LET-Karriere ohne Frauenförderung kaum machbar
Keiner der deutschen Fans kennt am ersten Spieltag der Amundi German Masters ihren Namen. Keine der deutschen Zeitungen wird während des Damenturniers über sie berichten – außer Lauren Walsh spielt um den Titel mit. Nein, sie hat noch kein Turnier auf der Ladies European Tour gewonnen, sie ist nicht unter den Top 100 der Weltrangliste, aber sie ist die Nummer 12 in der aktuellen Geldrangliste der LET. Also eine der Besten auf Europas Damenprofitour. Lauren Walsh, 24jährige Irin, ist eine Spielerin, an der sich die Geschichte des Aufstiegs zur Topspielerin im weiblichen Profigolf wunderbar erzählen lässt – weil sie eine der wenigen sein wird, die es in die Weltspitze schaffen können.
„Ich habe einfach ein wenig Glück gehabt, dass ich mich am Anfang auf mein Spiel konzentrieren konnte und wusste, dass ich mir im ersten Jahr keine Gedanken über Geld machen muss“, analysiert die Irin ihre eigene Geschichte, die deshalb bis heute positiv verlaufen ist, weil Walsh von Frauenförderprogramm profitiert hat und sich auf ihre Karriere konzentrieren konnte. Sie ist ein strukturierter Typ, mit klaren Zielen. Vor ihrem Wechsel ins Profilager 2023 gehörte sie zu den 20 besten Amateurinnen der Welt, aus Europa schaffen das nicht viele.
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Lauren Walsh war damit ein Fall für die Talent-Scouts im Damengolf und ein Kandidat für die wenigen Nachwuchsförderprogramme, die es gibt. Sie schaffte den Sprung in gleich vier der Initiativen. Ireland Golf und Sport Ireland nehmen sie von Beginn ihrer Profikarriere in die Spitzenförderung auf. Als eine von nur vier Spielerinnen alljährlich wurde sie ab 2023 für drei Jahre von der Annika Foundation gefördert, die Europas erfolgreichste Golferin aller Zeiten, Annika Sörenstam, ins Leben gerufen hat. 2024 wurde Walsh außerdem Teil des Amundi Women’s Team, welches derzeit neun Spielerinnen weltweit umfasst und von dem französischen Vermögensverwalter Amundi gegründet wurde.
Lauren Walsh hat zu diesem Zeitpunkt keinen Caddie, keinen Manager, aber ein erstklassiges Golfspiel und vor allem eine extrem positive und offene Art, die im Damengolf wesentlich ist. Wer unkompliziert im Umgang mit Fotografen, Sponsorenvertretern und Social Media Teams ist, steigert seine Eignung für Sponsoren.
Wirft man Mitte 2025 einen genauen Blick auf Lauren Walsh, so erkennt man, dass sich ihre wirtschaftliche Lage offenbar geändert hat. Sponsorenlogos auf allen verfügbaren Positionen auf Kappe und Kleidung deuten ebenso darauf hin wie ein hauptberuflicher Caddie an ihrer Seite und der Verweis auf ein Management-Team, das sich jetzt um die wirtschaftlichen Belange kümmert. Die Irin hat die Startförderung genützt und sich inzwischen unter die Top 15 der Geldrangliste der LET gespielt.
Wäre sie ein Pro auf der DP World Tour hätte sie in den ersten sechs Monaten des Jahres rund 700.000 Euro verdient. Bei Lauren Walsh sind es noch keine 100.000 Euro, und das, obwohl die Irin fünf Top-5-Platzierungen zu verzeichnen hat und noch keinen Cut verpasst hat. Ob sie dieser Unterschied beim Preisgeld frustriert? „Das kann ich nicht beeinflussen, ich kann nicht mehr tun, als einfach spielen und ich finde, es ist ohnehin schon besser geworden,“ erklärt die junge Frau gelassen. Tatsächlich wächst das Preisgeld auf der Ladies European Tour kontinuierlich, wenn auch in geringfügigem Maße. Nach Jahren, in denen die europäische Profitour für Damen vorrangig damit kämpfte, überhaupt einen durchgängigen Turnierkalender auf die Beine zu stellen, kann man inzwischen immerhin von einem kontinuierlichen Turnier- und damit Arbeitsangebot für die Proetten sprechen.
Neben dem saudi-arabischen Public Investment Fund, der als größter Sponsor des Damengolfs in Europa gilt, gleichzeitig aber immer als das Paradebeispiel schlechthin für den Negativ-Fall des sogenannten Sportswashing genannt wird, ist mit dem Vermögensverwalter Amundi ein europäisches Unternehmen zum wichtigsten Förderer des europäischen Damengolfs geworden. Als Titelsponsor der Amundi Evian Championship, des Amundi German Masters, der Amundi Czech Ladies Challenge sowie als Partner der KPMG Ladies Irish Open, verfolgt das Unternehmen eine globale Damenstrategie und setzt auf Themen wie Diversität, Gleichstellung und Finanzbildung.
Selbstbestimmt und selbstbewusst
Lauren Walsh als Mitglied des Amundi Women’s Teams gehört zu jener Generation junger Frauen, die ihre Karriere selbst im Griff hat. „Ich buche jeden Flug und jedes Hotel selbst, ich entscheide über meine Ausgaben. Ich bin generell gut strukturiert und plane gerne selbst.“ Die Woche beim Amundi German Masters logiert sie in einer Airbnb-Unterkunft um die Ecke des Austragungsortes Green Eagle Golf Courses. Ihr Fokus liegt auf der optimalen Vorbereitung für vier Turnierrunden Golf, nicht auf Luxus und Glamour.
Auch, weil sie weiß, dass sie jetzt, in ihrem dritten Profijahr, das Stadium der Nachwuchsförderung verlässt und den Übergang zur etablierten Spielerin schaffen muss. Die Qualifying School der amerikanischen LPGA Tour hat sie im vergangenen Jahr nicht geschafft. Auch für die Major-Turniere dieser Saison war sie noch nicht qualifiziert. Bei der Amundi Evian Championship hofft sie auf eine Wild-Card ihres Sponsors Amundi. „Vielleicht habe ich ja Glück und es klappt.“ Es wäre ein weiterer dieser kleinen, aber so wesentlichen Hilfestellungen, die Nachwuchsförderung im Golfsport ausmacht.