Mähroboter läuten in Deutschland Trendwende ein
Wer mäht nächsten Sommer denn die Fairways? Eine Frage, die zumindest in Deutschland 2023 immer öfter mit der Antwort „unsere Roboter“ beantwortet werden dürfte. Autonome Fairwaymäher sind weltweit ein Trendthema, das den Umbruch im Greenkeeping kennzeichnet. Nirgendwo sonst aber sind sie so verbreitet in Deutschland, wo der schwedische Hersteller Husqvarna 2022 mit seinem Modell CEORA den Markt stark in Bewegung brachte. Nachdem man im Frühjahr die ersten Pilotanlagen ausgerüstet hatte, sind inzwischen auf rund 30 Golfanlagen CEORA-Mäher im Einsatz. Die Nachfrage, so Sebastian Spörl, Manager Golf & Sports bei der Husqvarna Group, sei enorm. Auch Micha Mörder, Sales Manager bei Toro Deutschland, bestätigt, dass der Robotermarkt schneller wachse als erwartet.
Greenkeeper-Mangel als Kaufgrund
Hauptgrund ist offenbar der nach wie vor verbreitete Arbeitskräftemangel auf Golfanlagen. Weniger relevant scheint, so zumindest die Aussage von Spörl, im Moment noch der Nachhaltigkeitsfaktor zu sein. Wer zum Beispiel als Golfanlage über eine Fotovoltaikanlage verfügt, könnte die Akkus der Geräte komplett mit erneuerbaren Energien betreiben. Das senkt den CO₂-Ausstoß der Golfanlage.
Neue Studie zur Qualität des Grasschnitts
Das Thema ist inzwischen auch bei den Rasenspezialisten des Instituts für Landschaftsbau, Sportfreianlagen und Grünflächen an der Hochschule Osnabrück unter der Leitung der Professoren Wolfgang Prämaßing und Martin Thieme-Hack gelandet. Sie untersuchten 2022 im Auftrag des Deutschen Golf Verbandes die Qualität des Grasschnittes mit autonomen Rasenmähern von Husqvarna und Echo im Vergleich zu klassischen Spindelmähern. Erste Ergebnisse ergaben dabei nur geringe Differenzen im Hinblick auf Robotic-Mahd und klassische Fairway-Mahd. Dabei wurden die Homogenität, Qualität, Farbe, Schnittbild, Schnitthöhe und Schnittqualität untersucht.
Entscheidend ist vielmehr, darauf weisen auch die Vertreter von Husqvarna, Toro oder John Deere hin, dass sowohl beim Spindel- als auch beim Sichelmäher die Messer gut gepflegt werden, da stumpfe Kanten einen deutlich schlechteren Grasschnitt bedingen. Das heißt: Egal ob Roboter oder klassischer Fairwaymäher, wenn der Greenkeeper nicht vorschriftsmäßig die Messer wechselt, kann die Qualität nicht gut werden.
Angesichts der steigenden Nachfrage nach Robotern im Golfplatzpflegebereich stellt sich die Frage nach dem Angebot für 2023. Dieses bleibt sehr begrenzt. Weder von Jacobsen noch von John Deere gibt es zum Jahresbeginn autonome Fairwaymäher. Toro stellt bei der Golf Industry Show Anfang Februar in Orlando/USA wohl einen vollautonomen Spindelmäher vor. Echo will 2023 in die Testphase gehen und erste Pilotmodelle einsetzen. Husqvarna bleibt damit im Moment der Platzhirsch im Bereich des autonomen Mähens.
Langwierige Entwicklung
Dies mag auch daran liegen, dass der Einsatz von Robotern weltweit zahlreichen Regulierungen unterliegt. Das macht die Entwicklung der Produkte schwierig, langwierig und teuer. Bei Husqvarna, so die Firmenaussage, habe die Entwicklung der CEORA-Mäher insgesamt acht Jahre in Anspruch genommen. Dabei muss ja keineswegs nur der Mäher an sich, sondern auch die Signaltechnik entwickelt werden.
Wie sich die Thematik des autonomen Mähens 2023 weiterentwickelt, dürfte spannend werden. Obwohl sich Deutschland hier offenbar als Vorreiter in der Einführung der Technologie erweist, gibt es im Bereich des Greenkeepings durchaus Berührungsängste. In Gut Apeldör in Schleswig-Holstein, wo man bereits im Frühjahr 2022 auf CEORA-Modelle setzte, stellte Geschäftsführer Dieter Worms fest, dass es sich durchaus auch um „ein psychologisches Thema handelt. Bei den ersten Kinderkrankheiten am Anfang hieß es natürlich sofort, das klappt ja sowieso nicht.“ Inzwischen, so Worms, habe man die Kinderkrankheiten überwunden und das Team stehe der Technologie positiv gegenüber.