Für Top-Golfclubs ist die Plastikflasche ein No-Go
Im Valderrama Golf Club ist klar: Plastikflaschen gibt es nicht mehr. Gleiches gilt im Heritage Resort auf Mauritius, im Sentosa Golf Club in Singapur, im Princeville Golf Club auf Hawaii oder im Els Club in Dubai. Golfanlagen, die sich zu den führenden Anbietern weltweit zählen, nehmen sich des Plastikproblems an.
Im Cart ist Einmalplastik Standard
Bis dato galt auf Golfanlagen weltweit vor allem eine Devise: Einsteigen ins Golfcart – und da steht sie: Die Wasserflasche aus Plastik. Egal ob in den USA, in Thailand, Griechenland, den Vereinigten Arabischen Emiraten oder Portugal. Service am Golfer bedeutet dessen Versorgung mit Wasser für die Runde. Wohlgemerkt Wasser aus der Plastikflasche. Für eine 18-Löcher-Anlage, die in mediterranem oder heißem Klima liegt, kann man von einem Verbrauch von rund 100.000 Plastikflaschen im Jahr ausgehen, bei 36 Löchern sind 150.000 Plastikflaschen ein Durchschnittswert. Auf Golfplätzen, auf denen nicht mit dem Cart gefahren wird, reduziert sich die Zahl deutlich, da viele Golfer Getränke von zu Hause mitbringen. Unterscheiden muss man dabei noch zwischen Plastikflaschen aus Einweg-Plastik, das in der EU weitgehend nicht mehr erlaubt ist, und sogenannten PET-Flaschen, die mit Pfand belegt sind und automatisch in den Recycling-Prozess einlaufen.
In manchen Ländern stehen Golfer eben dieser Plastikflasche inzwischen aber offenbar sehr skeptisch gegenüber. Bei einer Umfrage von Golf Sustainable und der Universität der Bundeswehr München gaben 74,2 Prozent der deutschen Golfer an, dass ihnen die Verhinderung von Plastikmüll auf Golfanlagen wichtig sei. 58,85 Prozent gaben an, ihre eigenen wiederauffüllbaren Flaschen von zu Hause mitzubringen. Trotzdem sind auch hier PET-Plastikflaschen bei Turnieren Standard.
Plastikverschmutzung als weltweites Problem
Plastikmüll verursacht weltweit Probleme. Schon jetzt bestehen 85 Prozent allen Abfalls in den weltweiten Ozeanen aus Plastik. Das UN Environment Programm (UNEP) prognostiziert, dass sich die Menge an Plastik in Ozeanen bis ins Jahr 2040 beinahe verdreifachen wird. Laut dem Wissenschafts-Magazin Nature betragen die alljährlichen Kosten für Plastikverschmutzung für die Gesellschaft (inklusive Recycling und Wiederverwertung) über 100 Milliarden Dollar pro Jahr. „Die Kosten dafür, nichts gegen Plastik zu unternehmen, übertreffen die Kosten dafür, das Thema Plastik anzugehen, bei weitem,“ sagt Lindsay Godfrey, eine der führenden Wissenschaftlerinnen am Council for Scientific and Industrial Research in Pretoria, South Afrika.
Das gilt auch für die Golfindustrie. Schließlich müssen die Wasserflaschen zuerst eingekauft oder befüllt, dann gelagert, auf die Carts verteilt, wieder aus dem Müll sortiert, von Restwasser geleert und dann in den Abfall entsorgt werden. Die Abfallentsorgung kostet dann noch Geld. Außerdem wird der CO₂-Abdruck einer Golfanlage dadurch negativ beeinflusst. Es ist erheblich preisgünstiger, wenn der Golfer eine Alu-Trinkflasche mitbringt und sich Wasser aus einer Wasserstation zieht.
Innerhalb der Golfindustrie wächst der Druck auf die Betreiber sich des Plastikproblems anzunehmen. Obwohl führende Golfresorts wie etwa Pebble Beach, Gleneagles oder Pinehurst immer wieder mit Nachhaltigkeitsmaßnahmen in die Öffentlichkeit gehen, ist das Plastikproblem auf den Anlagen immanent.
Dabei machen andere prominente Golfanlagen deutlich, dass sich Plastik mit der richtigen Strategie durchaus vermeiden lässt. Im Valderrama Golf Club in Spanien werden keine Plastikflaschen mehr verwendet. Gäste und Mitglieder erhalten wiederauffüllbare Wasserflaschen geschenkt. Auch der Princeville Makai Golf Club auf Kauai entschied sich 2020, die Wasserflaschen auf den Carts und bei der Halfway Station abzuschaffen. Stattdessen können die Golfer entweder einen Papierbecher aus recyceltem Material verwenden, eine wiederauffüllbare Aluminium-Flasche für drei Dollar kaufen oder ihre eigenen Behälter mitbringen. Einsparung: Über 50.000 Flaschen pro Jahr. „Nachdem wir auf einer Insel angesiedelt sind, sind wir uns des Mülls sehr bewusst. Wir wollen unsere Ozeane davor schützen, dass Einwegplastik in ihnen landet,“ erklärt Michael Neider, General Manager des Princeville Makai Golf Clubs.
Positive Ansätze von Mauritius bis Singapur
Die Beachcomber Hotels auf Mauritius verwenden in den Hotels und auf dem Golfplatz ebenso wie das Heritage Resort nur noch Flaschen aus Pflanzenstoff, der sich zersetzt. In den Vereinigten Arabischen Emiraten ist das Unternehmen No More Bottles auf insgesamt sieben Golfanlagen aktiv. Im Els Club Dubai hat man im Zeitraum von Anfang 2020 bis August 2022 allein rund 180.000 Plastikflaschen eingespart. Neun Wasserspender auf dem Platz sorgen dafür, dass die Golfer ihre Flaschen wiederbefüllen können.
“Jedes Detail hilft”, resümierte Andy Johnston, General Manager und Director of Agronomy im Sentosa Golf Club in Singapur schon 2018. “Die Entscheidung, alle Plastikflaschen von Golfcarts zu entfernen, wird unseren Plastikverbrauch signifikant senken.“ Zwei Jahre später musste er allerdings auch sagen, dass die Umstellung der Golfer nicht unbedingt einfach war: „Nein, am Anfang kam die Idee nicht unbedingt gut an.“ Inzwischen hat sich das Thema erledigt. Auch in Sentosa können die Golfer eigene Flaschen verwenden oder bekommen wiederauffüllbare Flaschen im Proshop. All‘ dies sind positive Beispiele innerhalb einer Branche, die ansonsten aber noch weitgehend von Plastikflaschen abhängt.
Wie sieht die Zukunft der Plastikverwendung aus?
In der ersten Dezemberwoche tagten Delegierte aus mehr als 150 Ländern in Uruguay im Rahmen des Intergovernmental Negotiating Committee (INC) und verhandelten über ein mögliches globales Abkommen zur Beendigung der Plastikverschmutzung. Dabei standen zwei wesentliche weitere Fragen im Mittelpunkt: Kann Recycling wirklich eine Lösung sein? Wie groß sind die Gesundheitsgefahren, die generell durch Mikroplastik zum Beispiel im Wasser auftauchen? Laut Nature werden im Moment nur rund neun Prozent des gesamten Plastikabfalls recycelt. Der bei weitem größte Anteil wird weltweit – vor allem in Asien – verbrannt.
Über die Konsequenzen für Umwelt und Gesundheit macht sich der Verbraucher selten Gedanken. Das gilt auch für den Golfer: Wer verschwendet schon einen Gedanken an die Zukunft der Plastikflasche, die da im Cart steht, wenn er in der Karibik, in Thailand oder irgendwo in Südfrankreich eine Golfrunde beginnt. Keine Frage, es ist nur eine Plastikflasche. Aber Plastik ist nun mal ein Riesenproblem.