GC Curau: Das Bioland-Projekt der Golfszene
Was passiert mit einer klassisch betriebenen Ackerfläche, wenn eine Golfanlage sie anpachtet und anschließend nach den bekanntermaßen strengen „Bioland“-Vorgaben bearbeitet? Die Antwort auf diese – auf den ersten Blick etwas weit hergeholt wirkende Frage – liefert ein Golfclub mitten in Schleswig-Holstein: Der Golf-Club Curau.
Es ist eine einfache Golfanlage, weshalb der Präsident Klaus-Dieter Schmidt auch sagt: „Wahrscheinlich sind wir der preisgünstigste Club im Golfverband Schleswig-Holstein.“ Der niedrige Preis allein beschreibt die Szenerie aber nicht ausreichend. Vielmehr fängt man an, das Clubhaus, das seine besten Zeiten hinter sich hat, die Down-to-Earth-Gastronomie und den einfach angelegten Golfplatz wirklich zu verstehen, wenn man die Historie kennt.
Der GC Curau ist in vielerlei Hinsicht das Ergebnis von Gründer-Idealismus. 1998, als Golf auch im Lübecker Raum noch deutlich exklusiver war, fanden sich hier Golfliebhaber, die anpackten, kleine Ansprüche hatten, einfach Golf spielen wollten. Die Herausforderung bestand im Pachtvertrag, der den Golfern eine Bewirtschaftung nach Bioland-Vorgaben mitgab. Im GC Curau wurde fortan von Tag 1 an strikt biologisch gearbeitet. Schädlingsbekämpfung mit Herbiziden, Fungiziden oder Insektiziden war hier nie ein Thema. Die EU-Ökorichtlinien sind Greenkeeper Simon Nickisch und seinem Team in Fleisch und Blut übergegangen.
Aus den Feldern wurde eine Landschaft: Rund 3000 m² Teichflächen entstanden. Verrohrungen wurden entfernt, stattdessen wurden Bachläufe geschaffen. Rund 6000 Bäume und Büsche wurden gepflanzt. Eulen fanden in alten Obstbaumsorten ein Refugium, Insekten zogen sich hier zurück. Wo früher kein Rückzugsraum war, finden sich nun Wildblumenflächen, Heckenstrukturen, kleine Wasserläufe. Wer das Gelände noch aus der Anfangszeit kennt, ist über den Wandel begeistert.
Die Sache ist nur: Viele der heute 750 Mitglieder kennen die Ursprungsgeschichte nicht, begegnen dem GC Curau mit der Erwartungshaltung, wie sie auf andere durchschnittliche Golfanlagen zutreffen würde. Die Anpacken-Mitgestalten-Atmosphäre der frühen Jahre ist nicht mehr der Standard. Unter den Vorgaben des Pachtvertrages und der von Beginn an kostengünstigen Ausrichtung des Clubs ist es dem neuen Vorstand um Klaus-Dieter Schmidt kaum möglich, aus Curau plötzlich einen Standardclub zu machen.
Für uns ist „dieser Faktor Natur extrem wichtig“, resümiert Schmidt. Auch deshalb ist die Teilnahme am Zertifizierungsprogramm Golf & Natur des Deutschen Golf Verbandes selbstverständlich. Der Präsident liegt richtig mit seiner Einschätzung – der GC Curau ist ein Vorzeige-Beispiel dafür, wie der Golfsport aus einer ausgeräumten Ackerlandschaft ein hochwertiges 70 Hektar großes Areal machen kann, das in Sachen Biodiversität viel leistet. Der Golfsport auf den 18 Löchern funktioniert gut auf dieser Fläche. Der GC Curau wird niemals ein Nobel-Club werden. Es wäre auch schade darum. Der Idealismus der ersten Jahre hat viel geschaffen. Natur pur genaugenommen. Wer auf der kleinen Terrasse sitzt, wird genau dies genießen.