Für sportliche Großveranstaltungen ist der GC St. Leon-Rot bekannt: Solheim Cup und European Tour Turniere, fanden hier statt. Zahlreiche Mannschaften trainieren auf der Anlage und ein Olympiastützpunkt ist hier ebenfalls angesiedelt. Ein Projekt zur Schafbeweidung vermutet man hier nicht. Es ist eine der ungewöhnlichen Geschichten, die der deutsche Ausnahmeclub schreibt.
Seit 2021 hältt man bereits Schafe auf der Anlage, die insgesamt 25 Hektar Ausgleichsfläche beweiden. 122 Schafe und Lämmer befinden sich derzeit auf dem Gelände, sie gehören dem Club. „Nach einem ersten Versuch 2021 mit einem externen Schäfer haben wir die Schafbeweidung inzwischen komplett in unseren Betrieb übernommen“, resümiert Karsten List, hauptverantwortlich für das Thema Golf & Natur im GC St. Leon-Rot. Zwei Schäfer, die im Hauptberuf in der Nähe des Golfclubs angestellt sind, haben eine Teilzeitbeschäftigung im Golfclub und kümmern sich permanent um die Tiere. Die sind ganzjährig vor Ort, im Winter sieht man auf der Golfanlage die Unterstände für die Tiere.
„Wir sparen uns dadurch das aufwändige Mähen der Roughflächen, und die Schafe kommen bei den Mitgliedern super an,“ begründete List schon 2021 bei der Einführung die Umstellung auf die Schafbeweidung.
Die Argumente für eine Schafbeweidung sind vielfältig: Einsparung von Arbeitsaufwand beim Mähen, kein Anfall von Schnittgut, Zuwachs bei der Mitgliederzufriedenheit, Imagegewinn in der Region und Steigerung der Artenvielfalt sind die wesentlichsten. „Eine Beweidung und die damit einhergehende Offenhaltung von Flächen ist vielerorts Voraussetzung dafür, dass sich bestimmte Arten ansiedeln und überleben. Sie wiederum fördern die Qualität des Grünlandes,“ stellt zum Beispiel der NABU fest.
Rote Liste Arten auf dem Golfplatz
Im GC St. Leon-Rot finden sich inzwischen auch vier Schafrassen, die auf der Roten Liste der gefährdeten Arten in Deutschland stehen: Das Deutsche Karakul, das Kärtner Brillenschaft und das Gescheckte Bergschaf gehören zur Kategorie 1, die Schafe der Art Coburger gehören zur Kategorie 3. Die Arten der Kategorie 1 sind sogar vom Aussterben bedroht. Im Falle der Deutschen Karakul, der Gescheckten Bergschafe und der Brillenschafe ist der Golfclub der einzige Herdbuchzüchter in Baden-Württemberg. Auch deshalb ist man Mitglied beim Landesschafzuchtverband Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt, in der AG Fuchsschaf und in der AK Karakul.
Für den GC St. Leon-Rot bedeutet dies, hier wird aktiv Artenschutz vor Ort betrieben und gleichzeitig auch noch auf eine umweltfreundliche Beweidung der Flächen geachtet. Damit die Schafe nicht durch invasive Arten wie das Jakobskreuzkraut gefährdet werden, ziehen die Schäfer dies auf allen Weideflächen per Hand aus, bevor die Schafe auf das Terrain gelassen werden.
Newsletter abonnieren!
News & Trends rund um das Thema Nachhaltigkeit im Golfsport
Kein ökonomischer Gewinn
Wer glaubt, Schafhaltung bedeute weniger Arbeit für die Greenkeeper als das eigene Mähen der Flächen, täuscht also. Im Auge muss man die Tiere auf jeden Fall behalten, zumal sie auch gerne ausreißen, wenn sich ihnen eine Gelegenheit bietet. Die Golfer allerdings schätzen die Tiere längst, zumal man im GC St. Leon-Rot auch Schafpatenschaften übernehmen kann. Das wird auch aktiv vom Management des Clubs gelebt: Jede Abteilung des GC St. Leon-Rot übernimmt für jährlich 50 Euro eine Schafpatenschaft. Zusammen mit den zahlreichen Patenschaften durch Privatpersonen ist ein Teil der Kosten für die Tiere schon gedeckt.