„Beim Wasser ist jede Anlage selbst verantwortlich“
Ein Kommentar von Petra Himmel
Wasser ist die Ressource, ohne die das Gras nicht kann. Wasser fehlt dieser Tage, nicht nur in Deutschland, sondern in vielen Teilen Europas. Genaugenommen fehlt es seit Jahren in immer mehr Ecken dieser Welt. Wassersparen ist deshalb eines der Top-Themen – in den USA genauso wie Spanien, Portugal oder in Deutschland.
Jede Golfanlage hat andere Mengen zur Verfügung
Womit wir bei einem Thema wären, das so manchen Clubpräsidenten oder Geschäftsführer erregt: Es gibt weder einheitliche Wasserentnahmeregelungen noch allgemein gültige Bestimmungen zum Ausbringen von Wasser – national nicht und international schon gar nicht. International gefasst bedeutet das: Eine Top-Golfanlage im amerikanischen Nevada kann einen Wasserverbrauch von 700.000 m³ Wasser als großen Fortschritt beim Wassersparen vermelden, während eine Golfanlage in Deutschland womöglich schon froh wäre, wenn sie mit Grundwasserbrunnen ein Zehntel davon genehmigt bekäme.
Keine Standards, keine Regeln
Die Verordnungen zum Thema Wasser sind europaweit komplett unterschiedlich. In Deutschlands Hauptstadt Berlin müssen einige Anlagen teilweise monatlich ihre Wasserstandsspiegel beim Grundwasser melden, während andere ganz normal entsprechend ihrer Genehmigung wässern. In Teilen Frankreichs darf man mit Grundwasser beregnen, in anderen nicht. In Österreich gibt es eigentlich gar keine Begrenzungen. In der Schweiz findet sich die eine oder andere Anlage, die noch mit Trinkwasser beregnet.
Beim Thema Wasser gibt es keine Standards und damit auch keine Gerechtigkeit. Wasser ist ein Qualitätsthema. Wer Wasser bekommt und sorgsam damit umgeht, kann Kahlstellen und teure Neuansaaten vermeiden, wirbt leichter Mitglieder und hat mehr Greenfeegäste. Wer heute als Golfer nach einer Golfclubmitgliedschaft fragt, sollte auch nach der Wassergenehmigung und der Wasserversorgung des Clubs fragen. Oder nach den Konzepten zur Bereitstellung von recyceltem Wasser oder Regenwasser.
Jede Anlage ist selbstverantwortlich
Wasser ist ein Qualitätsthema, ein Wettbewerbsthema, ein existenzielles Thema – nicht nur für das Gras auf dem Fairway, sondern für die ganze Golfanlage.
Die Rufe nach Verbandslösungen und staatlichen Vorgaben laufen dabei ins Leere. Über ihr Wasser entscheiden Kommunen, Landkreise und örtliche Wasserbehörden. Damit wird das Thema Wassermanagement zu einem individuellen Thema einer Golfanlage. Hier kann sie glänzen, indem sie ihr Platzdesign wassersparend gestaltet, die Bewässerung optimiert, das Personal schult, Wasser sammelt, auf Klärwasser umstellt, und, und, und.
Auf der Suche nach individuellen Lösungen
So unterschiedlich wie die Golfanlagen sind auch die möglichen Lösungen. Die eine Lösung für alle gibt es nicht. Genauso wenig wie es das eine Klima für alle gibt. Wetter ist eben unfair: Hier regnet es mehr, hier weniger. Hier wird es braun auf den Fairways, dort nicht. Es bringt wenig, darüber zu klagen.
An diesen äußeren Umständen wird sich nichts ändern. Ändern können sich nur die Golfer und die Verantwortlichen der Golfanlage in Ihrem Umgang mit Wasser. Tun sie es nicht, wird das Problem ernst. Und manchmal existenziell.