Klimawandel bewirkt Umdenken in Italiens Golfszene
Das Wasser wird teurer, es wird weniger. Die Energie um die Pumpen zu betreiben wird immer kostspieliger und die Klimaexperten sind sich einig: Hitzewellen und Dürren, wie sie in Italien in den vergangenen Jahren auftraten, wird es in Zukunft häufiger geben. Die Umstände für den Betrieb eines Golfplatzes ändern sich. So stark, dass Italiens Golfplätze gerade in einem Umbruch sind.
Ist Bermudagras der Retter?
Bermudagras ist auf dem Vormarsch. Die bis dato üblichen Cool Season Gräser werden auf den Fairways ausrangiert. „Vor allem nach den zwei bis drei letzten, extrem trockenen Sommern und angesichts der Tatsache, dass wir ohne Herbizide arbeiten müssen, haben wir erkannt, dass man keine gute Grasqualität mehr herstellen kann.“ Alessandro De Luca, Leiter der Green Section der Italian Golf Federation, hat die Umstellung auf seiner eigenen Anlage in Golf della Montecchia bei Padua schon vor elf Jahren gewagt. „Es war die richtige Entscheidung“, sagt er heute.
Montecchia ist nicht der einzige Club, in dem man die Zeichen der Zeit erkannt hat. Die heißen, trockenen Sommer haben vielen Betreibern eines klargemacht. Wer mit den bisher üblichen Cool Season Gräsern gute Qualität liefern will, muss Zugriff auf große Wassermengen haben und außerdem über ein üppiges Budget verfügen. Der Verbrauch von 150.000 m³ Wasser für 18 Löcher, der dann durchaus vorkommt, ist angesichts der allgemeinen Wasserknappheit in Südeuropa nicht mehr vermittelbar.
Dürreschäden schrecken Spieler ab
Nicht allein das Wasser ist teuer, wenn es nicht aus eigenen Teichen stammt, sondern auch der Strom für die Beregnungsanlage. Ist beides nicht vorhanden, geben die Spielbahnen und Semiroughs ein jämmerliches Bild ab. Das Gras stirbt ab, Kahlstellen bilden sich, Unkräuter entstehen. „Viele Anlagen mussten jedes Jahr komplett nachsäen“, erklärt De Luca. Auch das kostet Geld. Hinzu kommen Klagen von Mitgliedern und Greenfeespielern über die schlechte Qualität der Golfanlagen. Dem Golfer ist es erst einmal egal, auf welchem Gras er spielt und wo das Wasser herkommt. Entscheidend ist, dass es gut aussieht und gut spielbar ist.
La Bagnaia: Top-Qualität plus Wassermanagement
In Royal Golf La Bagnaia bei Siena ist es Anfang Dezember, als wir mit dem General Manager Martin Shaw über das Thema Wassermanagement und Gras sprechen. Der Blick aus dem Clubhaus fällt auf den exzellenten 18-Löcher-Platz von Robert Trent Jones Jr, der 2011 eröffnete und von Beginn an mit Bermudagras angelegt wurde. Zwischen den Löchern erkennt man die fünf üppigen Seen, in denen das Regenwasser im Winter gesammelt wird. “Wir hatten wirklich Glück diesen Sommer, weil wir die ganze Zeit sehr gute Spielbedingungen hatten und viele andere Plätze in der Umgebung aufgrund der Hitze nicht“, resümiert Shaw. Eine eigene Quelle auf dem Gelände steht für Notfälle bereit, der Head Greenkeeper hält den Wasserverbrauch dank ständiger Feuchtigkeitsmessungen ohnehin gering. Die Bewässerung wird täglich angepasst, der Platz hat Hitze und Dürre erkennbar gut verkraftet.
Der Tourist und das braune Gras
Den Braunton des Bermudagrases, das im Winter in eine Ruhephase übergeht, empfindet man hier nicht als Problem. Overseeding, so Shaw, sei für La Bagnaia kein Thema, weil man ohnehin rund sechs Wochen schließe. Gerade die Farbe aber ist es, mit der so manch anderer Betreiber einer italienischen Anlage durchaus kämpft. „Regionen wie der Gardasee, Mailand oder Abano Theme haben im Winter viele Greenfeegäste aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz“, erklärt Alessandro de Luca vom Golfverband. Dem Großteil dieser Golfer ist nicht klar, dass der braune Farbton keinen Qualitätsverlust darstellt. Mischt sich dann noch an der einen oder anderen Stelle ein Fleck dunkelgrünes Poa Annua darunter oder womöglich Unkraut, wird die fleckige Optik schnell zum Problem. „Nachdem wir hier in Italien ohne Herbizide arbeiten, setzen viele Clubs im Winter dann auf Overseeding“, resümiert der Agronom. Es bleibt trotzdem die wirtschaftlich günstigere Lösung für die Clubs, weil sie beim Wasser und der Energie sparen.
Noch befindet sich der Umwandlungs-Prozess bei Italiens Golfplätzen am Anfang. Aus den ersten fünf Anlagen La Bagnaia, Frassanelle, Bologna, Le Fonti und La Montecchia ist inzwischen eine größere Gruppe geworden, die zum Beispiel auch die römischen Plätze Le Nazionale, Parco di Roma, Castelgandolfo und Olgiata umfasst sowie Chervo Golf am Gardasee. Die Universitäten in Siena und Florenz unterstützen zusammen mit der Green Section der Italian Golf Federation den Prozess mit einer Studie zum Anpassungsprozess. Auch die örtlichen Greenkeeper stellen sich allmählich um.
Einfach ist all‘ das nicht: Schließlich wollen die Golfer ganzjährig auf ihren Platz, eine längere Schließung für die Ansaat neuer Gräser wird selten akzeptiert. „Das Management des Grases ist auch ein anderes, weil es nur eine starke Wachstumsperiode im Jahr hat“, erklärt de Luca. „Die Greenkeeper müssen sich erst auf das neue Gras einstellen, Erfahrungen sammeln.“
Aufzuhalten ist der Trend wohl nicht. Der Klimawandel macht Druck und die wirtschaftlichen Argumente sprechen ebenfalls für die Abkehr vom Altbekannten. Wasser- und Energiesparen stehen hoch im Kurs. In einem Land, dessen Golfplätze stark vom Tourismus leben, muss der Einklang erreicht werden zwischen Qualität, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit. Manchmal kann dabei schon eine andere Grassorte helfen.