Biodiversitäts-Lexikon: H wie Heide
Golfplätze mit großen Heideflächen gehören zu den bekanntesten der Welt: Der Sunningdale Golf Club im Großraum London ist nur einer von zahlreichen Plätzen in der Region Surrey, die mit sogenannten Heideplätzen wuchert. Rein spielerisch betrachtet, ist die Heide aus Golfersicht tückisch, weil sich hier der Schläger extrem schnell verfängt. Optisch allerdings sind gerade blühende Heideflächen auf Golfplätzen ein echtes Alleinstellungsmerkmal.
Dabei gelten Heidelandschaften als ökologisch besonders wertvolle Lebensräume, da sie eine außergewöhnlich hohe Artenvielfalt auf nährstoffarmen Böden ermöglichen. Charakteristisch für Heide sind offene, lichtdurchflutete Flächen mit Zwergsträuchern wie Besenheide (Calluna vulgaris) oder Krähenbeere. Diese Vegetationsform bietet spezialisierten Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum, die in anderen Ökosystemen kaum Überlebenschancen haben – etwa der Heide-Langhornbiene, dem Ziegenmelker oder der Kreuzotter.
Ihr besonderer Wert für die Biodiversität liegt in der Kombination aus karger Vegetation, Trockenheit und offenen Strukturen, die viele ökologische Nischen schaffen. Ohne regelmäßige Pflege durch Beweidung oder Entbuschung würde die Heide verbuschen und ihre Artenvielfalt verlieren.
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In Europa ist Heide besonders in den atlantisch geprägten Regionen verbreitet. Großbritannien – vor allem Schottland – beherbergt die größten Heideflächen Europas. Auch in Irland, den Niederlanden, Dänemark und Westfrankreich sind große Heiden erhalten. In Deutschland liegen die größten Flächen in Nordwestdeutschland, etwa in der Lüneburger Heide.
Auf Golfanlagen, gerade mit sandigem Boden, wird in diesen Regionen immer wieder versucht, Heide neu anzusiedeln, was allerdings nicht einfach ist. Dabei werden zwei Hauptmethoden eingesetzt: Anpflanzung und Saatgutübertragung. Beide Ansätze haben ihre Vor- und Nachteile, die je nach Zielsetzung und Standortbedingungen abgewogen werden müssen. Bei der Anpflanzung werden gezielt Heidepflanzen an vorbestimmten Stellen gepflanzt. Die Pflanzen werden meist in Baumschulen vorgezogen und anschließend auf der Fläche verteilt. Der Vorteil liegt darin, dass die Begrünung der Flächen schneller klappt, die Pflanzen nicht so anfällig sind.
Mit der klassischen Saatgutübertragung wird dagegen die natürliche Regeneration gefördert. Hierbei wird Saatgut von bestehenden Heideflächen geerntet und auf die ausgewählten Flächen übertragen. Dieses Saatgut enthält oft Samen verschiedener Heidearten und Begleitpflanzen, was die genetische Diversität fördert. Die Pflanzen wachsen von Beginn an unter den lokalen Bedingungen und sind auf lange Sicht oft widerstandsfähiger. Allerdings kann die vollständige Entwicklung der Vegetation Jahre bis Jahrzehnte dauern. Umweltfaktoren wie Niederschlag, Temperatur oder Konkurrenz durch andere Pflanzen beeinflussen den Erfolg stark. Für die Keimung ist außerdem oft eine Vorbereitung des Bodens nötig, etwa durch Abplaggen oder Entfernen von Grasnarbe.
Geduld ist übrigens auch gefragt: Drei bis fünf Jahre muss man auf jeden Fall für einen guten, sichtbaren Erfolg bei der Heideentwicklung einplanen.