Winterquartier Golfplatz für Insekten erhalten
Es wird kalt und ungemütlich – auch für die Insekten. Wo und wie überwintern Schmetterlinge, Libellen oder andere Arten? „Tatsächlich ist das ganz unterschiedlich“, erklärt Sabine Tappertzhofen vom Landesbund für Vogelschutz. „Sie hängen zum Teil zwischen Blättern, sitzen in Halmen, in Stengeln oder Blütenpflanzen. Manche überwintern als Eier, manche als Larven, der Zitronenfalter lässt sich sogar einfrieren.“
20 Prozent der Wiesen bleiben stehen
Für Golfplatzbetreiber bedeutet das: Die Blühwiesen, die während des Frühjahrs, Herbst und Sommers als Lebensraum für Insekten dienen, sollten auch im Winter nicht komplett abgemäht sein, um den Insekten eine Überwinterungsmöglichkeit zu bieten. „Idealerweise lässt man zehn bis 20 Prozent der Fläche über den Winter stehen, wobei die Fläche in jedem Jahr eine andere sein sollte“, erklärt Tappertzhofen. Die Fläche sollte dabei nicht zu klein sein, damit die Insekten sie auch finden.
Eine abgeblühte Wiese, die auf den ersten Blick womöglich etwas unaufgeräumt oder nachlässig gepflegt wirkt, dient damit sowohl als natürliche Nahrungsquelle wie auch als Winterquartier. Für das Überleben der Insekten kann sie aber entscheidend sein. Auf Golfanlagen wird das Thema dann manchmal schwierig, wenn die Wiesenflächen fremdbewirtschaftet werden und die Golfanlage keinen direkten Zugriff auf die Pflege hat. Hier, so die Expertin des Landesbund für Vogelschutz, hilft oft ein kurzes Gespräch und der Hinweis, dass es im Hinblick auf den Erhalt der Biodiversität wichtig ist, nicht die komplette Wiesenfläche abzumähen.
Stengel, Totholz oder Blätter als Winterquartier
Während große Insektenvölker wie Honigbienen oder Ameisen ihre Nester selbst warmhalten können, sind zum Beispiel Falter auf sich allein gestellt. Nur wenige von ihnen, wie etwa der Distelfalter oder auch der Admiral, wandern im Winter wie Zugvögel in wärmere Regionen. Andere, so zum Beispiel der Kleine Fuchs, flüchten in frostfreie, feuchte Baumhöhlen, Dachböden oder Keller. Dabei verhindert die Erhöhung der Zellsaftkonzentration das Einfrieren während der Winterruhe. Auch Totholz auf dem Golfplatz spielt für sie eine wichtige Rolle, weil es sich aufgrund der Feuchtigkeit ebenfalls als Überwinterungsquartier eignet.
Zahlreiche Falter überdauern den Winter aber auch wie der Schwalbenschwanz im Puppenstadium oder wie der Brombeerspinner, Baumweißling oder Kleine Eisvogel als Raupe. Während Baumweißling und Kleiner Eisvogel in einem zusammengesponnenen Blatt, dem sogenannten Hibernaculum überwintern, sucht sich die Raupe des Brombeerspinners (Bild) ein Versteck.
Naturbelassene Teiche für Libellen
Käfer überwintern häufig als Larve oder Käfer im Boden, der Marienkäfer sucht sich einen gut geschützten Platz zum Schlafen. Libellen überstehen die kalte Jahreszeit in der Regel als Ei oder Larve in der Winterstarre, wobei sie sich gerne Pflanzen am Ufer eines Teiches aussuchen, um dort die Eier abzulegen.
Blühstreifen teilweise stehen lassen, Totholz nicht wegräumen, sondern durchaus auch zu einem größeren Haufen anhäufen und Teiche naturbelassen stehen lassen – mit diesen drei Maßnahmen, garantiert man als Golfplatzbetreiber, dass der Platz und sein Umfeld auch im nächsten Frühjahr ein großer Lebensraum für Insekten sind. Dann kann auch der Restbestand der Wiese gemäht werden.