Luxushotellerie plus Recycling: So funktioniert Müllvermeidung
Müllvermeidung ist seine Leidenschaft: Wenn Flavio Joseph im Clubrestaurant des Heritage Golf Clubs auf Mauritius über die Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft spricht, geht es um Details. Wie löst man den Konflikt beim Strohhalm? Der anspruchsvolle Gast will den Strohhalm im Drink, aber das Heritage Resort will Müll vermeiden. Da passt der Plastikstrohhalm nicht ins Konzept. Auch wenn er in Cocktails und Mocktails noch so schön aussieht.
Reisezeit ist Müllzeit – wer sein Golfbag packt und sein neuestes Traumziel ansteuert, denkt nicht darüber nach, dass er vor Ort Müll produziert. 3,7 Kilogramm pro Person und Nacht in einem 5-Sterne-Hotel – das hat die deutsche Hotelier- und Gaststättenvereinigung DEHOGA berechnet. Ketchup-Fläschchen im Restaurant, Wasserflaschen auf dem Golfcart, Shampoo-Behälter im Bad oder eben auch Plastiktüten und Verpackungsmaterial aus dem Proshop. Ungelöste Müllprobleme machen auch zahlreichen bekannten Golf-Destinationen Probleme. Auf Mallorca zum Beispiel liegt die Recycling-Quote beim Müll nur bei 20 Prozent. Liegengelassener oder angeschwemmter Müll an den Stränden von Inselparadiesen gehört längst zur Tagesordnung.
65 Prozent Recyclingquote – so hoch liegt der Wert im Heritage Le Telfair Resort. 80 Prozent sollen es bis 2026 werden. Das Resort ist ein erstklassiges Best-Practice-Beispiel, wenn es um das Thema Müllvermeidung und Recycling geht. Die eigentliche Herausforderung besteht dabei zweifellos in der Kombination aus dem Angebot der Spitzenhotellerie und dem gleichzeitigen Verzicht auf möglichst viel, was nicht viel mehr als eine schöne Hülle ist.
Vom Ketchup-Glas zum Geschenkartikel
„Wenn wir auf die Produkte nicht verzichten können, weil es Teil des Service-Angebots an den Gast in einem 5-Sterne-Hotel ist, müssen wir uns eben Gedanken über die zweitbeste Lösung machen und uns etwas ausdenken“, resümiert Flavio Joseph. Im Falle der Strohhalme hat man sich nun für eine Variante entschieden, die sich biologisch zersetzt. Die kleinen Ketchup- und Mayo-Gläser wandern ausgespült in ein Kunstprojekt, das die Heritage Resorts ins Leben gerufen haben. Von Juli bis September kam man allein auf 328,4 kg der kleinen Gläser. „La Maison des Artisans“ gibt lokalen Künstlern und Handwerkern die Möglichkeiten mit Artikeln aus den Heritage Resorts Kunstwerke oder Geschenkartikel anzufertigen, die dann wieder an Besucher der Insel verkauft werden.
Unverzehrte Lebensmittel landen nicht im Restmüll, sondern entweder auf dem Kompost oder in einem großen Schweinebetrieb. Papier wird nur dann noch verwendet, wenn es sich um Dokumente handelt, die unbedingt ausgedruckt und unterschrieben werden müssen. Ansonsten sind Tablets der ständige Begleiter von Hotelmitarbeiter und Gästen. Auf den Plastikflaschen prangt in allen Resorts der Insel das Etikett „dies ist kein Wasser, sondern ein Pflanzenprodukt“. Aus dem Zuckerrohr, auf Mauritius lange das dominante Agrarprodukt, lässt sich eben auch eine Flasche herstellen, die dann wieder recycelt werden kann.
Folien sind das neueste Projekt des Nachhaltigkeitskoordinators der Hotels. „Um den hohen Anspruch an Hygiene zu gewährleisten, haben wir hier im Hotel überall Folien. Putzmittel sind in Folien eingepackt, Lebensmittel werden natürlich mit Folien bedeckt, Küchenutensilien werden darin eingewickelt. Plastikfolien kommen in jedem Teil des Resorts zum Einsatz. Zwölf Kilometer Folie, so Flavios Schätzung, verbraucht allein das Telfair-Hotel im Jahr. Gerade plant er ein Audit, bei dem mit den Mitarbeitern das Thema der Vermeidung angepackt werden soll. Statt Folien wird es eben Deckel geben, passende Boxen, andere Behälter.
Plastikflaschen sind ein No-Go
Laut Aussagen des internationalen Zertifizierungsprogramms für die Hotellerie Green Key ist in Hotels eine Müllvermeidungsquote von 90 Prozent machbar. Dabei ist die Kombination von Kreislaufwirtschaft und Müllvermeidung gerade im Bereich der Luxushotellerie nicht einfach: Seinen Anspruch an Komfort und Luxus gibt der Gast auch dann selten auf, wenn er grundsätzlich sogar das Thema Nachhaltigkeit unterstützt. An die fehlenden Miniatur-Einwegfläschen in den Badezimmern haben sich viele Gäste inzwischen gewöhnt, auch in den Heritage Resorts sind sie längst großen Flaschen gewichen, Seifen und andere Hygienematerial stecken in Verpackungen aus Recyclingmaterial.Der freiwillige Verzicht auf den täglichen Handtuchwechsel ist in der Hotellerie inzwischen allerdings fast Standard.
Über Recyclingquoten im Golfbereich wird selten gesprochen. Nur die Plastikflaschen für die Runde werden weltweit zunehmend zum No-Go. Ein Blick in den Proshop auf Beutel mit Tees oder die doppelt verpackten Golfbälle im Dutzend macht klar, dass es hier noch Luft nach oben geht. Was den Golfbereich anbelangt, so muss auch Flavio Joseph im Heritage Golf Club im Moment noch passen. Die Recyclingquote von 64 Prozent hat er hier noch nicht erreicht. Auch im Bereich des Greenkeepings gäbe es noch Potential bei den Verpackungen. Das Thema Müll ist komplex – und für den Gast weitgehend unsichtbar. An seiner Bedeutung aber ändert das nichts.