Golfresort Schloss Pichlarn setzt auf nachhaltige Transformation
Die Schlagworte, die das Thema Nachhaltigkeit im Golftourismus prĂ€gen, sind klar: COâ-NeutralitĂ€t gehört dazu, RegionalitĂ€t in der Gastronomie, nachhaltiges Wassermanagement. Idealerweise wird alles dokumentiert durch ein Siegel, von denen es im Tourismus inzwischen unzĂ€hlige gibt. In einem Land wie Ăsterreich, dessen rund 160 Golfanlagen zu einem erheblichen Teil von GĂ€sten leben, wird das Thema Nachhaltigkeit prĂ€senter. Auch deshalb, weil die Betreiber der Golfanlagen im vergangenen Winter die Diskussion um die COâ-NeutralitĂ€t und die UmweltvertrĂ€glichkeit ihrer Skigebiete miterlebt haben. So mancher Betreiber einer Golfanlage im Zillertal oder in KitzbĂŒhel ist schlieĂlich auch im SkigeschĂ€ft tĂ€tig. Sommer- und Wintertourismus sind in vielen Regionen eng verzahnt. Die Frage, wie umweltvertrĂ€glich ein Hotel oder eine Golfanlage betrieben wird, rĂŒckt also nĂ€her.
Metamorphose eines Traditionshotels
In Schloss Pichlarn, einem der groĂen österreichischen Traditionshotels, hat man sich auf die Herausforderung eingelassen. Das 5-Sterne-Hotel, das seit 2021 zu den Imlauer Hotels gehört, macht seit dem Besitzerwechsel eine kleine Metamorphose durch. Die ZukunftsfĂ€higkeit der Anlage mit 18-Löcher-Platz, eigenen Trinkwasserquellen und eben dem Hotel hĂ€ngt nach Ansicht der Betreiber eben auch von einem nachhaltigen Betrieb ab.
Die Strategie, die man dabei im Haus verfolgt, hĂ€lt sich dabei nicht nur bei den groĂen, schnell sichtbaren Elementen auf, die aus Marketing-Sicht Sinn machen. Der E-Tankstelle vor der Hoteleinfahrt zum Beispiel oder dem Hinweis auf den Verzicht aufs hĂ€ufige Handtuchwaschen im Zimmer zum Beispiel.
Stattdessen blicken wir bei unserem Besuch vor Ort auf ein groĂes Areal mit HĂŒhnern, das unterhalb des schlossartigen Hotelensembles Platz gefunden hat. âSo ein Huhn ist ziemlich schlau, und es ist ziemlich neugierig.â Das Huhn, ĂŒber das Christian Seiringer, Liegenschaftsverwalter im Hotel, spricht, tummelt sich hier gerade mit seinen zirka 250 Artgenossen. Seiringer hatte eigentlich nie groĂes Interesse an HĂŒhnern, bevor der Hotelier Georg Imlauer, EigentĂŒmer von Schloss Pichlarn, erklĂ€rte. âDer Seiringer, der macht jetzt auch die HĂŒhnerâ.
Was sich wie ein witziges Detail anhört, ist faktisch die Ursprungsgeschichte zu einer HĂŒhnerhaltung, die inzwischen 70.000 Eier im Jahr produziert und stellvertretend steht fĂŒr die Neuausrichtung des Resorts.
Umstellung auf pestizidfreien Betrieb
âWir wollen ein WohlfĂŒhlort werdenâ, erklĂ€rt Christian Kresse, einst GeschĂ€ftsfĂŒhrer der KĂ€rnten Werbung und heute freiberuflicher Berater, mit Blick auf das Golf-Resort. Das Projekt begeistert den Marketing-Experten, der auch begeisterter Golfer ist.  Schon am Telefon hat er von der Idee der KlimaneutralitĂ€t erzĂ€hlt, der kompletten Umstellung des Golfplatzes auf pestizidfreien Betrieb, von Energie-Autarkie und anderen positiven Entwicklungen in einem Haus, das seit Jahrzehnten fĂŒr österreichische Spitzen-Hotellerie steht.
Zertifikate-Ausgleich ist kein Thema
Mit der Umsetzung, Planung und Finanzierung des Prozesses ist vor allem Seiringer befasst. Den Begriff KlimaneutralitĂ€t, so erklĂ€rt er schnell, könne er nicht bedienen. âKlimaneutralitĂ€t wĂŒrden wir ja nur erreichen, wenn wir den Co2-FuĂabdruck ĂŒber Zertifikate ausgleichenâ, resĂŒmiert er. âDas geht eigentlich an unserer Intention vorbei.â Die besteht erst einmal darin, den FuĂabdruck der Anlage zu minimieren. âZuerst einmal wollen wir besser werden.â
Damit steigt er ein in eine internationale Debatte um die Problematik des Greenwashings, die eben auch den Tourismus betrifft: Â Was bedeutet Nachhaltigkeit, welchen Bereich verfolgt man am intensivsten, was ist das Ziel?
Wie vielschichtig die Thematik Nachhaltigkeit inzwischen ist, hat man in Schloss Pichlarn bereits erkannt. Es gibt kaum einen Bereich des Resorts, der nicht betroffen ist. Der erste vollelektrische GrĂŒnmĂ€her steht bereits in der Garage. Im Greenkeeping setzt man wie bei allen GartengerĂ€ten rund ums Hotel in der Zukunft auf eine vollstĂ€ndige Elektrifizierung, deren Basis eine eigene Photovoltaikanlage ist. Die sitzt inzwischen auf den DĂ€chern der Tennishallen und am Rande des Golfplatzes und liefert derzeit immerhin 365 kwh. Im Sommer deckt man tĂ€glich die HĂ€lfte des benötigten Energiebedarfs.
Relevant wird die Stromzufuhr auch fĂŒr die Beregnungsanlage des Golfplatzes, die im Winter komplett erneuert wurde. Neue Regner sorgen fĂŒr Verteilungsgenauigkeit, ein eigener Speicherteich fĂŒr deren Versorgung. Dabei besitzt Schloss Pichlarn eigene Trinkwasserquellen, die erst einmal relativ unbegrenzt Wasser liefern. Aber Trinkwasser unkontrolliert auf einen Golfplatz zu verteilen, nein das sei nicht mehr zeitgemĂ€Ă, erklĂ€rt Seiringer. Wasser sparen, Wasser sammeln â das sind fĂŒr ihn die Lösungen.
Zuerst Investitionen â dann Kostenersparnis
Die Herausforderung besteht darin, sie dem Hotelkunden, dem Golfer, den GĂ€sten zu erklĂ€ren. âGrundsĂ€tzlich reagieren die GĂ€ste alle sehr positivâ, stellt Bernadette Leitner, Marketing & Communications Manager fest. Gerade die starke Betonung des regionalen Einkaufs der Lebensmittel oder der kurzen Lieferketten stoĂe auf positives Feedback. Das mag auch daran liegen, dass der Begriff Nachhaltigkeit hier greifbar wird. Das neue GewĂ€chshaus mit 300 Quadratmeter FlĂ€che, in dem gerade von Sprossen ĂŒber diverse KrĂ€uter allerlei GrĂŒnzeug fĂŒr den Eigenbedarf der verschiedenen Imlauer Hotels gezogen wird, liegt direkt neben der Tennishalle und nicht unweit von Hotel und Clubhaus. Zwei GĂ€rtnerinnen hat man extra dafĂŒr eingestellt. Das sei auch so ein Aspekt der Nachhaltigkeit, erklĂ€rt Seiringer. Egal ob Huhn, Honig oder Petersilie â âzuerst einmal muss sich da jemand drum kĂŒmmern.â Auch an Feiertagen. Die Investition in Zeit und Personal sei erst einmal höher, im zweiten Schritt allerdings spare man eben auch Kosten. Die 70.000 Eier wurden frĂŒher schlieĂlich zugekauft.
In der Diskussion mit den Verantwortlichen des Umstellungsprozesses wird klar: Es sind langfristige Entscheidungen, um die es hier geht. Nachhaltigkeit, egal ob im Hotel, der Gastronomie oder im Greenkeeping, bedeutet fĂŒr die Beteiligten auch ein wenig Kopfzerbrechen. Die PlastikflĂ€schchen in den BĂ€dern des Hotels zum Beispiel konnte man in Schloss Pichlarn noch nicht ersetzen. Keine Neuerung konnte auf ganzer Linie ĂŒberzeugen, was ĂŒbrigens auch den wirtschaftlichen Ansatz beinhaltet. Am Ende muss sich auch ein nachhaltiger Golfplatz oder ein nachhaltiges Hotel rechnen, um am Markt zu ĂŒberlegen.  Aber das Problem der Badeartikel aus Plastik hat Bernadette Leitner erkannt. Und natĂŒrlich meldet sich der eine oder andere Gast, der darauf hinweist, dass sich ein Nachhaltigkeitsprogramm damit schwer vereinbaren lasse.
Erfolg ist das Resultat von Detailarbeit
Die Transformation einer Golfanlage oder eines Golf-Resorts in einen nachhaltigen oder klimafreundlicheren Betrieb ist ein Prozess der kleinen Schritte. Seit diesem Jahr arbeitet man in Schloss Pichlarn auch an der Zertifizierung mit dem Ăsterreichischen Umweltzeichen, das als sehr strikt gilt. Christian Seiringer steht in Schloss Pichlarn im Kellergewölbe beim MĂŒll und zeigt auf einen freien Platz. âHier kommt der neue Kompostierer hier.â Das GerĂ€t wandelt KĂŒchenabfĂ€lle innerhalb weniger Stunden in Humus um. âDas ist unsere nĂ€chste Anschaffung. Sie macht einfach Sinn.â SchlieĂlich könnte der Kompost auf kĂŒrzestem Wege Verwendung in den Gartenanlagen, beim GewĂ€chshaus und auf der Golfanlage finden. 4,5 Tonnen KĂŒchenabfĂ€lle fallen jĂ€hrlich im Hotelbetrieb an. In Zukunft werden sie Teil einer Kreislaufwirtschaft sein.
Wunderbar findet das der Marketing-Experte Christian Kresse, der jedes einzelne der Nachhaltigkeits-Projekte in Schloss Pichlarn am liebsten sofort starten wĂŒrde. âWir packen das anâ, sagt er. Seiringer nickt. Still. Gemeinsam finden sie einen gangbaren Weg. Anders kann das Projekt Nachhaltigkeit nicht gelingen.
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