, drei Puttinggrüns und insgesamt vier Chipping- und Puttinggrüns als eine der Vorzeigeanlagen. Der Traditionsclub Stuttgarter GC Solitude investiert derzeit in eine hochdigitalisierte neue Driving Range, die im Juni eröffnen soll. Der GC Würzburg stellte Ende des Jahres ein neues Trainingscenter mit einem „Drive & Fitting Pavillion“ fertig. Und auch weniger sportlich orientierte Anlagen wie etwa der Wittelsbacher GC, bei dem gerade die Arbeiten an der komplett renovierten Driving Range laufen, setzen im Hinblick auf eine Steigerung der Qualität vermehrt auf die Verbesserung der Übungsbereiche.
Die Lehre aus dem Corona-Sommer 2020 ist dabei relativ einfach: Eine Qualitätssteigerung der Übungsanlagen ist in der Regel mit mehr Spielspaß für Einsteiger als auch für etablierte Golfer verbunden. Eine Ausweitung der Flächen erlaubt die gleichzeitige Beschäftigung von deutlich mehr Personen. Und: Bei besserer Qualität und mehr Fläche sind die Anlagen bei weitem nicht so schnell geschunden und zerhackt. Die Mitgliederzufriedenheit steigt – nachhaltig.