Das Schaf wird im Golfsport zum Publikumsliebling
Jetzt, wo sie weg sind, erkennt man eigentlich erst ihren wirklichen Wert: Im GC Lohersand in Schleswig-Holstein haben Schafe lange für die Entbuschung der Heideflächen gesorgt. Die 18-Löcher-Golfanlage, die mit der wohl größten Heidefläche auf einer deutschen Golfanlage aufwarten kann, muss jetzt aber auf die Schafe verzichten, die in früheren Jahren sorgfältig alle kleinen Triebe und Halme zwischen der Heide wegfraß. Seitdem die staatlichen Forste in Schleswig-Holstein relativ gut für die Schafbeweidung zahlen und sich die Schäfer ihr Einsatzgebiet aussuchen können“ ist der bisherige Schäfer hauptsächlich in die Staatsforste umgezogen und hat keine Zeit mehr für den Golfplatz. Jetzt muss Greenkeeper Hartwig Klein mit seinem Team dafür sorgen, dass die üppigen Heideflächen nicht zuwuchern. Ein extremer Aufwand, den der Club durch die baldige Verpflichtung eines neuen Schäfers zu vermeiden versucht.
Schafe sind erfreulich gründlich
Schafe sind detailverliebt. Sie suchen sich gezielt kleine Triebe, fressen sehr sauber all‘ jenes Grünzeug weg, das ihnen schmeckt. Nur Distelstengel mögen sie nicht. Deshalb ragen diese in der Regel kahlgefressen in die Höhe. Für Golfanlagen mit Heidegebieten gehören Heidschnucken in vielen Fällen zu einer Ergänzung des Greenkeeping-Personals. „Unsere Heidschnucken kommen seit Jahren auf die Anlage“, resümiert Peter Thannhäuser, Platzwart des Hamburger GC Falkenstein. „Wir haben nur mit der Zeit auch dazugelernt. Idealerweise schickt man die Schafe im Frühjahr in die Heide. Sonst kann es im Sommer auch passieren, dass die Schafe sämtliche Blüten wegfressen.“
Die Schafhaltung im Hamburger GC Falkenstein ist kein Einzelfall. Die Nutzung von Schafherden auf deutschen Golfplätzen liegt seit einigen Jahren voll im Trend und nimmt zunehmend an Fahrt auf. Wo früher eine Schafherde noch als Öko-Spinnerei abgetan worden sein mag, haben sich die Tiere inzwischen selbst auf deutschen Turnier-Anlagen behauptet. Sowohl auf den Plätzen der Green Eagle Golf Courses, Schauplatz der Porsche European Open, als auch im GC St. Leon-Rot, Schauplatz der Team-Europameisterschaft der Jungen 2022, weiden die Nutztiere.
Weniger Mähaufwand und Imagegewinn
Karsten List, im GC St. Leon-Rot hauptverantwortlich für das Thema Golf & Natur, hat die Schafe erst seit 2021 auf der Anlage. Doch sein Resümee fiel schon zu Beginn positiv auf: „Wir sparen uns dadurch das aufwändige Mähen der Roughflächen, und die Schafe kommen bei den Mitgliedern super an.“
„Bei uns redet jeder über die Schafe“, resümiert auch Clubmanager Markus Löffel vom GC Altötting-Burghausen, wo sich Quasenschafe um einen Hektar Fläche kümmern. „Sie sparen zirka 1000 Euro Personalkosten für Mäharbeiten“, resümiert er. „Und für unsere Reputation in der Region ist es großartig.“
Zu den Pionieren in der Schafhaltung gehörte von Beginn an der bayerische GC Lauterhofen, der durch die Heidschnucken die typische karge Juralandschaft in vielen Bereichen perfekt pflegen konnte. Zahlreiche Biotope sind dank der Schafherde, die Greenkeeper Josef Ehrnsberger selbst im Stall hält und auch den ganzen Winter versorgt, nie verbuscht.
Die Ganzjahreshaltung, die Ehrnsberger betreibt, ist für die meisten Clubs allerdings nicht ratsam. Hier ist der Greenkeeper auch Landwirt, kennt sich mit der Nutztierhaltung aus und kann die Tiere deshalb ganzjährig versorgen. Generell aber kann auch er die Kooperation mit Schäfern nur empfehlen.
Die Argumente für eine Schafbeweidung sind vielfältig: Einsparung von Arbeitsaufwand beim Mähen, kein Anfall von Schnittgut, Zuwachs bei der Mitgliederzufriedenheit, Imagegewinn in der Region und Steigerung der Artenvielfalt sind die wesentlichsten. „Eine Beweidung und die damit einhergehende Offenhaltung von Flächen ist vielerorts Voraussetzung dafür, dass sich bestimmte Arten ansiedeln und überleben. Sie wiederum fördern die Qualität des Grünlandes,“ stellt zum Beispiel der NABU fest.
Kaum ökonomischer Gewinn
Gegen die Schafhaltung sprechen andere Faktoren: Ein bisschen mehr Arbeit ist es schon, stellen die Greenkeeper fest, die mit Schafen arbeiten. Schließlich muss ein Blick auf die Zäune geworfen werden, ab und zu büchst ein Tier aus. Außerdem müssen die Tiere auch zirka alle zwei Wochen auf neue Flächen umgesiedelt werden.
Am Ende aber überwiegen für die meisten Golfanlagen, die sich bereits mit dem Thema auseinandersetzen die Pluspunkte: „Wir sind aus ökologischen Gesichtspunkten vom Thema weiterhin mehr als begeistert, auch wenn es ökonomisch keinen Vorteil bringt“, resümiert Alexandra Schöning von Green Eagle Golf Courses. Hier sind immerhin 500 Schafe im Einsatz – und das schon seit 2019.