GC Neuhof: Lebensraum Golfplatz in der Main-Metropole
Hobby-Ornithologen trifft man im GC Neuhof immer wieder. An diesem Montag inspiziert einer von ihnen gerade die wilden Flächen zwischen Bahn 9 und Bahn 10. Versteckt hinter Bäumen und Büschen hat sich hier in den vergangenen 30 Jahren ein Dickicht aus vielerlei Grün entwickelt. Ein Tummelplatz für Vögel, weshalb sich der Vogelliebhaber an diesem Tag mit seinem Fernglas auf der einzigen 27-Löcher-Golfanlage im Raum Frankfurt aufhält, um besondere Exemplare zu finden.
Totholzhaufen als Lebensraum
Er ist nicht der einzige Nicht-Golfer, den man an diesem Tag auf dem über 120 Hektar großen Gelände sieht. Jogger, Radfahrer und Wanderer nützen den Weg entlang des blauen Kurses und passieren am Ende des Geländes die zwei riesigen Totholzhaufen, welche die Greenkeeper angelegt haben. „Die Totholzhaufen sind eines unserer wichtigsten Projekte, 2011 haben wir sie gebaut“, resümiert Bodo Rüdiger, der im GC Neuhof zusammen mit den Mitgliedern des Fördervereins für Maßnahmen zuständig ist, die in den Bereich Natur- und Umweltschutz fallen. Der Verrottungsprozess der abgestorbenen Pappelstämme, die damals abgeholzt werden mussten, ist gut fortgeschritten. Käfer, Larven und Spinnen finden sich hier. Angewehter Samen entwickelt sich zu kleinen Blüten und Pflanzen.
Teilnahme an Projekt Lebensraum Golfplatz
Dass genau hier ein Schild steht, auf dem das Logo der Aktion „Lebensraum Golfplatz“ zu finden ist, die der Hessische Golfverband mit dem Hessischen Umweltministerium eingegangen ist, passt. Schließlich ist das Gelände der Bahn 5 einer jener Punkte, an dem man einen guten Blick auf die aktuellen Naturschutzprojekte der Anlage gewinnt, die ansonsten auch durch ihr hohes sportliches Engagement überzeugt.
Eine große Magerrasenwiese, die hier angelegt wurde und mit regionaltypischem Samen versorgt wurde, hat sich noch nicht ganz so entwickelt, wie sich Präsident Dr. Andreas Seum und Bodo Rüdiger das vorstellen. „Da müssen wir auf jeden Fall noch einmal ran“, sagt Seum. Die Vielfalt der Pflanzenarten hat ihn in diesem Sommer noch nicht überzeugt. Die Abmagerung des Areals muss gesteigert werden, das Saatgut noch einmal überprüft werden. „Wir wollen die Fläche auch noch weiter an den Abschlag ziehen, damit auch die Golfer mehr mit der Wiese in Berührung kommen.“
Wer im GC Neuhof golft, erlebt automatisch Natur pur. Mehr als 30.000 Bäume wurden auf dem weitgehend ausgeräumten und kahlen Areal Ende der 80er Jahre gepflanzt, als man die Golfanlage baute. Eine Vielzahl von kleinen Teichen und Biotopen entstand auf ehemaligen Ackerflächen und Erdbeerfeldern. Inzwischen sind aus den kleinen Pflanzen üppige Hecken und Buschreihen geworden. Entlang der Biotope haben sich Schilf und andere Wasserpflanzen entwickelt. Das Greenkeeping-Team hat reichlich zu tun, um dem Gelände durch gezielte Entbuschungsaktionen regelmäßig wieder die nötige Struktur zu verleihen.
1,25 Hektar Streuobstflächen
Was das Thema Obstbaum anbelangt, so sind die Mitarbeiter der Golfanlage sowie Bodo Rüdiger und Präsident Seum über die Jahre längst zu Experten geworden. Auf über 1,25 Hektar Fläche findet sich der Biotoptyp „Streuobstwiese“, wobei sich hier sowohl alte Arten finden, die bereits aus der Zeit vor dem Bau des Golfplatzes stammen als auch neue Flächen. Die Bewirtschaftung, so Seum, sei dabei nicht zu unterschätzen. Die Bäume müssen regelmäßig zugeschnitten, das Obst geerntet und verarbeitet werden.
Der ökologische Wert der Streuobstwiesen ist hoch, weil zum einen die Baumkrone als Brutstätte genützt wird, sich andererseits aber auch am Baumstammende eine buntgemischte Vegetation entwickelt, die von vielen Tieren geschätzt wird. Die Vielfalt von Fauna & Flora ist insgesamt enorm. Allein auf dem blauen Platz konnten 214 verschiedene Farn- und Blütenpflanzen nachgewiesen werden.
Gold-Auszeichnung bei Golf & Natur
Die Zertifizierung im Rahmen des Projektes Golf & Natur des Deutschen Golf Verbandes ist für den GC Neuhof deshalb seit Jahren eine Pflichtübung. Seit 2008 ist man bei dem Qualitätsmanagement-Programm dabei, hat längst die höchste Auszeichnung in Gold erreicht. Trotzdem ist ein Ende der Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt nicht in Sicht. Derzeit beschäftigt sich der Club mit dem Schutz von Eidechsen, die sich ebenfalls auf der Anlage tummeln. Weitgehend unsichtbar natürlich. Mehr als 50 Prozent des Geländes werden schließlich überhaupt nicht für Fairways und Grüns genützt, so dass sich über die Jahre reichlich Flächen entwickelt haben, die nun als Lebensraum für Fauna und Flora dienen.