„Wir wollen ein Meer von Heide sehen.“ Als Michael Mann, Superintendent des englischen Walton Heath GC, das sagt, steht er auf dem Old Course des weltbekanntes Golfplatzes und zeigt mit der Hand auf die Golflöcher, die sich über das offene Gelände ziehen. Heide gibt es auf der 36-Löcher-Anlage in der Region Surrey vor London in jeglicher Form. Frisch angesät oder als kleine Triebe, als dichte Büschel mit knorrigem flachen Gehölz angrenzend an die Fairways oder als hüfthohe Büsche weiter weg.
Bekannt geworden ist die Golfanlage als Ryder-Cup-Schauplatz oder Austragungsort zahlreicher Weltklasse-Events. Der Ryder Cup 1981 wurde hier ausgetragen, jedes Jahr finden hier die Qualifikationsturniere für die U.S. Open der Herren und der AIG Womens Open statt. Ihren ganz eigenen Charakter aber verdankt sie den insgesamt rund neun Hektar Heidefläche, deren Pflege und Vergrößerung sich der Club seit mehr als 25 Jahren verschrieben hat.
Eine Tour über die beiden Championship-Plätze mit Michael Mann ist deshalb auch eine große Lehrstunde in Sachen Heiderenaturierung. Und so werden wir im Laufe von einigen Stunden auf den Knien kriechend zwischen den Pflanzen nach Schädlingen suchen, gesunde von angegriffener Heide unterscheiden und Rohbodenbereiche begutachten, die auf den ersten Blick aussehen wie ungepflegte Flächen. In einigen Jahren aber wird aus dem bräunlichen Boden wieder gesunde Heide entstanden sein.
Vor seinem Start in Walton Heath hatte Superintendent Michael Mann bereits auf den Golfplätzen von Wentworth und West Hills einerseits mit ambitioniertem Golfsport zu tun und andererseits mit sensiblen Naturflächen. Die extreme Konzentration auf das Thema Heide aber ist in Walton Heath außergewöhnlich. Hier werden eigene Heidesoden kultiviert, das Saatgut selbst hergestellt. In fest etablierten Pflegeabschnitten werden Heideflächen entweder komplett neu angelegt, entkusselt oder von Gehölzen entbuscht. Erst diese kontinuierliche Pflege führt zu blühfreudigen Pflanzen, die resilient gegen Schädlinge, Krankheiten sowie den Golfer und seine Schläge sind.
Ein festgelegter Heide-Management-Plan sorgt für kontrollierte Abläufe. In Abstimmung mit zahlreichen Partnern wie zum Beispiel GEO oder Natural England ist es gelungen ein harmonisches Nebeneinander von Heidebereichen und dem Golfer zu ermöglichen. Dessen Spiel nämlich ist für die Pflanzen genauso wenig bekömmlich wie die Pflanzen für das Spiel des Golfers. Sand, der aus den Bunkern in die Heidefronten der Hindernisse gespielt wird, schadet deren Entwicklung genauso wie Spieler, die sich mit ihren Schlägern beharrlich durch die Pflanzen pflügen.
Die allerdings sind tückisch und das größte Hindernis auf zwei Golfplätzen, die ganz entsprechend ihrem Untergrund im Stil von Linksplätzen gepflegt werden – mit hartem Untergrund, schnellen Grüns und Bunkern als echten Hindernissen.
„Wir finden es großartig, dass wir die Natur zu unserem Vorteil nutzen können“, erklärt Mann die Herangehensweise. Die Heidepflanzen schaffen optische Reize, sind gleichzeitig aber auch ein strategisches Element, weil Bälle selbst auf bewachsenen Bunkerböschungen auf Nimmerwiedersehen verschwinden können.
Neun Hektar gesunde Heideflächen bedeuten für die Region Surrey inzwischen einen wichtigen Wert. Rund 85 Prozent der Heideflächen sind in der sandigen Region nach Schätzungen der Umweltbehörden in den vergangenen 200 Jahren durch Verbuschung, den Bau von Siedlungen und Industriegebieten verloren gegangen. Verblieben sind laut dem Bericht State of Surrey’s Nature insgesamt noch zirka 4.119 Hektar. Damit beherbergt Surrey rund 13 Prozent der in ganz Großbritannien verbliebenen Lowland-Heide.
Golfanlagen wie der Walthon Heath Golf Club schaffen mit ihrem Engagement, das sich finanziell auch in zahlreichen Heide-Arbeitsstunden der Greenkeeper widerspiegelt, kleine, aber wertvolle Heidebereiche. Durch die Altersmischung der Pflanzen, nimmt die Fragilität der Bestände ab.
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Michael Mann ist mit seiner Tätigkeit in Walton Heath zu einem echten Fan der Heidepflanzen geworden. „Ich glaube nicht, dass sie mich jemals langweilen werden“, erklärt er mit einem Blick auf eine Fläche, deren leicht veränderte Farbe bei dem Fachmann sofort auf eine Krankheit hindeutet. „Die müssen wir rausnehmen“, lautet die Analyse. Die betroffene Fläche wird er umgraben, neu ansäen. Und dann wird er warten. Es dauert durchaus vier bis fünf Jahre, bis die Pflanzen ein ordentliches Wachstum erreicht haben. „Da braucht man definitiv Geduld“, stellt er fest. „Aber es ist eine unfassbar befriedigende Arbeit.“