GC Hof Berg: „Schatzkiste der Natur“ in Nordfriesland
„Man muss ja auch auf Naturschutzseite bereit sein dazuzulernen“ – Jürgen Lorenzen sagt das, während er in einer Runde mit seinen Kollegen aus dem GC Hof Berg im Clubgebäude sitzt, die wie er jeder auf seine Weise die Geschicke dieses Golfclubs bestimmen. Lorenzen ist der ehemalige Kreisnaturschutzbeauftragte, war in die Entstehung der Golfanlage Mitte der 1980er Jahre von Beginn an eingebunden.
Hof Berg, heute eine gut geführte 18 Löcher-Anlage in Nordfriesland, war kein einfaches Projekt. Das vorgesehene Gelände war zwar landwirtschaftlich genützt, aber nicht mit artenarmen Maisflächen oder einer anderen Monokultur, sondern mit überwiegend arten- und strukturreichem Feuchtgrünland. Biodiversität war also gegeben, mit dem Golfplatz – so die Argumentation der Gegner – würde sie zurückgehen. Jürgen Lorenzen sagt heute, auch er sei skeptisch gewesen, was die Auswirkungen der Golfanlage auf Umwelt und Natur angehe.
Inzwischen ist diese Diskussion Geschichte. Das flache Golfgelände mit seinen Gutsgebäuden als Zentrum ist längst zu einem festen Anlaufpunkt vieler Sportinteressierter aber auch Gäste aus Dänemark geworden, die hier die gelungene Kombination aus Golf und Natur schätzen. Insofern ist die Teilnahme des Golfclubs am gleichnamigen Programm des Deutschen Golf Verbandes nur logisch. „Tatsächlich ist die Fläche in den vergangenen drei Jahrzehnten in vielen Bereichen aufgewertet worden“, resümiert der Präsident des Clubs, Jürgen Petersen. „Zehn bis zwölf Hektar Grünlandfläche haben wir in den letzten Jahren noch einmal durch neue Aussaaten verbessert.“
Rote-Liste-Arten nachgewiesen
Eine Biotopkartierung aus dem Jahr 2020 beweist die Stärke der Golfanlage in Sachen Förderung der Biodiversität: Nach 25 Jahren Golfbetrieb hat nach Aussagen von Jürgen Lorenzen die Artenvielfalt gegenüber der Grünlandnutzung deutlich zugenommen. An Rote-Liste-Arten, also vom Aussterben bedrohten Pflanzen, mangelt es nicht. Der Eufeublättrige Hahnenfuß hat sich zum Beispiel angesiedelt, die Skabiosen-Flockenblume, Dost und Zungen-Hahnenfuß.
Wer über die Golfanlage geht, weiß, warum. Allein rund 2000 Meter offene Gräben ziehen sich durch das Gelände, 18 Gewässer unterschiedlicher Größe, Knicks und Gehölzstreifen. Ein Lebensraum findet sich neben dem anderen. Nur 13 Prozent der Gesamtfläche werden tatsächlich für Fairways, Grüns und Abschläge genützt, 41 Prozent der Spielfläche sind reine Ausgleichsflächen.
Der Wind ist auf dem flachen Gelände mit seinem oftmals trockenen Boden ein bestimmendes Element. Neben der Herausforderung beim Spiel, macht er auch dem Greenkeeping oft zu schaffen. Ressourcenschonung ist in Hof Berg ein großes Thema. Mit einer maximal möglichen Wasserentnahmemenge von 20.000 m³ schöpft die Anlage nicht aus dem Vollen. Letztendlich will man das aber auch gar nicht, wie Headgreenkeeper Bertram Voß erläutert. Er kennt nach mehr als 25 Jahren Einsatz auf der Anlage das Gelände perfekt. „Wir beregnen hier Grüns und Tees, die Fairways werden eben auch mal braun.“ Damit, so seine Erkenntnis, hätten die Golfer aber keinerlei Problem. „Der Ball rollt ja viel weiter.“
Solaranlage und E-Tankstellen
Für Geschäftsführer Christian Peter Andresen ist das Thema Wasser und Energie ohnehin ständig präsent. Die Kombination aus Qualität und Kosteneffizienz ist nicht immer einfach, andererseits angesichts des harten Preiswettbewerbs mit den preisgünstigen dänischen Clubs jenseits der Grenze aber essenziell.
In Hof Berg setzt man auf moderne Technologie und Service. Eine Solaranlage mit einer Leistung von 30 Kilowattstunden läuft schon, der Strom wird selbst genützt. E-Ladesäulen für Elektroautos hat der Club bereits in Betrieb. Weitere werden folgen. Die nächste Zertifizierungsstufe beim Programm Golf & Natur, wo man im Moment mit Bronze ausgezeichnet ist, hat man fest ins Auge gefasst. Jürgen Lorenzen glaubt an das Potential der Anlage, gerade wenn es um das Thema Biodiversität geht. Golfanlagen, so seine Erkenntnis nach mehr als 25 Jahren, steigern die Artenvielfalt. Weit mehr als er je gedacht hätte. Er spricht inzwischen selbst von einer „Schatzkiste der Natur“.