Golf und Energie: Photovoltaik im großen Stil
Immer mehr Golfanlagen setzen bei der Energiewende auf Photovoltaik im großen Stil. Dieter Worms, Inhaber der Golfanlage Gut Apeldör in Schleswig Holstein ist bei diesem Thema bester Stimmung: „Das macht einfach Spaß über diese Dinge zu sprechen“ sagt er und meint nicht nur die Photovoltaikanlage, die er bereits 2010 installieren ließ und die es auf eine Spitzenleistung von 133 kWp bringt. Er meint auch die zunehmende Elektrifizierung der Golfanlage, die sich in diesem Fall zum Beispiel im Betrieb von sechs Mährobotern widerspiegelt. 27 Fairways mähen sie inzwischen. „Ich hätte ja vor 20 Jahren nicht gedacht, dass ich mich mal mit solchen Dingen auseinandersetzen muss, aber so ist es nun einmal . Ich bin einfach offen für diese neuen Fragen“.
Offenheit ist eine Einstellung, die beim Thema Energie immer mehr Golfanlagen in Schleswig-Holstein für sich entdecken. Im Norden Deutschland, wo die Windkraft zum Erfolgsmodell geworden ist, ist man bereit für das Thema Transformation, wenn es um den Energiebereich geht.
Energiekrise als Katalysator für den Umstellungsprozess
Die Ukraine-Krise mit der Erhöhung der Energiepreise hat auch im Golfbereich in Deutschland vieles verändert. Die Rechnungen für Gas sind auf größeren Anlagen in den sechsstelligen Bereich hochgeschnellt. Die Suche nach alternativen Energien hat begonnen. Auch deshalb, weil sich abzeichnet, dass der Stromverbrauch auf Golfanlagen in Zukunft eher steigen denn sinken wird. Zunehmende Trockenphasen könnten zum verstärkten Einsatz der energieintensiven Beregnungsanlagen führen. Der Mangel an Arbeitskräften wiederum macht den Einsatz von autonomen Mähern auf Fairways immer wahrscheinlicher.
Auch deshalb hat Norbert Prigge, Platzwart der Golfanlage Großensee im Großraum Hamburg, mit seinen Vorstandskollegen den Mitgliedern inzwischen ein Konzept zur Gründung einer GmbH außerhalb des gemeinnützigen Vereins GC Großensee vorgestellt, die in Zukunft eine Photovoltaikanlage mit 200 kWp betreiben wird.
„Wir haben überlebt“, resümiert Prigge trocken die Energiekrise des vergangenen Winters, die für den gemeinnützigen Golfclub schwierig war. Ein solches Fazit möchte er in Zukunft nicht mehr ziehen. Auf die Dächer des Betriebshofes wird die Photovoltaikanlage installiert, deren Finanzierung über die Mitglieder gelaufen ist. Sie haben Anteile an der GmbH gezeichnet. „Die Anteile waren ziemlich schnell überzeichnet“, stellt Prigge zufrieden fest. Die avisierte Rendite locke eben und in einem Bundesland wie Schleswig-Holstein sind die Bürger längst mit den Vorteilen erneuerbarer Energien vertraut. „Aber als ich hier als Platzwart angefangen habe, habe ich sicherlich nicht gedacht, dass ich mich in dieser Funktion auch mit einer GmbH für Solarenergie befassen werde“, schmunzelt er. Das Jobprofil Platzwart im Vorstand ist eben ein anderes geworden. 197.000 Kilowattstunden wird die Anlage liefern, der Eigenverbrauch des Clubs liegt derzeit knapp unter 100.000 Kilowattstunden.
Allerdings hat man auch in Großensee mit drei Robotermähern neue Stromverbraucher hinzugewonnen. Einer der kleinen Mäher schafft den Kurzplatz, zwei weitere neun Löcher. „Das Mähbild sieht echt super aus“, freut sich Prigge und klingt damit ähnlich wie Dieter Worms in Gut Apeldör, der nach einjährigem Betrieb der Roboter inzwischen auch deren Kostenaufwand parat hat. Jeder Ceora-Mäher koste ihn 50 Euro im Monat, stellt er fest, inklusive neuer Messer komme er im Jahr auf 5000 Euro.
Der Strom aus seiner Photovoltaik-Anlage fließt derzeit noch komplett ins öffentliche Stromnetz, weil 2010 für diese Art von Installation ein staatliches Förderprogramm lief. „Aber nach 20 Jahren läuft es aus und dann werde ich meinen eigenen Strom voll nutzen“, erklärt der Betreiber. „Ich kann ja schließlich jede Menge produzieren.“ In den vergangenen zwölf Jahren hat er an den Paneelen nichts verändert, nur geputzt wurden sie regelmäßig, um die Effizienz zu erhalten.
Verbrauchsstellen gibt es auf einer Golfanlage schließlich reichlich: E-Ladesäulen, im Clubhaus und in der Gastronomie, die Mäh-Roboter und die Außenbeleuchtung. Natürlich, so gibt Worms ein Stück Lebensweisheit weiter, müsse man immer mit Skeptikern auf der Anlage leben, die sich Innovationen verweigern. Aber auch damit geht er positiv um: „Ich brauche diese Denkweise um mich herum“, stellt er fest. Seine Motivation zu Neuerungen wird dadurch nur gesteigert.