„Selbst wenn nicht alles möglich ist – jeder kann etwas machen“
Wie wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit für England Golf?
Owen James: Ich denke, wir in England Golf haben das Thema wirklich in unser langfristiges Denken integriert. Wir haben ein Dokument mit dem Titel „Tee-Shots to Success“, und Nachhaltigkeit ist jetzt eines der Themen. Und wir haben einen beträchtlichen Teil des Budgets für die Entwicklung der Nachhaltigkeit in den Golfclubs vorgesehen. Natürlich gibt es noch viel Raum für Verbesserungen, aber ich denke, wir haben erkannt, dass wir als ein Spiel, das in der Natur gespielt wird, wirklich dafür sorgen müssen, dass unsere Beziehung zur Umwelt so gesund wie möglich ist, um unseren Sport zu erhalten.
Was sind die größten Herausforderungen, denen sich der Golfsport in der öffentlichen Diskussion über Nachhaltigkeit stellen muss?
Owen James: Ich denke, es gibt große Probleme mit der Menge an Land, die der Golfsport hier beansprucht, ganz offensichtlich. Dort, wo wir uns am Stadtrand befinden, gibt es große Konflikte mit dem Zugang zu den Flächen und den Menschen, die Grünflächen erkunden und über die Plätze spazieren gehen wollen.
Müssen Golfplätze den Menschen, die in einem bestimmten Radius um den Golfplatz wohnen, Zugang gewähren, wie zum Beispiel Fußballplätze in England?
Owen James: Nein. Wenn eine neue Wohnsiedlung gebaut wird, muss es in dem Gebiet per Gesetz ein bestimmtes Maß an Fußballplätzen geben, während Golf noch nicht von dieser Regelung betroffen ist. Und wie gesagt, es entstehen alle möglichen Konflikte, sei es, wie gesagt, über die Wassernutzung oder den Zugang oder das Bauen auf der grünen Wiese und solche Dinge.
Können Sie dem das Argument entgegensetzen, dass Großstädte Grünflächen brauchen?
Owen James: Nein, nicht solange der Golfplatz als exklusives Grundstück angesehen wird, das nur von bestimmten anderen Leuten bespielt wird. Wir haben solche Probleme nicht, wenn Golfplätze Fußwege haben, auf denen die Leute spazieren gehen und den Golfplatz selbst erleben können. Ich denke also, dass wir ein bisschen offener sein müssen, damit mehr Menschen zumindest sicher um die Anlagen herumgehen können. Das andere positive Argument ist natürlich die Menge an Lebensräumen, die wir als Golfindustrie schützen und bewahren. Würden diese Lebensräume erhalten bleiben, wenn es den Golfplatz nicht gäbe? Vor allem im städtischen Bereich wahrscheinlich nicht, denn dort gäbe es dann Wohnungen oder Industrie. Wir müssen das nur besser kommunizieren.
Hat sich die Wahrnehmung des Golfsports während der Pandemie verändert?
Owen James: Ich glaube, Covid hat dem Golfsport sehr gut getan, aber ihm auch geschadet. Viele Golfplätze, mit denen wir gesprochen haben, haben sich für Menschen geöffnet, die sie betreten wollten. Und dann kam das Problem, als der Golfsport wieder begann_ Die Leute erwarteten immer noch, diese Art von Land nutzen zu können, und konnten das nicht mehr tun. Nur ein Beispiel: Es gibt einen Golfplatz am Rande von Birmingham, wo die Kinder die Bunker zum Spielen und Sandburgenbauen nutzten, was toll war, aber dann, als wieder Golf gespielt wurde, war es nicht mehr sicher. Es geht darum, dass diese Art von Gemeinschaftseinrichtung fast geschenkt und dann irgendwie wieder weggenommen wurde.
England Golf hat vor 18 Monaten den Sustainability Drive gestartet – wie wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit für die englischen Golfer?
Owen James: Innerhalb des Golfsports wurde die Hinwendung zur Nachhaltigkeit sicherlich im letzten Sommer gefördert, als wir hier einen so trockenen Sommer hatten. Und es gab Golfplätze, die buchstäblich nicht wussten, wann ihr Wasservorrat zu Ende gehen würde. Wir begannen damit, dass Golfclubs mit Section 57-Bescheiden belegt wurden, was bedeutet, dass sie nicht einmal aus einem Bohrloch Wasser entnehmen dürfen. Das war ein Augenöffner, denn bis dahin dachten die Leute, dass Brunnen eine Art unbegrenzte Versorgung bedeuten.
Glauben Sie, dass das Thema Wasser derzeit das wichtigste Nachhaltigkeitsthema in England ist?
Owen James: Ich denke, Energie war letztes Jahr ein großes Thema, als wir die Energiekrise hatten und die Preise plötzlich in die Höhe schossen. Die Golfclubs haben das inzwischen in den Griff bekommen und sind daran gewöhnt. Wasser ist sicherlich das kritische Thema, denn die Preise werden irgendwann steigen, wir wissen nicht, wann. Wir wissen nicht, wann die Beschränkungen wieder eingeführt werden. Die Golfclubs müssen sich also Gedanken darüber machen, wie sie ihren Wasserverbrauch nahezu autark gestalten und sicherstellen können, dass das von ihnen verbrauchte Wasser so effizient wie möglich genutzt wird. Denn wenn man seinen Golfplatz nicht bewässern kann, ist alles andere irgendwie irrelevant. Die Energiekosten im Clubhaus sind hoch, aber man kann als Golfclub überleben, ohne dass das Clubhaus rund um die Uhr geöffnet sein muss. Wenn Sie hingegen Ihre Grüns den ganzen Sommer über nicht bewässern können, wird der Golfclub nicht überleben. Und so brutal es auch klingen mag, wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, an dem die Golfclubs wirklich anfangen müssen, das Thema ernst zu nehmen und alles zu prüfen, was sie tun können, um die Wassereffizienz zu maximieren.
Verstehen die Vertreter der Clubs die Dringlichkeit der Angelegenheit?
Owen James: Es gibt einige Clubs, die erstaunliche Projekte durchführen und sich überlegen, wie sie diese Wasserspeicher und Regenwassersammelprojekte finanzieren können, und dann gibt es Clubs, die andere Prioritäten setzen. Aber es ist wichtig, daran zu denken, dass man den schönsten Teppich der Welt in seinem Clubhaus haben kann, aber wenn man seine Grüns nicht bewässern kann, ist das langfristig keine finanziell tragfähige Option.
Warum sollte ein Kapitän einer Mannschaft im Golfclub sich für besseres Wassermanagement einsetzen?
Owen James: Es gibt kein besseres Vermächtnis als zu sagen: Nun, ich war derjenige, der das Projekt zum Bau eines Reservoirs vorangetrieben hat. Okay, es wurde nicht in meinem Kapitänsjahr fertiggestellt, aber wir haben eine Art Vorarbeit geleistet und den Golfclub tatsächlich zukunftssicher gemacht.
Ab November muss jedes Bauvorhaben in England einen zehnprozentigen Zuwachs an Biodiversität aufweisen – eine große Chance für die Golfplätze?
Owen James: Ja, ich denke, wenn die Unternehmen das nicht vor Ort machen können, müssen sie jemand anderen dafür bezahlen, das für sie zu tun. Golfclubs könnten davon in hohem Maße profitieren.
Da 50 % des Landes nicht mehr bespielbar sind, bieten sich hier Möglichkeiten für einen großen Gewinn an biologischer Vielfalt und potenzielle Investitionen. Und obwohl das sehr aufregend ist, ist es auch ein wenig besorgniserregend, wenn Unternehmen ihre eigene Nachhaltigkeit nicht intern verwalten. Auch hier müssen wir also ein Gleichgewicht zwischen den Investitionen und der Nachhaltigkeit herstellen und sicherstellen, dass wir nicht nur den Golfsport, sondern auch die Umwelt schützen.
Wie sehen Sie die Zukunft des Golfsports?
Owen James: Wir müssen sicherstellen, dass bei allem, was wir zu tun versuchen, Nachhaltigkeit und Umwelt an vorderster Stelle stehen. Es gibt Dinge, die sich grundlegend ändern müssen, und es geht darum, diese großen Entscheidungen zu treffen und gleichzeitig sicherzustellen, dass das Spiel, das wir lieben, auch in 10, 20, 30 Jahren noch auf dieselbe Weise gespielt werden kann. Wir müssen auch über die wirtschaftlichen Aspekte der Nachhaltigkeit nachdenken. Vereine, die nachhaltige Veränderungen vornehmen, können zum Beispiel durch Wassereinsparungen Geld sparen. Aber für mich persönlich ist die wichtigste Botschaft an die Vereine, die ich im Moment zu vermitteln versuche: Nur weil man nicht alles machen kann, heißt das nicht, dass man nichts machen kann.