PGA und DP World Tour: 2023 wird das Jahr des Zählens
Das Thema Nachhaltigkeit im Profigolf beschäftigt sowohl die PGA Tour als auch die DP World Tour 2023 deutlich mehr als bisher. Während die DP World Tour nach ihrem Bekenntnis zur CO2-Neutralität bis zum Jahr 2040 unter Zugzwang ist und ab sofort kontinuierlich einen Fortschritt bei der CO₂-Reduktion nachweisen sollte, hat die amerikanische PGA Tour seit Mitte 2022 begonnen, sich verstärkt mit dem Thema auseinanderzusetzen. Brazos Barber wurde dafür als Senior Manager für Social Responsibility und Sustainability engagiert.“
“Im Moment sind wir stark dabei, erst einmal die Grundlagen herzustellen“, erklärt er. Das Nachhaltigkeits-Programm der PGA Tour bezieht sich demnach auf das Headquarter in Jacksonville, auf die 13 PGA Tour Properties sowie auf sechs Turniere, bei denen die PGA Tour besonders stark involviert sind. Bei der Players Championship, dem Sentry Tournament of Champions, der WGC-Dell Match Play Championship, der FedEx St. Jude Championship und der Tour Championship sollen 2023 erstmals möglichst genaue Daten zum CO₂-Fußabdruck erhoben werden. „Wir müssen das alles erst einmal an den Start bekommen“, resümiert Barber.
Beim Sentry Tournament of Champions in Hawaii wurde das Compost-Projekt mit der Hua Momona Farm zu einem Erfolg. Täglich wurde der Essensabfall vom Turnier zu der Biofarm gefahren, die auf der anderen Seite des Golfclubs liegt. Dort wurde der Abfall kompostiert und auf die Beete und die Felder ausgebracht. Im nächsten Jahr kauft der Turnierveranstalter erneut Gemüse und Obst von der Farm. (Video: Hua Momona Farm)
Auf der DP World Tour sieht die Lage nicht wesentlich anders aus. Bei der Open de Espana, der BMW PGA Championship, der Genesis Scottish Open und der DP World Tour Championship hat man genauso wie im Headquarter 2022 die CO₂-Daten ermittelt. Öffentlich einsehbare Nachhaltigkeits-Reporte gibt es dazu allerdings nicht. 2023 kommen neue Veranstaltungen dazu, darunter auch die Abu Dhabi HSBC Championship und die Hero Dubai Desert Classic zum Start des Jahres.
Beim Blick auf detaillierte Projekte zur Reduzierung von Plastikflaschen, der Verwendung von fossiler Energie oder Optimierungen beim Thema Spieler-Mobilität, wird in beiden Fällen klar: Die Lage ist schwierig, es fehlt an Best-Practice-Fällen und eingespielten Abläufen, auf die man zurückgreifen kann. „Wir haben mit der Waste Management Phoenix Open ja das Flaggschiff im Bereich Nachhaltigkeit auf der PGA Tour“, verweist Brazos Barber auf die seit Jahren laufenden Aktionen des Turniers in Arizona, in Sachen Müll, CO₂-Ausstoß und Umwelterziehung möglichst nachhaltig zu agieren. „Wir als PGA Tour haben jetzt die Spezialisten von Waste Management ins Haus geholt, damit sie uns auch bei den anderen Turnieren zu beraten.“
Einfach ist all‘ dies nicht, weil am Ende sowohl die PGA Tour als auch die DP World Tour nicht bei allen Turnieren Veranstalter sind. Außerdem sind die örtlichen Vorgaben und Richtlinien an nahezu jedem Turnierort anders, und auch jeder Sponsor hat andere Vorstellungen. „Wir haben Sponsoren, die sind extrem interessiert an dem Thema und setzen dann auch mehr um.“ Bei der Sony Open und dem Sentry Tournament of Champions zum Start der Turnierwochen im Januar 2023 in Hawaii nimmt das Thema Nachhaltigkeit auch Raum in der Turnier-Kommunikation ein, bei anderen Veranstaltungen wird es eine ganze Turnierwoche lang nicht angesprochen.
Auf der DP World Tour wird während der Turnierwochen im Mittleren Osten der verstärkte Einsatz von Photovoltaikanlagen genauso erprobt wie das Recycling von PVC und Vinyl, die unter anderem zu Laptoptaschen wieder verarbeitet werden sollen. Von der DP World Tour ist in Sachen Plastikmüll außerdem zu hören, „dass wir ja nicht kontrollieren können, was die Leute auf die Anlage mitbringen, aber die Anlagen selbst werden keine Plastikflaschen mehr haben.“
Wie stehen Rahm & Co. zur CO₂-Neutralität?
Egal ob Jon Rahm, Rory McIlroy oder die anderen Profis – bei all‘ den Projekten spielen sie – und vor allem ihre Reisebewegungen – derzeit noch kaum eine Rolle. Von der Waste Management Open und auch von The Open 2022 ist bekannt, dass das Thema Mobilität sowohl auf Spieler- als auch auf Fanseite der mit größten CO₂-Treibern ist. Einmal abgesehen von Rory McIlroy hat sich bis dato aber noch kein Profi zu der Thematik geäußert. Es gibt keinerlei Projekte, Planungen oder konkrete Vorstellungen, wie man vermehrt Spieler dazu bewegen könnte, ihren Fußabdruck auszugleichen oder im besten Fall zu vermindern.
The Open 2019 als Anstoß
Allerdings weist Brazos Barber darauf hin, dass der erste Anstoß bei der PGA Tour, sich mit Themen wie Plastikvermeidung oder der Klimabilanz bei einem Golfturnier zu beschäftigen, 2019 von einigen Spielern kam, die an der Open Championship teilgenommen hatten und das Programm zur Vermeidung von Plastik nachahmenswert fanden. „Deshalb ist es eines meiner Ziele, 2023 auch vermehrt mit den Spielern ins Gespräch zum Thema Nachhaltigkeit zu kommen“, stellt er fest.
Kommunikation im Bereich Nachhaltigkeit wird für beide Touren damit zu einem wesentlichen Punkt: Nach der Ankündigung, bis 2030 die CO₂-Emissionen um 28 Prozent zu verringern, wird von der DP World Tour in diesem Jahr wohl auch die Veröffentlichung erster konkreter Zahlen erwartet. Bei der PGA Tour legt man sich deshalb noch nicht auf feste Ziele fest. „Wir denken natürlich über das Ziel der Klimaneutralität nach und diskutieren auch darüber, ob wir uns da festlegen sollen“, stellt Barber für die PGA Tour fest. „Aber im Moment sind wir noch nicht so weit. Jetzt müssen wir erst einmal die Grundlagen schaffen.“
Klicke hier, um Ihren eigenen Text einzufügen