GC Herzogenaurach: Sport plus Natur – ein Balanceakt
„Man muss sich bewusst sein, die Natur braucht uns nicht, aber wir brauchen die Natur“ – Bernd Dürrbeck sitzt auf der Bank neben dem Puttinggrün des GC Herzogenaurach und zieht Bilanz. Der GC Herzogenaurach ist ein sportlicher Club, erprobt in der Bundesliga. Die Anlage wurde bekannt mit der Neuschaffung von 18 Löchern im Jahr 2003 und durch die langjährige starke Präsenz der adidas-Tochter Taylor Made vor Ort. Wer über den GC Herzogenaurach spricht, denkt oft nicht zuerst an die Landschaft, in der sich der Golfplatz befindet, sondern an die Sportindustrie um die Ecke.
„Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit gehören zusammen“
Dabei haben die Themen für den Club inzwischen neben dem klassischen Sport eine zentrale Bedeutung. Für Clubpräsident Dürrbeck bedeutet Nachhaltigkeit im Golfclub inzwischen viel mehr als nur den Aufbau neuer Nistkästen oder den Blick auf die tolle Wiese mit den Kartäusernelken: „Das ist Arbeitsrecht, das ist Digitalisierung, das sind Maschinen, das ist das Thema Ökopunkte oder auch Ausgleichsflächen.“ Letztendlich ist es auch das Thema Geld.
Das Programm „Golf und Natur“ und das Thema Nachhaltigkeit im Golfsport sind eng verbunden mit einer soliden wirtschaftlichen Führung des Golfclubs: „Wenn wir wie jetzt gerade die Digitalisierung vorantreiben, kann ich besser mit dem Personal haushalten und dem Golfer gleichzeitig mehr Service zum Beispiel bei der Indooranlage anbieten, weil er über PC Caddie viele Vorgänge einfach abwickeln kann.“ Mit der besseren digitalen Ausstattung der Beregnungsanlage auf den Grüns werde die Beregnung besser gesteuert, die Feuchtigkeitswerte würden ermittelt, letztendlich werde so auf Dauer wohl auch der Zustand der Grüns verbessert, weil sich der Wasserhaushalt besser regulieren liesse.
Naturschutz bedeutet für Clubs Ausgaben
Und dann die Wiesen….Dürrbeck fängt an zu erzählen. Man merkt, er hat sich eingefuchst in das Thema mit den Blumen, den Ausgleichsflächen, wechselfeuchten Flächen, Ökopunkten. „Wir haben 2,5 von 70 Hektar umgewandelt in Blühwiesen. Die Flächen wurden deutlich aufgewertet.“ Das sei natürlich toll, meint der Präsident, „aber allein der Samen hat 6000 Euro gekostet“. Ein Förderverein kümmert sich im GC Herzogenaurach seit zwei Jahren darum, Spenden für die Jugend und Umweltbelange zu beschaffen. Am neunten Grün hat sich Dürrbeck 2019 selbst eine Weile postiert und hat Wildblumentütchen für fünf Euro das Stück verkauft.
Die Vision der Clubverantwortlichen ist dabei eine einfache: „Wir wollen der sportlichste Sportplatz in der Region bleiben, gleichzeitig den Menschen aber auch für das Thema Natur begeistern.“ 70 Vogelarten haben sie auf dem Platz, 2019 hat der Club den DGV-Umweltpreis gewonnen. Streuobstwiesen wurden angelegt, viel Zeit in Umweltbildung in der Region investiert.
Mit der Zeit, so findet Dürrbeck, wäre es schön, wenn sich dieses Investment für den Club auch finanziell auszahlen würde. In dieser Hinsicht gibt ihm Gunther Hardt, zuständig für das Projekt „Golf und Natur“ beim Deutschen Golf Verband, recht: „Einige Clubs in Deutschland so wie Herzogenaurach haben ihre Ausgleichs- und Extensivflächen so aufgewertet, dass man darüber nachdenken müsste, die Ausgleichsflächen herauszunehmen oder die Möglichkeit einer Weiterverpachtung an andere Industrien zu ermöglichen.“ Im Moment, so Hardts Resümee, erfolge die Aufwertung der Extensiv- und Ausgleichsflächen komplett über die Clubfinanzen, während die Landwirtschaft oder andere Industriezweige dafür zum Teil beträchtliche staatliche Förderungen erhielten. „Hier brauchen wir Gesetzesänderungen, damit auch Sportstätten wie Golfclubs von ihrem Engagement profitieren können.“
Entlastung bei den Pachtzahlungen
Für den GC Herzogenaurach wäre dies – ebenso wie für zahlreiche andere Golfanlagen in Deutschland – eine erfreuliche Entlastung. Selbst Golfanlagen, die für eine Genehmigung keine Ausgleichsflächen anpachten oder Extensivflächen ausweisen mussten, könnten auf diese Weise von ihren Umweltbemühungen profitieren. „Zahlreiche Firmen aus der Industrie müssen für neue Lager oder Produktionsstätten Ausgleichsflächen nachweisen. Wenn ein Golfclub hochwertige Flächen gegen Bezahlung an Aldi oder Lidl abtreten könnte, wäre dies eine neue Einnahmequelle,“ resümiert Hardt.
Gesetzesänderungen und eine neue Einschätzung des Golfplatzes von deutschen Ministerien sind dafür ebenso nötig wie die Vorleistung der Golfclubs. Nur wenn die Flächen wirklich hochwertig und wertvoll sind, könnten sie am Ende auch für bundesweite Förderprogramme zum Beispiel für Biotope in Frage kommen.
Die Umwandlung von einfachen Wiesen in Magerrasen oder Biotope braucht oft Jahre, eine Menge Durchhaltevermögen – und schließlich ein wenig Leidenschaft für das Thema Natur. Im GC Herzogenaurach jedenfalls hat man das Thema offenbar verinnerlicht: Bernd Dürrbeck sitzt auf der Bank am Puttinggrün und zählt die Standorte der Streuobstwiesen ebenso exakt herunter wie die jüngsten Analyseverfahren an den Grüns. „Wir ziehen das hier durch“, sagt er dann irgendwann. „Wir sind hier eine Sportfläche, aber ohne die Natur geht eben nicht.“