Comeback der Heideplätze
Die Heide liegt wieder im Trend. Das Kraut, das gerade vielen traditionellen Golfplätzen in Großbritannien von Beginn ihres Design an einen unverwechselbaren Charakter verlieh, hatte es in den vergangenen Jahrzehnten nicht immer leicht. Im Zuge von Redesignmaßnahmen oder der Reduzierung des Greenkeeping-Aufwandes verabschiedeten sich viele Golfanlagen von großen Heideflächen. Der Golfer fand das nicht immer bedauerlich: Schließlich lässt sich der Ball aus dem struppigen Gewächs nur schwer spielen. Ein Ball im Rough aus Heide fliegt meist nur ein paar Meter weit aufs Fairway.
Inzwischen hat sich die Herangehensweise geändert: Auf weltbekannten Traditionsanlagen wie Sunningdale oder Walton Heath in London sind Heideflächen wesentlich für den Charakter des Platzes. Restaurationsprojekte wie derzeit etwa im Londoner Golf Club Woking nehmen zu. Erstklassige neue Projekte wie Les Bordes in Frankreich säen und pflanzen Heide in neuen Bereichen an.
Ein Blick in den Norden Deutschlands zeigt, wie schwierig und arbeitsaufwändig der Umgang mit Heide ist. Im GC Lohersand, etwa eine halbe Stunde von Kiel entfernt, ist für den Besucher der Blick auf die riesigen Heideflächen erst einmal überwältigend. Über insgesamt 13 Hektar Fläche erstreckt sich die Heide, die mit ihren ständig changierenden Farben die Atmosphäre des erstklassigen Traditionsplatzes in der flachen Landschaft bestimmt. „Ohne die Heide geht’s einfach nicht“, sagt Head-Greekeeper Hartwig Klein und gibt dann einen kurzen Einblick in die Arbeit, die durch die zweifellos wunderschönen Flächen aus Besenheide verursacht werden.
Aufwuchs von Heide braucht drei bis vier Jahre
„Auf der einen Seite müssen wir die alten Flächen immer wieder abplaggen. Das heißt, sie werden bis auf den Grund heruntergeschnitten, damit sich die Heide wieder erneuern kann. Das kann durchaus drei bis vier Jahre dauern.“ Die Methode des Abbrennens, die in Teilen der Lüneburger Heide verwendet wird, kommt dabei für die Golfanlage Lohersand, die im Programm Golf & Natur des Deutschen Golf Verbandes mit Gold zertifiziert ist, nicht in Frage. „Wir haben extrem viele Bäume rund um die Spielbahnen“, erklärt der Vize-Präsident Stephan Dörsam. Das Abbrennen verbietet sich schon aus Gründen des Brandschutzes.
Schafbeweidung ideal für die Pflege
Heide verbuscht, wenn die Pflege nicht passt. Ideal sind deshalb Schafe, die zwischen den Flächen weiden. Auch in Lohersand waren sie jahrelang im Einsatz. Inzwischen aber erhalten Schäfer auf staatlichen Geländen einen höheren finanziellen Ausgleich, so dass der Club im Moment nach einem neuen Schäfer mit seiner Heidschnucken-Herde sucht.
Während der Club einerseits einen älteren Bereich mit Golfbahnen, die bis ins Jahr 1959 und auf den Architekten Bernhard von Limburger zurückgehen, betreibt, findet sich daneben jüngere Spielbahnen aus dem Jahr 2000. Die Ansaat von Heide war Teil des Genehmigungsprozesses. Einfach, so die Erfahrung von Klein, ist die Entwicklung solcher Heideflächen nicht. „Hier ist in einigen Bereichen der eigentlich karge Boden mit fetteren Anteilen vermischt worden, so dass neben der Heide eben auch Gräser gewachsen sind. Wir sind jetzt laufend damit beschäftigt, die Heideflächen von diesen Pflanzen zu befreien und weiter abzumagern“, resümiert der Greenkeeper. Die Heide hat es gerne nährstoffarm.
Teile der abgeplaggten Heide werden auf Flächen ausgebracht, die weiter aufgewertet werden müssen. Dort werden die Teilchen ganz leicht im Oberboden eingearbeitet, so dass sich die Pflanzen entwickeln können. Auch das ein langwieriger Prozess, für den man Jahre einkalkulieren muss.
Zunehmende Trockenphasen schädigen die Heide
„Als ich hier vor 17 Jahren angefangen habe, kannte ich die Heide und ihre Besonderheiten gar nicht“, erinnert sich Greenkeeper Klein an seinen Start auf dem Golfplatz Lohersand. Inzwischen ist er Fachmann, was das Thema Heide betrifft. Er hat ein Gespür für die Flächen entwickelt, kennt Wachstum und Probleme der Pflanzen ganz genau. „Die Trockenheit vor drei Jahren merkt man den Pflanzen heute noch an“, resümiert er mit Blick auf das Jahr 2019.
Für diese Saison hat er die Heide schon präpariert. Das Abplaggen geschieht früh im Jahr zwischen Januar und März, „damit wir die Tiere in der Heide schützen“. Blühen wird sie in wenigen Monaten. Die Farben reichen von kräftigem Lila zu leichtem Rot. Ein Farbenmeer, das für viel Extraarbeit entschädigt.