The Open gibt den Ton vor – andere Turniere folgen
Es war ein Kraftakt – aber er hat funktioniert. The Open in Royal Portrush 2019 setzte in vielerlei Hinsicht Maßstäbe – „The Open Water Initiative“ aber war für viele andere Turnierveranstalter weltweit von Bedeutung. Das Argument, eine Großveranstaltung mit über 100.000 Besuchern sei ohne Trinkflaschen aus Plastik nicht durchführbar, wurde widerlegt.
Statt auf unzählige Plastikflaschen im Müll fiel der Blick auf BPA-freie Stahlflaschen, mit dem Open-Logo-versehen. Mehr als 5000 davon wurden während der Turnierwoche an Spieler, Mitarbeiter oder Helfer ausgegeben. Für die Zuschauer war die Flasche außerdem für weniger als fünf Pfund im Verkauf erhältlich. An die Fans erging vorab die Information, jeder könne außerdem seine eigene Flasche mitbringen. 19 Wassercontainer auf der gesamten Anlage sorgten für Nachschub. Dort wo eine Installation nicht möglich war, gab es Wasser in Dosen zu kaufen – die allerdings bestanden zu 70 % aus recyceltem Alu und waren zu 100 % recycelbar. Ein Prinzip, das sich auch bei der Open 2020 wiederholen wird.
Bleibt die Frage: Wie gehen die Turnierveranstalter im deutschsprachigen Raum mit dem Thema Plastikflaschen um, das ohne jeden Zweifel organisatorisch eine Herausforderung darstellt.
Im Falle der BMW International Open in München arbeitet das Organisationsteam gerade an Lösungen für das Plastikflaschen-Problem. Zielsetzung ist dabei die Müllvermeidung und stoffliche Verwertung, um so auch den behördlichen Veranstaltungsgenehmigungen des Landratsamt Erding zu entsprechen. Im Verkauf an die Zuschauer darf weder Plastikgeschirr noch Plastikbecher verwendet werden sondern wie seit Jahren auch 2020 ausschließlich Porzellan, kompostierbare Schalen und Holzbesteck bzw. Mehrwegflaschen.
In einigen Bereichen lassen sich jedoch Einwegflaschen nicht vermeiden und landen oftmals in den aufgestellten Mülleimern, die über den Platz verteilt sind. Dieser Müll muss von den Reinigungsteams jeden Abend im veranstaltungseigenen Wertstoffhof vorsortiert werden – das ist seit Jahren der Standard aber nicht kostendeckend.
Schwieriger ist es im Bereich der Spieler, Caddys und deren Begleitung. Diese sind durch ihre Teilnahme an Golfevents weltweit gewohnt PET-Flaschen aus den aufgestellten Kühlboxen nehmen.
Fast 40.000 Plastikflaschen (20.000 l Wasser) für Spieler, Caddys, Marshalls und anderes Personal wurden bis dato während einer Turnierwoche dafür vorgesehen. Im Jahr 2020 sollen es nun Aluflaschen sein, die man an Wassercontainern auffüllt. Dies nimmt ein paar Minuten mehr in Anspruch, ist aber durchaus umzusetzen. Schließlich haben die Profis es ja bei der British Open bereits gelernt.
Auch bei der Swiss Seniors Open in Bad Ragaz hat man das Thema im Blick: „In der Tat versuchen wir auch bei uns in Bad Ragaz Plastik zu vermeiden. So erhält etwa dieses Jahr jeder der Teilnehmer beim Swiss Seniors Open eine Aluflasche als Startgeschenk“, erklärt Turnierdirektor Ralph Polligkeit.
Den Organisatoren des Omega European Masters in Crans Montana geht es ähnlich wie jenen der Porsche European Open nahe Hamburg: „Wir haben das Thema Plastikvermeidung auch verstärkt im Kopf und auch schon beim Veranstalter platziert“, resümiert Markus Rothermel, Pressesprecher für Sportkommunikation beim Titelsponsor Porsche. „Es gibt aber noch keine kommunizierbaren Maßnahmen.“
Tatsächlich ist die Umsetzung mit mehr organisatorischem Aufwand verbunden – trotzdem scheint sich die Mühe zu lohnen: Bei der Open 2019 wurden insgesamt 123.000 Plastikflaschen eingespart.
Das Projekt „The Open Water Initiative“ im Überblick
- Insgesamt wurden 19 Wasserstationen auf der gesamten Golfanlage aufgebaut. Die Installation übernahm die Firma Bluewater. 61.500 Liter Wasser wurden ausgegeben.
- Bluewater übernahm die Produktion der Wasserflaschen aus Stahl, die insgesamt 400 ml fassten.
- 5000 Flaschen wurden kostenfrei an die Fans ausgegeben. Außerdem war die Flasche für 4,50 Pfund an den Verkaufsständen erhältlich. Insgesamt wurden 22.000 Flaschen verkauft.
- Die Players Edition der Flasche war eine doppelwandige Version mit Thermosfunktion. Jeder Spieler erhielt eine persönliche Flasche mit eingraviertem Namen. Die Flasche stand für 30 Pfund in einer limitierten Version ebenfalls für den Verkauf an Fans zur Verfügung.
- Insgesamt wurde durch die Initiative der Verbrauch von 123.000 Plastikflaschen verhindert.
- Das Wasser in den Wassertanks war Trinkwasser aus der Region.