GP Bad Säckingen: Kleine Fläche, großes Engagement
Engagement hat nichts mit Größe zu tun. Das ist die wesentliche Erkenntnis bei einem Besuch im Golfpark Bad Säckingen, der kurz hinter der Schweizer Grenze in Baden-Württemberg liegt und ebenfalls am Projekt Lebensraum Golfplatz teilnimmt. Die kompakte 9-Löcher-Anlage, die direkt an ein Landschaftsschutzgebiet grenzt und sich selbst zum Teil in der Wasserschutzzone befindet, ist ein klassischer Fall für die schnelle Runde oder eben ein Ziel für Einsteiger. „Bei uns lernen viele Golfer den Sport kennen, wechseln dann oftmals zu größeren Clubs und kommen dann wieder zurück“, erklärt es Nils Bosley, der Geschäftsführer.
Inklusionsprogramm im Hotel und Greenkeeping
Bei gerade einmal zehn Hektar Fläche könnte man meinen, das Betätigungsfeld für Maßnahmen zur Steigerung der Biodiversität und eine nachhaltige Herangehensweise sei eher zu klein. Der Golfpark Bad Säckingen aber beweist das Gegenteil. „Wir verwenden überhaupt keine Pflanzenschutzmittel, sie sind hier ohnehin nicht erlaubt und machen eben entsprechend eben mehr mechanisch“, erläutert der Greenkeeper des Golfparks, der es mit seiner kleinen Mannschaft schafft, die Spielbahnen trotzdem gut zu präsentieren.
Ein Blick auf den perfekt gerechten Bunker an Spielbahn 3 zeigt, hier hat sich jemand extrem viel Mühe gegeben: Es ist eine der Mitarbeiterinnen mit Handicap, die auf der Golfanlage sowie dem benachbarten Hotel beschäftigt werden. Inklusion ist hier Programm. Die geistig behinderte Greenkeeperin in Bereichen zu beschäftigen, die sie nicht überfordern und gleichzeitig Spaß machen, war der Anspruch von Bosley und seinem Greenkeeping-Team: „Wir hätten zum Bällesammeln auch einen Roboter kaufen können, aber das scheint mir im Moment doch die nachhaltigere Lösung“, resümiert Bosley. Die Integration von Behinderten in Gastronomie, Golfplatz und Hotelbetrieb sei eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.
Gelbbauchunken und Bienen auf nur zehn Hektar
Der Blick auf Details zeichnet auch den Umgang mit der Golfanlage aus. Groß sind die Flächen neben den Spielbahnen nicht. Aber Bienenstöcke haben genauso einen Platz gefunden wie Gelbbauchunken, die sich zwischen zwei Biotopen und einem kleinen Wasserlauf wohl fühlen. Eine mittelgroße Wiese mit Totholzhaufen hat man angelegt, jetzt denkt man über die Pflanzung neuer Heckenbereiche nach. „Und dabei legen wir jetzt eben auch Wert darauf, dass die Sträucher heimische Sorten sind“, resümiert Bosley, der eigentlich nicht aus der Golfbranche kommt, inzwischen aber durchaus daran Gefallen gefunden hat.
Der sorgsame Umgang mit Ressourcen und Produkten zieht sich durch den kompletten Betrieb. „Vor der Corona-Krise waren wir im Hotel schon komplett plastikfrei. Leider mussten wir aufgrund der Hygienestandards dann ein wenig zurückrudern, aber wir wollen natürlich wieder dahin zurück“, stellt der Geschäftsführer fest. Im Sapia Hotel Rheinsberg, das direkt am Golfplatz liegt, nützt man auch die App von Too Good to go, um Lebensmittel nicht wegwerfen zu müssen. Stattdessen stehen die Produkte, die nicht verkauft wurden, täglich für einen günstigen Preis für Nutzer der App zur Verfügung.
Kein Gewinn um jeden Preis
Bei Golfern und Gästen kommt der nachhaltige Ansatz des Betriebs gut an. Ihm zugrunde liegt das Wissen, dass auf diese Weise nicht immer der letzte Euro Gewinn aus der Anlage gepresst werden kann. Das aber, so die Erkenntnis von Bosley, sei beim Umgang mit einer Golfanlage ohnehin schwer möglich.
Für unerwartete Überraschungen ist die Natur nämlich auch auf einer kleinen Anlage gut: Der Biber jedenfalls, der auch im Golfpark Bad Säckingen lebt, schaffte es erst im vergangenen Jahr, das Wasser so zu stauen, dass ein wesentlicher Teil des kompletten Golfplatzes unter Wasser stand und der gesamte Strom ausfiel. Er zumindest genießt den Lebensraum Golfplatz Bad Säckingen in vollen Zügen.