Gut Wulfsmühle: Natur pur vor den Toren Hamburgs
Wer in Tangstedt im deutschen Bundesland Schleswig-Holstein die Abzweigung zur Wulfsmühle nimmt, taucht ein in eine andere Welt. Eine Allee führt in das Naherholungsgebiet, das im Verlauf seiner Historie so viele Bestimmungen hatte. Im 14. Jahrhundert fing alles an mit einer Fluchtburg des dänischen Königs. Später folgten Mühlenbetrieb, Landwirtschaft, Baumschulen, Naherholungsgebiet. Flache Backsteingebäude eingefasst von hochstehenden Bäumen vermitteln eine besondere Atmosphäre. Teil des insgesamt 180 Hektar großen Geländes in Privatbesitz ist die Golfanlage Wulfsmühle.
Wenn Christina Druve, Geschäftsführerin der Anlage, über den 54 Hektar großen Golfplatz spricht, spielt der Faktor Natur immer wieder eine große Rolle. Wer sich die gut angelegte 18 Löcher-Anlage mit anspruchsvollem Design genauer ansieht, erkennt, warum. Im Speckgürtel der Großstadt Hamburg trifft man hier auf eine Golfanlage, die gänzlich unverbaut ist und neben dem Golfspiel das Abtauchen in eine abwechslungsreiche Landschaft ermöglicht.
Große Kopfweiden tauchen immer wieder am Fairwayrand auf. Ein mehr als zehn Hektar großer Biotopverbund aus Seen, Teichen, Bachläufen macht Wasser zu einem prägenden Element. Austernfischer leben hier, Stockenten und Blesshühner, Insekten und Amphibien. Für letztere hat man ein Amphibienschutzgebiet errichtet, allein drei Krötentunnel unter einer angrenzenden Straße angelegt.
Renaturierung der Pinnau
Im Zuge des Neubaus der Golfanlage im Jahr 2002 wurde auch die Pinnau, ein kleiner Nebenfluss der Elbe, renaturiert. Wer über einen der Deiche entlang der Golfanlage blickt, stößt auf ein weites Überflutungsgebiet mit riesigen Nasswiesen. Über mehr als zehn Hektar erstreckt sich das Gelände, in das sich die Pinnau bei Hochwasser ausweiten kann. „Ich kann nicht sagen, ob es wirklich daran liegt. Tatsache ist aber, dass wir hier noch nie ein Hochwasserproblem hatten“, resümiert Christina Druve, die eine starke Verfechterin des Programmes Golf & Natur des Deutschen Golf Verbandes ist. Mit dem Zertifikat Silber ist man seit 2013 ausgezeichnet.
Mit dem Klimawandel kommen aus Druves Sicht vermehrt die Probleme: „Die Heftigkeit der Stürme auch in dieser Region hat einfach zugenommen“, stellt sie fest. Zuletzt wurden einige der riesigen Pappeln umgeweht, obwohl die Baumpflege auf der Golfanlage professionell von Baumpflegern durchgeführt wird. Der Problematik der Krähen, die auf der Suche nach Larven und Engerlingen sind und dabei die Fairways und Grüns aufreißen, begegnet Christina Druve mit einem Falkner. Der ist normalerweise am Hamburger Flughafen mit seinem Greifvogel im Einsatz, lässt ihn aber auch mehrmals im Jahr über die Golfanlage fliegen. „Das stört die Krähen auf, sie lassen sich hier nicht dauerhaft nieder. Zwei bis vier Krähen haben wir trotzdem hier, aber bisher konnten wir größere Schäden verhindern.“
36 Wildbienenarten nachgewiesen
Für die Golfanlage Gut Wulfsmühle, so Druve, sei der Erhalt einer intakten Landschaft auch im Hinblick auf die Mitgliedschaft wesentlich. „Viele unserer Mitglieder suchen diese Ruhe in der Natur.“ Dass die bestehende Landschaft auf dem ehemals landwirtschaftlich genutzten Gelände durch den Golfplatz erst geschaffen wurde, sei vielen Besuchern des Naherholungsgebietes Wulfsmühle nicht bewusst, stellt die Geschäftsführerin allerdings fest. Das Imageproblem des Golfsports bei Behörden und in der Öffentlichkeit, so ihr Fazit, sei keineswegs beseitigt.
Dabei beweisen zahlreiche Projekte die positiven Auswirkungen der Golfanlage auf die Natur. Eine Untersuchung im Rahmen des Projektes „Hamburgs Allianz für Wildbienen“ 2018, an der die Golfanlage Gut Wulfsmühle teilnahm, ergab den Bestand von 36 Wildbienen- und 27 Wespenarten. Seitdem hat man die Blühflächen jenseits der Spielbahnen noch einmal vergrößert. „Wir machen immer weiter“, resümiert Christina Druve. Golfsport und die Förderung der Artenvielfalt gehören für sie einfach zusammen.