Top-Thema Ressourcenschonung
Aufbruchstimmung liegt in der Luft: „Beim Thema Wasser sind wir sehr tief eingestiegen,“ resümiert Michael Schalt. Als sich der Clubmanager des GC Abenberg zum Golf Betriebswirt ausbilden ließ, dachte er an klassisches Anlagen-Management mit Mitgliederwerbung, Turnieren, Nachwuchsförderung. Inzwischen hat Schalt erkannt: Ressourcenmanagement ist ein wesentlicher Teil seines Jobs. Wer heute eine Golfanlage erfolgreich führen will, wird gleichzeitig zum Experten für Solarenergie, Wasser und Biodiversität.
Bayerns Golfanlagen setzen bei Energie- und Wasserverbrauch auf sparsame Nutzung und neue Ansätze
Der Golfclub Abenberg, Teilnehmer am Blühpakt Bayern und im Programm Golf & Natur mit Gold zertifiziert, steht gerade beim Thema Wasser vor einer Herausforderung, die viele Clubs in Deutschland teilen. Nur wer gutes Wassermanagement nachweisen kann, bekommt auf Dauer von den Behörden noch eine ausreichend hohe Wasserentnahme genehmigt. „In Teilen Bayerns wie etwa Oberfranken kämpfen wir mit ziemlicher Trockenheit“, erläutert Manfred Beer als Vorsitzender des Greenkeeper Verband Bayern. Ein Mix aus Maßnahmen sorgt dafür, dass Golfanlagen ihren Verbrauch so klein wie möglich halten.
„Das reicht von gut eingestellten Beregnungsanlagen über teilweise Handbewässerung bis zu genauen Messungen der Bodenfeuchte und der Umstellung auf trockenresistene Gräser“, erklärt Beer. Das Image des Wasserverschwenders – das macht der deutlich – ist bei Golfanlagen falsch angebracht.
Ebenso wie jenes des Wasserverschmutzers. Das beweist ein Blick auf den GC Garmisch-Partenkirchen, dessen Anlage im Wasserschutzgebiet des Loisachtales liegt. Dort, wo die Stadt München eines ihrer zwei Trinkwasserreservoirs betreibt. Jahrelange Messungen des Grundwassers unterhalb des Golfplatzes zeigen, dass die Nitratwerte in diesem Bereich minimal sind, weshalb die Stadtwerke München seit 2020 eine Kooperation mit dem Club in Oberau führen. Mit Hilfe eines ISO-zertifizierten Managementsystems wird die Verwendung von Dünge- und Spritzmittel genauestens dokumentiert. Für Rainer List, Leiter der Wassergewinnung bei den Stadtwerken München, hat sich das „Vorurteil, dass auf einem Golfplatz erst einmal das Maximum an Mitteln ausgeschüttet wird, damit alles schön grün ist“, erledigt.
Die Bedeutung des Themas Ressourcenschonung gewinnt auf Golfanlagen eben an Bedeutung. So führt die persönliche Überzeugung vieler Entscheidungsträger auch vermehrt zur Anwendung alternativer Energien. „Als wir 2019 die Caddiehalle neu bauen mussten, wollten wir alles auf Solarenergie umrüsten“, erklärt Johannes Siemenczuk vom Allgäuer Golf- und Landclub. Inzwischen wird die Elektrotankstelle auf der Golfanlage ebenso mit dem selbst erzeugten Strom betrieben wie die Elektroautos.
Im GC Abenberg ist man nicht ganz so groß eingestiegen wie die Kollegen im Allgäu, aber auch dort hat man 2020 in eine Photovoltaik-Anlage investiert, die zumindest Teile des Stromverbrauchs abdeckt. Elektro-Tankstellen finden sich inzwischen ohnehin auf zahlreichen Golfanlagen. „In diesem Jahr waren die zwei Anschlüsse bei uns durchgehend gut besetzt“, zieht Kariem Baraka Geschäftsführer beim GC Riedhof Bilanz.
Das Thema E-Mobilität wird die Golfanlagen in Zukunft stärker beschäftigen. Im Münchener Golf Club ist man ziemlich begeistert von den zwei elektrischen Grünmähern, die man inzwischen angeschafft hat. „Wir haben kein Lärmproblem mehr, die Grünqualität ist besser und obendrein ist es noch umweltschonend“, erklärt Geschäftsführer Alexander Sälzler. Es ist Neuland, dass der Traditionsverein hier betreten hat. Spannend. Wie gesagt: Es liegt Aufbruchstimmung in der Luft.
Der Artikel erschien im November 2020 im Magazin „Golf Natur Erlebnis“ des Bayerischen Golfverbandes.