Biodiversitätsstrategie: Die besten Tipps der Profis
Die Steigerung der Artenvielfalt auf extensiv genutzten Flächen – das ist das Thema, mit dem Golfanlagen auch in Zukunft punkten können. Um dies langfristig zu einem Erfolgsprojekt zu machen, braucht es eine Strategie: Wir haben vier Experten gefragt, wie aus Ihrer Sicht eine Biodiversitätsstrategie aussehen sollte. Mit diesen Tipps kann jede Golfanlage in die Entwicklung einer Biodiversitätsstrategie starten.
Dr. Gunther Hardt ist als Leiter des Arbeitskreises Biodiversität des Deutschen Golf Verbandes seit Jahren mit der Entwicklung von artenreichen Flächen auf Golfanlagen befasst. Drei Punkte machen für ihn eine gute Biodiversitätsstrategie aus
- Das Bekenntnis zu einer Biodiversitätsstrategie sollte in den Geschäftsbetrieb integriert werden. Sie wird im Leitbild und in der Satzung aufgeführt, Ansprechpartner werden benannt.
- Suchen Sie die Kooperation mit bestehenden Organisatonen wie etwa Naturschutzverbänden. Außerdem sollten Sie an bestehenden Aktivitäten der Golfszene zum Thema Biodiversität teilnehmen, also zum Beispiel „Lebensraum Golfplatz“ oder Golf & Natur. So können Sie Biodiversitätsprojekte standortgerecht für den entsprechenden Natur- bzw. Landschaftsraum aufzeigen und fördern.
- Integrieren Sie die Biodiversitätsstrategie in Ihr Marketingkonzept mit guter Pressearbeit.
Dr. Marie Athorn berät im Auftrag des R&A und der Royal Society for the Protection of Birds in England Golfanlagen bei Biodiversitäts-Projekten. Das sind ihre Strategietipps:
- Tipp Nummer 1 wäre die Kommunikation. Wenn Sie Änderungen am Golfplatz vornehmen, sogar in Bereichen, die nicht bespielbar sind, und Erhebungen über die Tierwelt durchführen lassen, ist die Kommunikation mit den Mitgliedern und der örtlichen Gemeinde von entscheidender Bedeutung. Teilen Sie mit, was geschieht und wann und warum die Änderungen oder Erhebungen durchgeführt werden. In diesem Zusammenhang sollten Sie auch über Ihre Erfolge berichten. Wenn Ihr Club glaubwürdige Erfolge für die Tier- und Pflanzenwelt erzielt hat, sollten Sie dies mit Ihren Mitgliedern und der örtlichen Gemeinde teilen, aber auch die lokale Presse darüber informieren. Viele von uns sind sich der negativen Wahrnehmung von Golfclubs in Bezug auf Natur und Nachhaltigkeit bewusst. Ihr Golfclub könnte dazu beitragen, dies zu ändern, indem er seine bedeutenden Erfolge mitteilt.
- Dies führt zu meinem nächsten Tipp, nämlich der Zusammenarbeit mit lokalen Naturschutzgruppen und Experten. Wenn Ihre Arbeit von angesehenen und bekannten Organisationen unterstützt wird, kann dies dazu beitragen, die Aufmerksamkeit der lokalen Medien zu gewinnen und die Glaubwürdigkeit Ihrer Maßnahmen und Ergebnisse zu stärken. Ein weiterer Grund für die Einbindung lokaler Wildtiergruppen und -experten ist, dass Greenkeeper als Landbewirtschafter zwar oft über gute Kenntnisse über die Bewirtschaftung von Golfplätzen verfügen, die der Tier- und Pflanzenwelt zugute kommen, dass aber die Unterstützung durch bekannte Naturschutzorganisationen oder sachkundige lokale Gruppen dazu beitragen kann, sinnvollere Beiträge zum Naturschutz zu leisten, die lokale Arten von Bedeutung für den Naturschutz unterstützen und Ihnen helfen, sich in umfassendere landschaftsbezogene Initiativen einzubringen.
- Tipp Nummer 3 ist ein schriftlich festgelegter Plan, zu dem sich der Club als Ganzes verpflichtet. Sehr oft werden Nachhaltigkeits- und/oder Naturschutzinitiativen von ein oder zwei engagierten Personen ins Leben gerufen, was manchmal zu Unstimmigkeiten bei der Umsetzung und zu Kontinuitätsproblemen führen kann. Ein 5- oder 10-Jahres-Managementplan, der Fachwissen und Zeitpläne für das Management enthält, kann eine Möglichkeit sein, eine klare Richtung und Botschaft an alle zu gewährleisten. Karten als Teil dieses Plans können auch eine gute Möglichkeit sein, die Ziele an verschiedene Zielgruppen zu vermitteln.
Brianne Kenny ist Manager für Environmental Solutions bei Troon, dem weltweit größten Unternehmen für das Management von Golfanlagen. Die Amerikanerin hat einen Master-Abschluss in Biologie. So lauten Ihre Tipps zur Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie:
- Katalogisieren Sie die Arten auf dem Grundstück. Die Kenntnis der auf dem Gelände vorkommenden Arten liefert gute Ausgangsdaten und kann auch helfen, Prioritäten zu setzen. Golfplatzbetreiber müssen dies nicht allein tun und können auf iNaturalist.org nach Beobachtungen durch Bürger suchen oder lokale Experten (wie Vogelbeobachter, Baumpfleger, Entomologen) um Hilfe bei der Katalogisierung bitten.
- Wenn auf einem Grundstück invasive Arten festgestellt werden, empfehle ich, der Bekämpfung dieser Arten Vorrang einzuräumen, bevor man sich um die Förderung einheimischer Arten kümmert. Per Definition sind invasive Arten schädlich für die Umwelt, die Wirtschaft oder die Gesundheit von Menschen, Tieren und Pflanzen. Daher empfehle ich, einen Bewirtschaftungsplan für invasive Arten zu erstellen, um deren Schaden zu verringern und geeignete Bedingungen für das Gedeihen einheimischer Arten zu schaffen.
- Dies ist zwar ein ungewöhnlicher Tipp, aber Sie sollten sich ein Maskottchen für die Bemühungen um die biologische Vielfalt suchen. Ich habe den Wert von Maskottchen in meiner früheren Zeit als Wildtierbiologin und Zoowärterin kennengelernt. Sie können einen spürbaren Unterschied machen, wenn es darum geht, Unterstützung für Biodiversitätsprojekte zu gewinnen. Die Menschen fühlen sich mit einer niedlichen Spezies oder einer Spezies mit einer fesselnden Geschichte verbunden, und das kann der Motor für die Unterstützung der Gemeinschaft sein. Es gibt viele kreative Möglichkeiten, ein Maskottchen einzusetzen, um Biodiversitätsprojekte zu kommunizieren und Interessengruppen einzubinden.
Kate Torgersen, Gründerin von Environmental Golf Solutions, ist in Australien mit der Umsetzung zahlreicher Biodiversitätsprojekte befasst. Ihre Tipps für Golfanlagen:
- Bevorzugen Sie einheimische Vegetation: Integrieren Sie einheimische Pflanzenarten in Ihre Landschaftsgestaltung. Einheimische Pflanzen sind gut an die örtlichen Gegebenheiten angepasst, unterstützen die lokale Tierwelt und benötigen oft weniger Pflege und Wasser. Dieser Ansatz steigert nicht nur den ökologischen Wert Ihres Platzes, sondern trägt auch zum Schutz einheimischer Arten bei, die langsam verschwinden, und damit zur Erhaltung der Artenvielfalt insgesamt.
- Entwickeln Sie grüne Korridore: Schaffen und erhalten Sie grüne Korridore innerhalb des Golfplatzes und verbinden Sie diese mit angrenzenden Naturgebieten. Diese Korridore erleichtern die Bewegung von Wildtieren und fördern so ein widerstandsfähiges und vernetztes Ökosystem. Eine durchdachte Planung in diesem Bereich kann die Artenvielfalt erheblich fördern.
- Fördern Sie Verbindungen zur Gemeinschaft: Nutzen Sie Ihre Initiativen zur Förderung der biologischen Vielfalt, um die örtliche Bevölkerung einzubeziehen und mit ihr in Kontakt zu treten. Organisieren Sie Bildungsprogramme, Pflanztage für Freiwillige und Naturwanderungen, um das Bewusstsein und die Beteiligung zu fördern. Indem Sie die Gemeinde einbeziehen, können Sie ein Gefühl der gemeinsamen Verantwortung und des Stolzes auf die Umweltbemühungen des Kurses schaffen.
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