Welche Umwelt-Zertifikate für Golfanlagen gibt es?
Reine Imagepflege oder echter Mehrwert? Was genau bringt ein Zertifikat, in dem Nachhaltigkeitsaspekte im Golfsport untersucht werden? Fragen, die sich so mancher Golfanlagenbetreiber stellen mag, nachdem Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen auch im Golf-Business zunehmend an Bedeutung gewinnen. Tatsächlich gibt es bis dato wenig Erhebungen, die sich mit der Wertigkeit der vorhandenen Nachhaltigkeits-Zertifikate im Golfsport beschäftigen.
Regionale Unterschiede bei Zertifikaten
Aber immerhin: Sowohl eine Studie der Universität Bayreuth, die den Mehrwert des Zertifikats „Golf und Natur“ des Deutschen Golf Verbandes untersuchte, als auch eine Schweizer Arbeit der Autorin Mirjam Fassold unter dem Titel „Marktvorteile für Golfanlagen mit grünem Image“, haben sich in den vergangenen Jahren mit dem Thema auseinandergesetzt. Während in Deutschland das Zertifikat Golf & Natur der Marktführer ist, wird in der Schweiz weitgehend die Zertifizierung der englischen GEO Foundation eingesetzt. In Österreich hat man sich 2022 ebenfalls für die Einführung von GEO entschieden. In Deutschland wird mit Lebensraum Golfplatz in den drei Verbänden Bayern, Baden-Württemberg und Hessen außerdem ein Zertifikat angeboten, das sich ausschließlich mit dem Thema Förderung der Artenvielfalt befasst.
Reine Imagepflege oder wirtschaftliche Vorteile?
Die Ausgangslage ist dabei laut der Bayreuther Studie so: Die Nachhaltigkeits-Affinität der Golfer ist relativ hoch, der Klimawandel betrifft den Golfsport in ganz Europa. Golfanlagen sind einerseits aufgrund behördlicher Auflagen zunehmend zum Sparen von Ressourcen wie etwa Wasser gezwungen, daneben ist aber auch ein positives Images in Sachen Ökologie wesentlich. Hinzu kommt das Bemühen, durch Nachhaltigkeits-Zertifikate auch den Wert einer Mitgliedschaft zu steigern. Schließlich sind Konsumenten sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz bereit, zum Beispiel für Bio-Produkte einen höheren Preis zu zahlen. Unter Umständen, so die Schlussfolgerung, kann der Nachweis einer umweltschonenden Golf Club-Führung also auch zu ökonomischen Vorteilen führen.
Die 69 deutschen Anlagen, die an der Studie der Universität Bayreuth teilnahmen, waren offenbar zum Großteil von der Sinnhaftigkeit des Golf & Natur-Zertifikats überzeugt. „Alles in allem kann festgestellt werden, dass das Golf & Natur-Zertifikat einen Mehrwert im ökologischen Sektor und – mit Einschränkungen – auch im ökonomischen Sektor schafft, vor allem aus der Sicht der zertifizierten Plätze. Die zertifizierten Clubs profitieren damit nicht nur im Bereich des Umweltschutzes, sondern auch im Bereich des Managements,“ resümiert der Autor Prof. Christopher Huth. Die Glaubwürdigkeit der Golfanlagen in Sachen Nachhaltigkeit steigt demnach durch die Teilnahme am Programm Golf & Natur, Arbeits- und Spielbedingungen werden langfristig verbessert.
Diese Nachhaltigkeits-Zertifikate gibt es:
Golf & Natur: Das Zertifikat des Deutschen Golf Verbandes zielt auf eine „Verbesserung der Spiel- und Arbeitsbedingungen auf Golfanlagen bei gleichzeitig größtmöglichem Schutz der Natur und der Ressourcen“. Es ist dreistufig von Stufe Bronze bis Golf.
Lebensraum Golfplatz: Das Zertifikat Lebensraum Golfplatz ist das deutsche Einstiegslevel zum Thema Förderung der Artenvielfalt. Es wird in den Landesverbänden Bayern über den Blühpakt-Bayern, in Baden-Württemberg und in Hessen angeboten.
GEO (Golf Environment Organization): Die britische Non-Profi-Organisation hat ein zweistufiges Zertifizierungssystem entwickelt. In Europa ist es das Zertifikat mit der stärksten Verbreitung.
Audubon Cooperative Sanctuary Program for Golf (Audubon Society): Die Zertifizierung der Audubon Society ist vor allem in den USA extrem verbreitet und im deutschsprachigen Raum kaum bekannt.