Perfekt sahen die Fairways und Grüns des Platzes Bethpage Black dieser Tage aus, auf denen die Herren McIlroy & Co. um den Ryder Cup kämpften. Nicht anders als all‘ jene amerikanischen Golfanlagen, denen international der Ruf anlastet, mit deutlich mehr Pestiziden, Düngern und Wasser gepflegt zu werden als es für einen nachhaltigen Standard nötig wäre. Wer Frank Rossi, Associate Professor im Fachbereich Landwirtschaft und Life Sciences, zuhört, lernt allerdings einen anderen Blickwinkel auf die Top-Anlage kennen. Der berühmte Golfplatz auf Long Island hat noch eine zweite, weniger sichtbare Rolle: Er ist Teil des Bethpage State Parks und damit einem strengen Schutzregime unterworfen. Der Platz steht sinnbildlich für die Frage, wie sich Spitzengolf und Naturschutz in einem Nationalpark miteinander vereinbaren lassen.
Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Cornell University, die eine 25jährige Kooperation mit der Nationalparkverwaltung des Staates New York unterhält, die insgesamt 23 Golfplätze betrifft. Unter Leitung von Rossi begleitet die Hochschule seit vielen Jahren das Greenkeeping – und zwar in enger Abstimmung mit den Verantwortlichen des Parks. „Die Grundlage war unser gemeinsames Verständnis, dass wir gegenüber den Bewohnern des Staates New York eine Verantwortung tragen“, erklärt Rossi gegenüber der Universitätszeitschrift Cornell Chronicle.
Das gelingt nur durch Zusammenarbeit. Gemeinsam entwickeln Universität, Club und Parkverwaltung Strategien, die sowohl sportlichen Ansprüchen als auch ökologischen Vorgaben gerecht werden. Dazu gehört ein konsequentes Monitoring: Wetterdaten, Bodenanalysen und Vegetationskarten liefern die Grundlage, um Pflegeentscheidungen tagesaktuell zu treffen. „Durch die Zusammenarbeit mit Cornell sind wir alle aufmerksamer geworden und vorsichtiger, wenn es um Anwendungen und die Verwendung des richtigen Produktes geht, um insgesamt die Umwelt zu schützen“, resümiert Mike Hedley, Superintendent des Black Courses die Kooperation.
Reduktion bei Pflanzenschutzmitteln
Das Thema Reduktion der Pestizide stand dabei von Anfang an im Mittelpunkt des Projektes. Der Grund war eine Verordnung des Staates New York aus dem Jahr 2000, in der die Anwendung der chemischen Pflanzenschutzmittel reduziert wurde. Long Island schloss sich dieser Verordnung an. Zwischen 2001 und 2009 wurde der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel um 45 Prozent reduziert, die Menge der Dünger um 60 Prozent. Gestartet wurde das Programm auf dem Green Course und von da auf alle Plätze des New Yorker Nationalparkgebietes ausgeweitet. „Wir haben das wissenschaftlich getestet und gleichzeitig sofort unter Championship-Bedingungen angewandt“, resümiert Rossi gegenüber dem Cornell Chronicle.
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Biodiversität fördern
Parallel dazu werden Flächen des Parks gezielt ökologisch aufgewertet: Die Maßnahmen sind Teil eines Gesamtkonzepts, das die Parkverwaltung begleitet und unterstützt. Vor allem die starke Ansiedlung heimischer Grassorten, die man zum Beispiel an den spielabgewandten Bunkerrändern sehen kann, spielen dabei eine wichtige Rolle. Diese hat der Pflanzenexperte Victor Azzaretto ausgesucht.
Modellcharakter für die US-Golfwelt
Die Kooperation von Cornell University, Golfclub und Nationalparkverwaltung schafft ein Modell, das weit über New York in den amerikanischen Markt hinausweist. Während des Ryder Cups besteht für Wissenschaftler und Parkverwalter außerdem die Möglichkeit, ihr Erfolgsmodell verstärkt zu kommunizieren. Die Botschaft ist dabei laut Rossi einfach. Top-Qualität du nachhaltige Pflege schließen sich nicht aus.