Bedrohlicher Personalmangel bei Greenkeepern
Personalmangel, wohin man blickt: Beim Thema Greenkeeping offenbart sich in weiten Teilen Europas ein großes Problem der Golfbranche. Der sorgfältige Umgang mit den Ressourcen beinhaltet nach Einschätzung des schottischen R&A „Manpower, Maschinerie und Material.“ Die Manpower umfasst Angestellte im Club-Management und Greenkeeping.
„Es ist an der Zeit, dass Golfclubs ihre Angestellten an die erste Stelle setzen, in ihr Wohlergehen investieren und dass ein Rahmen geschaffen wird, der dafür sorgt, dass jede Anlage in diesem Land ihre Angestellten auf respektvolle und angemessene Weise behandelt.“ So lautete ein Teil der Brandrede, die Anfang März Jim Croxton, CEO der British and International Golf Greenkeepers Association im Rahmen der BIGGA Turf Management Exhibition in Harrogate hielt. Es ist Europas wichtigste Messe für Greenkeeper.
Fachkräfte mit Mindestlohn
Croxton steht nicht allein mit seiner negativen Analyse des Arbeitsmarktes. „Wir schätzen, dass sich bestimmt jede dritte Golfanlage über neue Mitarbeiter freuen würde“ resümiert Christina Seufert vom Greenkeeper Verband Deutschland und nimmt Bezug auf eine Umfrage des deutschen Verbandes Ende 2021. „Es werden Arbeitskräfte in allen Bereichen gesucht, auch sehr viele Hilfskräfte. Aber unter den Bedingungen und Lohn wird es schwierig.“ Selbst im Fachkräftebereich wird demnach in Deutschland oft nur der Mindestlohn bezahlt. Der liegt im Moment bei 9,82 Euro pro Stunde und steigt zum 1. Juli auf 10,45 Euro. Im Gespräch sind zwölf Euro pro Stunde noch in diesem Jahr.
In Österreich ist die Situation nicht besser: „Eine konkrete Zahl an Jobangeboten haben wir nicht“, stellt Andreas Leutgeb, Präsident der Austrian Greenkeeper Association (AGA) fest. „Gefühlsmäßig haben wir aber fünfmal so viele offene Stellen gemeldet bekommen wie sonst.“ Vor allem in Regionen, die Industrie vor Ort haben, sind Greenkeeper mit unregelmäßigen Arbeitszeiten, Wochenenddienst und teils schlechten Löhnen kaum noch zu bekommen. Wer die Website der AGA durchsieht, stößt aktuell auf sieben Jobangebote, die zum Beispiel für einen Greenkeeper mit 1.750 Euro Bruttogehalt im Moment beginnen, „Platz- und Landschaftspflege, Mäharbeiten, Umgang mit Maschinen und selbständiges Ausführen der Tätigkeiten eingeschlossen.“ Wer den Betrag im Kopf überschlägt und 38 Stunden Arbeitszeit berechnet, landet bei einem Bruttolohn von unter zwölf Euro.
„Wir erleben oft, dass Stellen nicht konkret genug ausgeschrieben werden, dass die Erwartungshaltung der Clubs nicht stimmt, dass die strukturierte Planung vor Ort auf Anlagen fehlt“, resümiert Leutgeb. „Das Gesamtpaket beim Angebot muss für den Arbeitnehmer einfach stimmen.“ Dazu gehört seiner Meinung nach auch, dass der Druck auf den Greenkeeper, kurzfristig auf Anforderungen zu reagieren, nicht zu hoch sein darf.
Fokus auf die Arbeitskraft
Jim Croxton von der BIGGA hat kürzlich bei einem Treffen mit Cluboffiziellen um ein Handzeichen all‘ jener gebeten, die in den gleichen Arbeitsräumen arbeiten wollten wie ihre Greenkeeper. Niemand meldete sich. Völlig überaltete Aufenthaltsräume sind gerade in Großbritannien noch häufig ein Problem.
Egal ob Deutschland, Österreich oder Großbritannien – eine Aussage Croxtons trifft auf alle drei Länder zu: „Viele Jahre hat man innerhalb des Sports die Hauptaufmerksamkeit darauf gerichtet, die Anzahl der Spieler zu erhöhen.“ Mit der Pandemie sind die Zahlen überall beachtlich gestiegen, allein in Großbritannien kamen zwei Millionen Golfer netto hinzu. „Nun geht es für die Clubs darum, sich auf die Bedeutung ihrer Arbeitskräfte zu richten, ohne die der Sport verkümmern würde.“