COP 26: Schlechte Aussichten für den Old Course
Von Glasgow nach St. Andrews ist es gerade einmal eine Stunde Fahrt. Wer sich über die Folgen des Klimawandels für den Golfsport informieren will – in der Stadt direkt an der Küste ist er richtig. Die Bedrohungen durch Überschwemmungen, Erosion und Sturmfluten ist den Bürgern des Städtchens St. Andrews, die im Wesentlichen vom Golftourismus und der Universität leben, sehr wohl bewusst. Längst haben Studien der Universität von Glasgow im Rahmen des Projektes „Dynamic Coast“ ermittelt, in welchem Ausmaß die Küstenregionen bedroht sind.
„Während die unmittelbaren Bedrohungen noch moderat sind, erkennt der St. Andrews Links Trust, dass er ein Zeitfenster hat, in dem er eine kurz- und langfristige Strategie für die Zukunft entwickeln kann“, schreiben die Wissenschaftler in ihrem Statement zur Region St. Andrews. Dort arbeitet die sogenannte West Sands Partnership, zu der auch der St. Andrews Links Trust als Betreiber der sieben örtlichen Golfplätze gehört, seit 2010 ein groß angelegtes Projekt zur Verbesserung der Dünenstruktur. 1500 Freiwillige haben in tausenden Arbeitsstunden seitdem die Dünen entlang der Golfplätze und Strände von untypischen Pflanzen gesäubert und durch typische Vegetation ersetzt. Außerdem wurden fast 50.000 Quadratmeter Parkplatzfläche entfernt und durch angestammte Wiesen ersetzt.
Meeresspiegel steigt um 90 Zentimeter
Der Grund: Jüngste Studien gehen davon, dass der Meeresspiegel in St. Andrews bis 2100 insgesamt um 90 Zentimeter steigen wird. Dynamic Coast geht von einer Veränderung von 14 mm pro Jahr aus. Betroffen sind vor allem der Swilcan Burn, der unter anderem die Bahnen 1 und 18 des Old Course kreuzt, West Sands und der Jubilee Golf Course, wobei der Swilcan Burn außerdem ein wesentlicher Grund für Überschwemmungen auf dem Old Course sein wird. Und das, obwohl er eigentlich an normalen Tagen ganz harmlos aussieht. „Während die Überflutungen jetzt schon ein wachsendes Thema sind, werden sich die Erosionsgefahren in den nächsten 30 Jahren erhöhen“, stellten die Wissenschaftler fest. Ab 2070 habe man dann eigentlich permanent mit der Bedrohung zu tun.
Sie empfehlen die Dünenabschnitte weiter zu verstärken, ein Redesign vor allem der Plätze Eden und Jubilee zu überdenken und Teile der Plätze oder ganze Kurse an Stellen zu verlegen, die höher gelegen sind, „damit Golf auch nach 2100 noch nachhaltig in St. Andrews gespielt werden kann.“ Außerdem sollten Parkplätze und Gebäude komplett aus den tiefsten Regionen verlegt werden. „Die Parkplätze und die Hauptstraße in St. Andrews sind außerdem von Erosion und Überflutung gefährdet“, zieht die Studie ein unerfreuliches Fazit.
Für St. Andrews, allgemein als Home of Golf und Schauplatz unzähliger Open Championships bekannt, ist der Kampf gegen den Klimawandel und seine Folgen damit längst Tagesgeschäft. Hier ist man in der Bevölkerung inzwischen von der Planungsphase zu Aktivität und realen Projekten übergegangen. Doch auch das ist den Bürgern der Stadt und den Verantwortlichen beim St. Andrews Links Trust bewusst: Mit jeder Maßnahme zur Stärkung der Dünen erkauft man sich mittelfristig nur Zeit. Bleibt es bei der derzeit herrschenden Erderwärmung, so die Einschätzung der Wissenschaftler, wird die Runde auf dem Old Course Ende des Jahrhunderts ziemlich unwahrscheinlich.