Vandalismus im Golf: Wasser auch in der Schweiz das Thema
Nach der Verwüstung von drei Golfplätzen durch die Schweizer Umweltgruppe Grondement des terres während der vergangenen zwei Wochen hat in der Schweizer Golfszene die Aufarbeitung des Vorfalls begonnen. Nachdem am Montagmorgen nicht nur im Genfer Golf Club aufgerissene und beschmierte Grüns entdeckt worden waren, sondern auch die Golfclubs Lausanne und Payerne von Vandalismus betroffen waren, sind in den Golfanlagen längst die Reparaturarbeiten im Gange. Die Schäden an den Golfplätzen sind offenbar zu beheben.
Vandalismus auch in Frankreich
Daneben aber stellt sich die Frage, wie die Golfbranche an sich mit dem Vorfall umgeht, der nicht der erste dieser Art in Europa ist. Dabei wird offenbar der Wasserverbrauch im Golfsport immer mehr zu einem globalen Thema. Im vergangenen Sommer waren auf französischen Golfplätzen zum Teil die Löcher der Fahnenstangen mit Beton verfüllt worden, nachdem in dem Land eine hitzige Debatte um die Verwendung von Wasser während der anhaltenden Dürrephase in dem Land angedauert hatte. Auch in der Schweiz begründeten die Umweltaktivisten ihre Tat nun mit der Wasserproblematik. Weltweit, so ihre Behauptung, würden täglich 9,5 Milliarden Liter Wasser für Golfplätze verbraucht. Das entspreche beinahe der Wassermenge, welche die Menschheit an einem Tag trinke.
Obwohl die Schweizer Golfanlagen im vergangenen Sommer nicht in ähnlichem Ausmaß von Wassermangel betroffen waren wie etwa Golfplätze in Italien, Frankreich, Teilen Englands oder Deutschlands, geht Reto Bieler, Präsident von SwissGolf davon aus, dass „Wasser zum zentralen Thema wird.“ Die Konsequenzen für Swiss Golf seien bereits seit längerem klar und bereits 2019 in der Nachhaltigkeitsstrategie Golf Course 2030 beschrieben. „Wir müssen uns auf der einen Seite um Grassorten bemühen, die weit weniger Wasser brauchen und außerdem auf dem Platz dafür sorgen, dass wir generell mit dem Wasser sparen. Außerdem geht es um das Management von Erwartungen. Wir müssen unseren Golfern klar machen, dass sie auf Dauer nicht so grüne Golfplätze erwarten können wie bisher und dass dies aber keine Qualitätseinbussen bedeuten muss.“
Konkrete Aussagen zum Wasserverbrauch der betroffenen Golfanlagen kann Swiss Golf derzeit nicht machen. Das Reporting zum Thema Wasser, so die Nachhaltigkeitsmanagerin Alicia Moulin, sei zusammen mit dem Zertifzierer GEO noch in Arbeit und noch nicht abgeschlossen. Außerdem ist eine Arbeitsgruppe mit der Entwicklung einer Strategie beschäftigt.
Unabhängig von der Thematik Wasser weisen aber auch die Argumente der Umweltgruppe Grondement des Terres, Golf sei eine der umweltschädlichsten Sportarten überhaupt und nehme mehr Fläche ein als öffentliche Parks in der Schweiz, auf die Sozialkritik der Aktion hin. Mit derartiger Kritik, die nicht belegt ist, kämpfen Golfanlagen in Europa immer wieder. Dabei werden sie auch als Symbol für Reichtum und Exklusivität benützt. „Holen wir uns das Land von den Reichen zurück, das fängt bei den Golfplätzen an“, schreiben die Schweizer Aktivisten auf ihrer Website.
Einer Konfrontation Arm gegen Reich auf dem Rücken des Golfsport kann man nach Ansicht von Bieler kaum begegnen. „Wir können nur aufzeigen, dass wir seit langem begonnen haben, den Sport für einen Grossteil der Bevölkerung zu öffnen. Rund 40 Prozent der Mitglieder von Swiss Golf übten Golf über die Migros Golfclubs oder die ASGI, eine Vereinigung für clubfreie Golfer aus, erklärt er. „Wir sprechen hier von einem Beitrag von rund 300 Franken pro Jahr.“ Trotzdem, so hat Bieler in den letzten Tagen festgestellt, könne es durchaus sein, dass das Image der Golfanlagen zunehmend wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerate.
Swiss Golf forciert Nachhaltigkeit
Dass der Protest der Umweltaktivisten mit Genf und Lausanne zwei der exklusivsten Schweizer Golfclubs beinhaltete, deutet darauf hin. Was das Thema Umweltschutz anbelangt, gilt Swiss Golf aber innerhalb der europäischen Golfszene als einer der progressivsten Verbände. 32 der 98 Mitgliederclubs des Verbandes sind von der international anerkannten GEO Foundation bereits zertifiziert, die Golfclubs in Payerne und Lausanne gehören dazu. Auch die Golfanlage in Genf hat den Zertifizierungsprozess bereits begonnen. Damit ist der Prozentsatz der zertifizierten Clubs in der Schweiz deutlich höher als etwa in Deutschland, Österreich oder auch England.
Kommunikation verstärken
Eine Tatsache, die in der Kommunikation von SwissGolf nun noch stärker betont werden soll. „Wir müssen noch stärker klarmachen, dass die Grüns mit ihrer intensiven Pflege tatsächlich nur zwei Prozent des Golfplatzes ausmachen“, gibt Bieler als Losung aus. Für die Schweizer Golfclubs wird gerade eine Toolbox erarbeitet, in der Argumentationshilfen und Erklärungen zum Thema Umwelt und Nachhaltigkeit enthalten sein sollen.
Der Schweizer Vorfall könnte von anderen Golfverbänden in Europa als Warnruf verstanden werden. Italien und Frankreich verzeichnen bereits seit Monaten eine tiefgreifende Dürre. England Golf wies in einem Post auf Social Media erst zu Beginn der Woche darauf hin, dass in einzelnen Regionen Bewässerungsbeschränkungen verhängt worden sind. Die Debatte um den Wasserverbrauch im Golf dürfte also anhalten.