Phosphor-Düngung auf Grüns: Bringt weniger mehr?
Die Wortwahl klingt vielversprechend: Wer die Produktseiten der in der Golfszene üblichen Düngemittelhersteller ansieht, liest viel über „Vitalisierung“ und „Nährstoffversorgung“. Die Frage, wieviel Düngung aber tatsächlich nötig ist, um die Qualität eines Grüns herzustellen, bewegt seit Jahren die Gemüter – auch deshalb, weil die Frage nach der Nachhaltigkeit des Einsatzes von Düngemitteln im Raum steht.
Einen wissenschaftlichen Beitrag zu dieser Thematik liefert nun die Sterf Foundation, die sich mit dem Einfluss von Phosphor auf die Qualität von Grüns beschäftigt. An dem Forschungsprojekt, das seit 2017 läuft und im November 2020 abgeschlossen wurde, beteiligten sich Wissenschaftler und Greenkeeper in Norwegen, Schweden, China, den Niederlanden und Deutschland. Die deutsche Forschungsgruppe der Hochschule Osnabrück hat dabei ihre Ergebnisse zu den Resultaten auf dem Versuchsgrün des Golfplatzes Dütetal in Osnabrück teilweise bereits veröffentlicht.
Test von vier verschiedenen Düngeempfehlungen
„Einer Reduzierung des Phosphor-Düngeeinsatzes steht nach den ersten Ergebnissen eigentlich nichts im Wege“ – so lautet das Fazit von Anne Borchert, die das Projekt unter der fachlichen Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Prämaßing im Rahmen ihrer Masterarbeit auswertet. Nachdem man drei Jahre lang monatlich die Grünqualität beobachtete, kommt man hier zu dem Ergebnis, dass bei ausreichend Phosphor im Boden die üblichen Phosphormengen „gesenkt werden können, ohne die Grünqualität nachteilig zu beeinflussen“
Dabei verglichen die Wissenschaftler auf dem Testgelände vier Varianten auf Basis von verschiedenen P-Düngeempfehlungen, die vor allem unter Greenkeepern bekannt sind: Die sogenannte Kontrolle ohne P-Düngung, nach „Minium Levels for Sustainable Nutrition (MLSN)“, Sterf Precision Fertilisation (SPF)“ und „Sufficiency Level of Available Nutrients (SLAN).“ 2019 brachte man dabei pro Quadratmeter Boden 0,0 g, 1,0 g, 2,5g und 7,8 Gramm/m²/Jahr Phosphor aus. Auf das Grün, das zu Beginn der Forschungsarbeit etwa einen Poa Annua-Anteil von 50 Prozent hat, hatte die Abweichung der verschiedenen Düngemengen keinen wesentlichen Einfluss. Auch bei der Wurzellänge des Grases ließen sich „kaum absicherbare Effekte der unterschiedlichen Düngermengen feststellen.“
Kostenersparnis und Ressourcenschonung
Extrem positiv auf die Zurückdrängung des Poa Annua wirkten sich laut Borchert stattdessen die relativ heißen Sommer mit wenig Niederschlägen und eine konsequente Nachsaat mit Agrostis stolonifera auf den Grüns aus: „Am Ende der Beobachtungszeit war der POA Annua-Anteil auf etwa 30 Prozent zurückgegangen“, stellt sie fest.
Die Ergebnisse des deutschen Untersuchungsteams werden in diesem Jahr mit jenen der anderen vier Forschungsgruppen zusammengeführt. Schon jetzt ist nach Aussagen der beteiligten Wissenschaftler der Hochschule Osnabrück aber bereits abzusehen, dass eine Reduzierung der Phosphormengen auf Empfehlungen nach MLSN oder SPF nur selten zu Nachteilen führte.
Eine Konsequenz, die für Golfanlagen zum einen eine Kostenersparnis bei der Anschaffung von Düngung bedeutet und gleichzeitig eine Ressourcenschonung und Hinwendung auf alternative Maßnahmen zur Verbesserung der Grünqualität hat.
Foto: Stefan von Stengel
Der wissenschaftliche Mitarbeiter der Hochschule Osnabrück Jan Rosenbusch zieht im November 2020 die letzten Bodenproben des Projektes. Darin wird der P-Gehalt im Boden gemessen, um festzustellen, wie sich dieser aufgrund der unterschiedlichen P-Düngermengen verändert hat. (Foto: Universität Osnabrück)
„Einfluss unterschiedlicher P-Düngeempfehlungen auf die Nährstoffgehalte im Boden und die Qualität von Golfgrüns am Beispiel des Golfplatzes Dütetal (Osnabrück)“ von A.F. Borchert, J. Rosenbusch, K.J. Hesselsoe, T.S. Aamlid und W. Prämaßing. Universität Osnabrück, Masterstudiengang Angewandte Nutztier- und Pflanzenwissenschaften“,2020